106 Einsätze hatte die Leipziger Feuerwehr in der Silvesternacht, 144 Einsätze gab es im Bereich Rettungsdienst. Dutzende Verletze durch fahrlässigen Umgang mit Feuerwerk. Zum Glück gab es in Leipzig keine Toten. Doch während in früheren Jahren die Debatte um ein Böllerverbot, das dem zunehmend chaotischen Treiben ein Ende setzt, bald nach Silvester wieder abflaute, beschäftigt sich der Leipziger Stadtrat weiterhin damit. Eine Petition steckt dazu noch im Verfahren. Eine Anfrage wurde – etwas oberflächlich – beantwortet.

Und die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert nun mit einem aktuellen Antrag, dem Vorbild zahlreicher deutscher Großstädte zu folgen und zum Jahreswechsel ein Böllerverbot für die Leipziger Innenstadt zu verfügen.

Stattdessen soll mit einer Drohnen- oder Lasershow eine inklusive, zentrale Silvesterfeier, zum Beispiel auf dem Augustusplatz, geschaffen werden. Perspektivisch könnten Lichtshows an weiteren Standorten in der Stadt folgen.

„Wir führen Jahr für Jahr nach Silvester die gleichen Debatten, beklagen Verletzte und teils tragische Unfälle. Hinzu kommen der Lärm durch immer lauter werdende, teils illegale Feuerwerkskörper, die Umweltbelastung, verstörte Tiere. Viele Menschen fragen sich, warum wir es nicht schaffen, Silvester endlich anders zu feiern“, erklärt Nicole Schreyer, umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.

Allein im Uniklinikum Leipzig wurden zum Jahreswechsel 137 Menschen behandelt, darunter ein achtjähriger Junge, dem ein Feuerwerkskörper mehrere Finger abgerissen hat. Die Wildvogelhilfe berichtete von zwölf gemeldeten verletzten Wildvögeln aus Leipzig und Umgebung, die zum Teil auch gestorben sind. Das entspricht dem 24-fachen eines durchschnittlichen Dezembertages.

Inzwischen zeigen zahlreiche Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Menschen für ein Böllerverbot ist. Bundesweite Petitionen zu einem Böllerverbot haben mehr als 2,6 Millionen Unterschriften erhalten (Stand 16.1.25).

Punktuell ist ein Böllerverbot durchaus möglich

„Zwar liegt die Verantwortung für die Anpassung der Sprengstoffverordnung beim Bund und muss dort dringend angepasst werden“, sagt Nicole Schreyer, die von Beruf selbst Ärztin ist. „Jedoch nutzen bereits heute viele deutsche Städte die Möglichkeit, in bestimmten Stadtteilen ein Böllerverbot zu verhängen! Diese Möglichkeit besteht auch für Leipzig und wir finden, es ist an der Zeit zu handeln. Andere Städte wie Berlin, Hannover, Hamburg, München u.v.a. schaffen es ja auch!“

Teilweise wird selbst mitten in Naturschutzgebieten Feuerwerk veranstaltet. Der Fockeberg am Leipziger Auwald ist das bekannteste Beispiel. Und obwohl das Ordnungsamt sehr wohl registriert, dass dort zu jedem Silvester gegen die Verordnung zum Naturschutzgebiet verstoßen wird, schreitet es nicht ein und verweist darauf, dass man mögliche Straftaten keiner konkreten Person zuordnen könne.

In einer Stellungnahme zu einem früheren Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte das Ordnungsamt festgestellt, dass ein weiter greifendes Böllerverbot im Stadtgebiet nicht möglich sei, man würde damit die Freiheit der Menschen einschränken. Eine Argumentation, die jeden Sinn verliert, wenn damit die Freiheit all derer, die vom wilden Geböller auf den Straßen abgeschreckt werden, eingeschränkt wird.

Eine Lichtershow am Augustusplatz

Dabei würde eine große Lichtershow etwa auf dem Augustusplatz den Leipzigern ein viel eindrucksvolleres Silvestererlebnis verschaffen – ohne Feinstaub, Knalltrauma und verbrannte Finger. Eine Vorstellung, wie das aussehen könnte, haben die Grünen auch.

„Uns ist es wichtig, eine zentrale, kostenfreie Silvesterfeier für alle Menschen zu schaffen – frei von Angst und ohrenbetäubendem Lärm“, sagt Sylvia Herbst-Weckel, familienpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. „Durch die Auswahl verschiedener Uhrzeiten (z.B. 17 Uhr, 21 Uhr, 0 Uhr) können unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, wie Familien mit Kindern oder ältere Menschen, an den Feierlichkeiten teilnehmen, die sich bislang Silvester gar nicht in die Innenstadt getraut haben.

Zusammen mit Bühnenshow und gastronomischem Angebot kann das zu einem neuen Highlight in Leipzig werden. Wir sind überzeugt, dass auch Leipzigs Tourismusbranche von solch einer Silvesterfeier profitiert!“

Und Susanne Scheidereiter, umweltpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke Leipzig, die als Einzelstadträtin den Antrag mit einreicht, bekräftigt: „Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Stadt alternative Angebote in Form von Lasershows in den Stadtteilzentren schaffen würde. Die Verwaltung könnte mit einem Pilotprojekt starten. Es gäbe den Einwohner*innen die Möglichkeit, eine lärmfreie und emissionsarme Silvestershow zu genießen, ohne viel Geld für Knallerei auszugeben. Viel Müll würde zudem eingespart. Und nicht zuletzt wäre dies ein wichtiger Schritt für den Tierschutz. Frankreich macht es vor.“

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