Das gestern in Medienberichten vorgestellte Maßnahmenpaket des Sächsischen Kultusministeriums gegen den Lehrkräftemangel überzeugt nach Einschätzungen der GEW nicht. Es werden Maßnahmen angekündigt, deren Umsetzung schon vor Jahren erforderlich gewesen wäre. Es werden Schecks auf die Zukunft ausgestellt, deren Deckung nicht garantiert ist und vor allem wird auf eine noch höhere Belastung der Lehrkräfte gesetzt, statt entscheidende Schritte zur Entlastung zu gehen.

Das Kultusministerium setzt nicht auf die gemeinsame Lösung der riesigen Probleme an den Schulen, sondern verkündet obrigkeitsstaatlich. Eine Demotivierung der Beschäftigten, die Einschränkung von Teilzeit und stärkere Belastungen werden den Lehrkräftemangel noch verschärfen.

Uschi Kruse, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen, kritisiert die Pläne des Kultusministeriums scharf: „Erst kürzlich wurde in einer Studie gezeigt, dass Lehrkräfte in Sachsen an der Überlastungsgrenze sind. Manche sind auch einen Schritt weiter: Ein Drittel der Vollzeitkräfte arbeiten während der Unterrichtszeit deutlich mehr als das gesetzliche Höchstmaß von 48 Stunden pro Woche.

Auch für Lehrerinnen und Lehrer gelten Arbeitsschutzstandards, die das Kultusministerium gemäß seiner Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten einzuhalten hat! Es muss alles unterlassen werden, was den Beruf für junge Menschen noch unattraktiver macht und bei älteren Lehrkräften zu noch höheren Krankenständen und noch früherem Ausscheiden aus dem Beruf führt.“

Die Daten der Studie der Universität Göttingen zu Arbeitsbelastung und Arbeitszeit sind ernst zu nehmen. Sie haben erst kürzlich ergeben, dass Lehrkräfte in Sachsen besonders hoch belastet sind und pro Woche über drei Zeitstunden unbezahlte Mehrarbeit leisten, an Gymnasien über vier Stunden. 

Uschi Kruse ergänzt: „Die sofortige Reaktion unserer Kolleginnen und Kollegen zeigt, dass sie den größten Teil der angekündigten Maßnahmen völlig berechtigt als Angriff auf ihre ohnehin schwierigen Arbeitsbedingungen verstehen. Es wäre klug, zur Lösung des Lehrkräftemangels in einen sozialpartnerschaftlichen Dialog zu treten. Deshalb fordern wir das Kultusministerium zu Gesprächen auf. Die Entlastung von Lehrkräften muss der erste Schritt gegen den Lehrkräftemangel sein.

Dafür muss jetzt ein Sofortmaßnahmepaket entwickelt werden: Streichen von Aufgaben, die aktuell keine Priorität haben, Abgeben von Verwaltungsaufgaben, Überarbeitung der Lehrpläne und ggfs. Kürzung der Stundentafel, stärkere personelle und sächliche Ausstattung von Schulen in schwierigem sozialen Umfeld sind einige Stichpunkte.

Dabei können wir an den Stellen anknüpfen, wo wir uns möglicherweise einig sind: an der erleichterten Anerkennung ausländischer Abschlüsse und besseren Bedingungen für Studium sowie Vorbereitungsdienst.“

Mehr Informationen zur Studie: www.gew-sachsen.de/arbeitszeit

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