Mit einer elfköpfigen Delegation aus Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen sowie aus dem Sächsischen Landtag ist Staatsminister Thomas Schmidt an diesem Wochenende nach China gereist. Der Minister knüpft mit der Reise an Besuche in China in den Jahren 2015, 2017 und 2019 an, bei denen zahlreiche Vereinbarungen für Zusammenarbeiten auf verschiedensten Gebieten getroffen worden waren.

Die siebentägige Delegationsreise umfasst drei Stationen: Mit Chongqing besucht Staatsminister Schmidt eine der größten Städte der Welt. Das Verwaltungsgebiet ist fast so groß wie Österreich, allein in den städtischen Bereichen leben knapp 14 Millionen Einwohner. Mit dem Amt für auswärtige Angelegenheiten der Stadt hatte der Minister im Jahr 2019 eine enge Zusammenarbeit vereinbart, vor allem im wirtschaftlichen und im wissenschaftlichen Bereich. Weitere Stationen in der kommenden Woche sind die Städte Xiangyang und Wuhan, die beide in der sächsischen Partnerregion Hubei liegen.

Staatsminister Schmidt hatte erst vor einem Monat eine Delegation aus der Stadt Xiangyang in Dresden zu einem Besuch empfangen. Gemeinsamkeit von Sachsen und Xiangyang sind große Automobilhersteller sowie eine ausgeprägte Zulieferindustrie. Die Delegation aus China hatte in Sachsen unter anderem auch die Gläserne Manufaktur von Volkswagen in Dresden besucht.

„Mit der Provinz Hubei verbindet Sachsen eine langjährige Partnerschaft. Die Pandemie hat direkte Kontakte in den letzten drei Jahren schwergemacht. Umso mehr freue ich mich, dass ich als Mitglied der Sächsischen Staatsregierung nun erstmals wieder mit einer sächsischen Delegation nach Hubei reisen kann“, so der Minister.

Aktuell findet durch die am 20. Juni 2023 stattgefundenen Regierungskonsultationen auch auf Ebene der Bundesregierung wieder vermehrt Austausch mit China statt. „Wir wurden von unseren Partnern in Hubei und Chongqing zu dieser Reise eingeladen und wollen unsere Kontakte dort weiter pflegen und ausbauen.“ Auch bei den Besuchen in China in den Jahren 2015, 2017 und 2019 zählten Wuhan, die Hauptstadt der Provinz Hubei und die Stadt Chongqing schon zu den Reisezielen.

Am 10. Juli 2023 werden zunächst an der Universität Chongqing die bisherigen Forschungsergebnisse des Projekts „Water Monitor“ vorgestellt, das gemeinsam mit dem Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik Meinberg e.V. (KSI), der TU Chemnitz, der Staatlichen Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft (BfUL), der Universität Chongqing und dem Umweltbüro der Stadt Chongqing seit dem Jahr 2019 durchgeführt wurde.

Das Projekt soll einen nachhaltigen Beitrag gegen die Verschmutzung der Umwelt leisten, insbesondere für den Schutz der lebenswichtigen Ressource Wasser. Die Zusammenarbeit soll auch künftig fortgesetzt werden. Am Nachmittag sind Gespräche mit dem Amt des Oberbürgermeisters und dem Amt für Auswärtige Angelegenheiten geplant. Daneben stehen zwei Unternehmensbesuche auf dem Programm.

Am 11. Juli 2023 besucht die Delegation in Chongqing u. a. die Fertigungsstätte von AT&S (Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft), einem der weltweit führenden Hersteller von hochwertigen Leiterplatten mit Hauptsitz in Österreich. Die AT&S Gruppe ist ein globales Unternehmen und verfügt über Produktionsstandorte in Europa und Asien.

Weltweit beschäftigt AT&S rund 15 000 Mitarbeiter. Staatsminister Schmidt besuchte im Januar 2023 den Firmensitz in Leoben (Österreich) und erhielt die Einladung der Geschäftsleitung, das Werk in China zu besuchen. Staatsminister Schmidt war Berichterstatter im Europäischen Ausschuss der Regionen zum Europäischen Chip Gesetz und ist seither diesem Thema intensiv verbunden.

Darüber hinaus besucht der Minister in der Region Chongqing eine Teststrecke für Automobile. Die Anlage ist etwa fünfmal so groß wie der Sachsenring. Sie wurde im Jahr 2009 von der Firmengruppe OBERMEYER entworfen, die auch in Dresden eine Niederlassung hat. Niederlassungsleiter Lars Boessert gehört zu den Mitgliedern der Delegation. Das Gelände, etwa 150 km von Chongqing entfernt, bietet auf einer Vielzahl von unterschiedlichen Straßenbelägen Prüfungs- und Testdienstleistungen für in- und ausländische Automobilunternehmen.

Am 12. Juli 2023 stehen in der Stadt Xiangyang, der zweitgrößten Stadt in der Provinz Hubei, Besuche der National High-Tech Industrial Development Zone sowie mehrerer Unternehmen auf dem Programm, darunter der Camel Group und Dongfeng Motor Corporation. Außerdem wird der BYD Industriepark besucht. BYD Company gehört zu den größten Automobilproduzenten Chinas und ist einer der größten Hersteller von Elektrofahrzeugen.

Ziel der Besuche sind ein Erfahrungsaustausch und eine Diskussion über den Strukturwandel in der Industrie. Staatsminister Schmidt ist amtierender Vorsitzender der Allianz der Automobilregionen des Europäischen Ausschusses der Regionen. Die Allianz beschäftigt sich mit den Auswirkungen der anstehenden Transformationsprozesse in der Auto- und Zulieferindustrie in den Regionen, die in Folge der Klimaziele der EU bereits stattfinden.

Am Nachmittag steht ein Besuch des Xiangyang Institute of Technology auf dem Programm. Dort soll unter anderem eine weitere Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft e. V. (bsw) durch eine Kooperationsvereinbarung besiegelt werden. Abends folgen Gespräche mit der Stadtregierung von Xiangyang und dem Amt für Auswärtige Angelegenheiten. Beide Termine knüpfen an den Besuch der Delegation aus Xiangyang in Dresden im Juni 2023 an.

Am 13. Juli 2023 wird die Delegation in Wuhan das Forschungsinstitut für neue Energien besuchen. Hier bestehen ebenfalls bereits Beziehungen zum bsw. Die Aus- und Fortbildung engagierter Fachkräfte auf diesem Gebiet ist auch in China ein großes Thema. Eine Ausbildungsreise nach Sachsen ist in Planung. Es besteht von der chinesischen Seite Interesse am weiteren Ausbau der Kooperation auf dem Gebiet der Aus- und Weiterbildung und an der Entwicklung eines Gründerzentrums in Sachsen. Ebenfalls ist ein Gespräch mit der Provinzregierung Hubei geplant, in dem über Projekte der Partnerschaft Hubei – Sachsen diskutiert werden soll.

Am letzten Tag der Reise (14. Juli 2023) steht ein Besuch der Wuhan Universität für Wissenschaft und Technologie auf dem Programm, die bereits eine Kooperationsvereinbarung mit der TU Bergakademie Freiberg unterhält. Weiterhin geplant ist der Besuch des Deutsch-Chinesischen Industrieparks. Die Firmengruppe OBERMEYER hat mit dem Sino-German Enterprise Center das bedeutendste Funktionsgebäude dieses Industrieparks in Wuhan entworfen.

Vorgesehen ist außerdem eine Besichtigung des Unternehmens Webasto GmbH, das zu den einhundert größten Automobilzulieferern weltweit zählt. Das Kerngeschäft umfasst ein breites Angebot an Dächern, Heiz- und Kühlsystemen für verschiedene Fahrzeugarten. Zum Abschluss ist eine Probefahrt mit einem autonomen Fahrzeug von Dongfeng Motor geplant.

Hintergrund

China war im Jahr 2022 Sachsens weltweit größter Exportpartner. Im Vergleich zum Vorjahr war eine Steigerung der Lieferungen nach China um zehn Prozent auf 8,7 Milliarden Euro zu verzeichnen.

Die Vereinbarung einer engen Zusammenarbeit mit der Provinz Hubei und dem Freistaat Sachsen ist im Jahr 2007 vom damaligen Ministerpräsidenten Georg Milbradt unterzeichnet worden. Die Provinz Hubei hat 58 Millionen Einwohner (2020) und ist mit einer Fläche von rund 187 000 Quadratkilometern etwa zehnmal so groß wie Sachsen.

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