Seit September 2017 werden in allen sächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen für geflüchtete Menschen erfolgreich die „Erstorientierungskurse für Asylsuchende“ (EOK) angeboten. Bisher wurden die Kurse regional unterschiedlich durch verschiedene Träger wie die Johanniter-Unfall-Hilfe oder den Malteser Hilfsdienst koordiniert und umgesetzt.

Seit Anfang Juli übernimmt eine Zentralstelle die Gesamtkoordination der EOK in Sachsen. Träger dieser Zentralstelle ist der Sächsische Volkshochschulverband (SVV). Finanziert wird das Angebot durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und realisiert über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Das Fördervolumen für das zweite Halbjahr 2023 beträgt etwa 700.000 Euro. Der aktuelle Förderzeitraum geht zunächst bis Ende 2025.

Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Es gibt nach wie vor einen sehr großen Bedarf an Erstorientierungskursen in unseren Aufnahmeeinrichtungen. Mit der neu eingerichteten Zentralstelle kann die Koordination innerhalb von Sachsen verbessert werden und es wird ein einheitlicher Rahmen für Erstorientierungskurse geschaffen.

Ich freue mich sehr, dass der Volkshochschulverband diese Rolle übernimmt und damit auch für ein gelingendes Ankommen geflüchteter Menschen in unserer Gesellschaft beiträgt. Wir wissen, dass Integration kein Sprint, sondern ein Marathon ist. Gute Startbedingungen sind dabei unerlässlich.“

Die neu eingerichtete Zentralstelle ist dabei für die Auswahl, Koordination, fachliche Beratung und Verwaltung aller Kursträger in Sachsen zuständig. Außerdem übernimmt sie die administrative Abwicklung des Projekts. Die Zentralstelle ist somit wichtiger Ansprechpartner für kursanbietende und interessierte Träger, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt (SMS). Darüber hinaus übernimmt die Zentralstelle Vernetzungsaufgaben.

Robert Helbig, Geschäftsführer des Sächsischen Volkshochschulverbandes e.V. (SVV): „Die sächsischen Volkshochschulen und der SVV verfügen über viel Know-how in den Bereichen Sprache und Integration. Unsere Expertise und unsere Netzwerke wollen wir gern einbringen, um Erstorientierungskurse in den nächsten Jahren entsprechend der Bedarfe in ganz Sachsen erfolgreich umzusetzen. Menschen eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, ist Kern unseres Selbstverständnisses.“

Bisher wurden EOK in Sachsen fast ausschließlich in Aufnahmeeinrichtungen durchgeführt. Kursträger waren der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (Regionalverband Leipzig/Nordsachsen), die Malteser Hilfsdienst gGmbH sowie die Volkshochschule Dresden. In enger Zusammenarbeit mit der Zentralstelle werden diese auch weiterhin eine bedeutende Rolle als Anbieter in der Erstorientierung spielen. Gleichzeitig sollen die Kurse stärker in die Fläche gebracht werden. Bei entsprechenden Bedarfen vor Ort können künftig auch andere Bildungsanbieter oder Hilfsorganisationen EOK umsetzen.

Im 2. Halbjahr 2023 können bis zu 30 Erstorientierungskurse in Sachsen durchgeführt werden.

Hintergrund zu den Erstorientierungskursen

Die EOK sind ein wichtiges Einstiegs- und Orientierungsangebot für Menschen, die nach Deutschland eingereist sind. In mehreren Modulen erwerben insbesondere Zugewanderte und Schutzsuchende erste Deutschkenntnisse und erhalten wichtige Informationen rund um den Alltag in Deutschland. Neben alltagsrelevanten Inhalten wie Einkaufen oder das Gesundheitssystem verstehen, werden auch Wertevorstellungen, das gesellschaftliche Zusammenleben oder der Umgang mit den Behörden in der Bundesrepublik thematisiert.

Das über Jahre erfolgreich etablierte EOK-Modell richtet sich gezielt an Personen, die nach ihrer Einreise und aufgrund ihrer Lebensumstände Bedarf an einem niederschwelligen Einstiegs- und Orientierungsangebot haben und unterstützt diese, sich in Deutschland zurechtzufinden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwerben dabei nicht nur grundlegende Sprachkenntnisse, sondern erhalten auch wesentliche Informationen über das Leben in Deutschland.

Die Kurse umfassen 300 Unterrichtseinheiten und basieren auf dem Konzept „Erstorientierung und Deutsch lernen“. Folgende Themengebiete werden behandelt:

1. Alltag in Deutschland
2. Arbeit
3. Einkaufen
4. Gesundheit/Medizinische Versorgung
5. Kindergarten/Schule
6. Mediennutzung in Deutschland
7. Orientierung vor Ort/Verkehr/Mobilität
8. Sitten und Gebräuche in Deutschland/Lokale Besonderheiten
9. Sprechen über sich und andere Personen/Soziale Kontakte
10. Wohnen
11. Werte und Zusammenleben (Querschnittsthema)

Für den Unterricht können die Kursträger aus dem Konzept insgesamt fünf Themen auswählen, die sich an den Bedarfen der Teilnehmenden orientieren. Das Modul „Werte und Zusammenleben“ ist für alle Teilnehmenden verpflichtend. Dieses Querschnittsthema vermittelt u.a., welche Grundwerte das Leben in Deutschland bestimmen und wie sich diese im Alltag gestalten.

Unterrichtsbegleitend finden Exkursionen, zum Beispiel zu Behörden, einer Bibliothek oder zum Markt statt. Diese Lehrfahrten helfen den Teilnehmenden zusätzlich, sich in ihrer Umgebung zu orientieren und das Gelernte in der Praxis auszuprobieren.

Die Teilnahme am Kurs ist freiwillig und kostenfrei. Weitere Informationen: https://vhs-sachsen.de/eok

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