Sieben weitere Projekte der grenzübergreifenden Zusammenarbeit wurden für eine Förderung im Programm Interreg Sachsen – Tschechien 2021-2027 ausgewählt. Die Entscheidung traf am 21. März 2024 der Begleitausschuss des Programms auf seiner Sitzung im tschechischen Jáchymov. Die neuen Projekte werden mit insgesamt 9,25 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt. Damit erhöht sich die Zahl der sächsisch-tschechischen Kooperationsprojekte, die seit Anfang 2023 mit rund 53,11 Millionen Euro EU-Mitteln über das Programm gefördert werden, auf insgesamt 36.

„Ich bin begeistert über die Vielfalt und Qualität der sächsisch-tschechischen Kooperationen“, freut sich Staatsminister Thomas Schmidt. „Ob im Tourismus, bei der Bewahrung des Kulturerbes, im Natur- und Artenschutz oder bei der schulischen und außerschulischen Bildung – in allen Bereichen engagieren sich Menschen aus gemeinnützigen Einrichtungen für gemeinsame Lösungen und Angebote im Grenzraum. Da kann ich nur sagen: Weiter so!“

Folgende Vorhaben werden beispielsweise gefördert:

Das Projekt „Silberstraße“ entwickelt nachhaltige Tourismusangebote, die die 22 Bestandteile des UNESCO-Welterbes der Montanregion Erzgebirge/Krušhnohoří besser vernetzen. 17 dieser Stätten liegen auf sächsischer und fünf auf tschechischer Seite, zum Beispiel die Bergbaulandschaften in Altenberg-Zinnwald und Annaberg-Frohnau sowie in Jachymov und Krupka. Bei dem Vorhaben spielen Markenbildung und Online-Präsenz eine zentrale Rolle, damit die Sächsisch-Böhmische Silberstraße als ganzjähriges, einzigartiges Reiseerlebnis wahrgenommen wird.

Dieses Ziel verfolgen gemeinsam vier Partnereinrichtungen: der Tourismusverband Erzgebirge e. V. und die tschechische Destinationsagentur Krušnohoří als Träger des Tourismusmarketings sowie der Verein Welterbe Montanregion Erzgebirge e. V. und die Einrichtung Montanregion Erzgebirge o.p.s. als Hüter der Welterbestätten. Das Vorhaben „Silberstraße“ wird von der Europäischen Union mit rund 0,8 Millionen Euro EU-Mitteln gefördert.

Das Vorhaben „Kulturelles Erbe des Vogt- und Egerlandes“ knüpft an das Vorgängerprojekt „Kulturweg der Vögte“ an. Es hebt Schätze an Mythen, Sagen und Legenden der grenzübergreifenden Region des thüringisch-sächsisch-fränkischen Vogtlands und des Egerlands in Tschechien und bereitet diese zweisprachig auf. Darüber hinaus werden die Rolle des Niederadels sowie des Deutschen Ordens in der Region erforscht. Die Kooperationspartner wollen die Ergebnisse in Veranstaltungen, einer Reihe von Publikationen, Ausstellungen sowie museumspädagogischen Angeboten einer breiten Öffentlichkeit im Grenzraum präsentieren.

Die für die Ausstellungen und Begegnungen benötigten Räumlichkeiten werden saniert und modernisiert. Sieben deutsche und vier tschechische Partnereinrichtungen arbeiten unter der Leitung des futurum vogtland e. V. zusammen, um das kulturelle Erbe in der Region zu vernetzen. Die Europäische Union unterstützt das Vorhaben mit 2,8 Millionen Euro.

„Der Auenschutz zwischen Litomeřice und Dresden“ steht im Mittelpunkt des gleichnamigen Projektes. Unter der Federführung des Umweltzentrums Dresden e. V. organisieren die Regionalgruppe Dresden im BUND Landesverband Sachsen e. V., die NABU-Ortsgruppe Dresden-Neustadt sowie der tschechische Verband für Naturschutz Ophidia aus Litomeřice die gemeinsamen Arbeiten. Die Partner wollen bestimmte Naturräume im Elbtal zwischen Litoměřice und der sächsischen Landeshauptstadt durch gezielte praktische Arten- und Naturschutzmaßnahmen verbessern.

Die Öffentlichkeit möchten sie dabei auf beiden Seiten der Grenze aktiv einbeziehen, zum Beispiel bei Pflanzungen von für die Elbauen typischen Gehölzen oder bei Veranstaltungen, die den Arten- und Naturschutz im Elbtal thematisieren. Das Projekt wird mit knapp einer Million Euro EU-Mitteln gefördert.

„comp@ss“ heißt ein grenzübergreifendes Bildungsprojekt, bei dem die Kindervereinigung Chemnitz e. V., der Kreisjugendring Erzgebirge e. V. und die beiden tschechischen Kinder- und Jugendvereinigungen aus Ústí nad Labem und Chodov kooperieren. Sie entwickeln gemeinsam eine App für Kinder und Jugendliche, die in Tschechisch, Deutsch und Englisch Quizanwendungen, Themenrallyes, Führungen sowie Stadt- und Naturrundgänge zu vielfältigen Fragestellungen bieten wird.

Themenbereiche sind unter anderen „Natur und Umwelt“, „Technik und Medien“ und „Geschichte und Politik“. Aufbau und Inhalte der comp@ss-App entwickeln die Projektträger gemeinsam mit sächsischen und tschechischen Kindern und Jugendlichen. Das Vorhaben erhält rund eine Million Euro der Europäischen Union.

„Vier für die Zukunft“ lautet der Titel der Kooperation des Fußball-Sport-Vereins Zwickau e. V., dem Fotbalový klub Ostrov, z. s., dem ESV Lokomotive Zwickau e. V. und dem FC Slavia Karlovy Vary mládež, z. s. Gemeinsam bieten die Sportvereine unterschiedliche Sportarten wie Bowling, Badminton, Radfahren, Fußball, Schwimmen und e-Sports für Kinder und Jugendliche an. Auch Bildungsmodule zum Kinderschutz, Krisen- und Konfliktmanagement, zur Suchtprävention und Inklusion sind Themenschwerpunkte des Projektes.

Schulen und andere Vereine werden aktiv einbezogen. Dadurch ist es möglich, eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen anzusprechen und für die unterschiedlichen Aktivitäten zu gewinnen. Die Europäische Union unterstützt das Vorhaben mit rund 0,5 Millionen Euro.

Hintergrund

Bis 2027 stehen rund 190 Millionen Euro für grenzübergreifende Projekte in den Bereichen Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, Klimawandel und Nachhaltigkeit, Bildung, lebenslanges Lernen, Kultur und Tourismus sowie partnerschaftliche Zusammenarbeit zur Verfügung. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie nationalen Beiträgen der beiden Nachbarländer.

Der Begleitausschuss wurde auf der Grundlage der Vorgaben der Europäischen Kommission eingesetzt. Er besteht aus einer sächsischen und einer tschechischen Delegation, in der Vertreterinnen und Vertreter von Fachministerien, Wirtschafts- und Sozialpartnern, Nichtregierungsorganisationen sowie der Euroregionen mitwirken. Das Gremium begleitet und bewertet das Interreg-Programm und entscheidet über die Förderung von Projekten. Die Projekte werden im Vorfeld geprüft, mit Punkten bewertet und in einer Ranking-Liste aufgenommen. Danach entscheidet der Begleitausschuss über eine Projektförderung.

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