Die Straße des 18. Oktober ist lang. Länger, als mancher denkt. Sie beginnt am Bayrischen Platz, führt schnurstracks zum Deutschen Platz und danach quer durchs alte Messegelände zum Völkerschlachtdenkmal. Eigentlich ist sie auch die Magistrale der Alten Messe, auch wenn sie derzeit nicht so aussieht. Aber sie soll wieder so aussehen. Stückweise ab 2013.

Das hat in diesem Fall einmal nichts mit dem Völkerschlacht(denkmal)-Jubiläum zu tun, auch wenn der Förderverein Völkerschlachtdenkmal e.V. sich das so sehr wünscht. Denn auch die Sichtachse vom alten Messegelände quer durch den Wilhelm-Külz-Park zur Straße An der Tabaksmühle gehört noch zur Straße des 18. Oktober. Aber ob die Stadt 2013 Geld hat, dieses Stück Straße auch noch aufzumöbeln, steht in den Sternen. Andere Investitionen – von Kindergarten bis Schule – sind tatsächlich wichtiger.

Und dass die Entwicklung eines Gesamtkonzepts für die Straße des 18. Oktobers jetzt auf den Plan kam, hat tatsächlich eher mit einem Möbelhaus zu tun – dem Porta-Möbelhaus, das im Oktober 2013 auf der Alten Messe eröffnen soll. Im Frühjahr sollen hier die Bauarbeiten beginnen. Und die Stadt-Tochter LEVG, die das alte Messegelände verwaltet, steht jetzt in der Pflicht, die Anlieferstraßen im Gelände so weit herzurichten, dass Porta ab Oktober 2013 straßenseitig gut erschlossen ist.Es mache freilich wenig Sinn, die Straße herzurichten, wenn man die Investition nicht als Teil einer Gesamtkonzeption für die Straßenachse im alten Messegelände begreife, erklärte Planungsdezernent Martin zur Nedden am Montag, 6. Februar, bei der Vorstellung der fünf Wettbewerbsbeiträge für dieses Gesamtkonzept. Ende 2011 hatten Stadt und LEVG fünf Planungsbüros eingeladen, ihre Visionen für eine Gesamtgestaltung der Straße zwischen Deutscher Platz und An der Tabaksmühle vorzulegen. “Ein recht knapper Zeitrahmen”, wie zur Nedden selbst zugibt. “Aber die Ergebnisse können sich allesamt sehen lassen.”Eingeladen hatte man aus Leipzig die Bürogemeinschaft Hinrichsenstraße 3 und KARO architekten, aus Markkleeberg DNR (Daab Nordheim Reutler), das Leipzig-Berliner Büro bgmr und aus Karlsruhe agence ter. Am 31. Januar hat die Jury die eingegangenen Visionen begutachtet. “In der Jury saßen auch Vertreter aus dem Stadtrat und aus dem Stadtbezirksbeirat”, so zur Nedden.

Auch wenn es scheinbar nur um eine Sichtachse geht, war die Aufgabe komplex. Es ging um eine markante Gestaltung der Straße innerhalb des Messegeländes – aber auch um die wichtigsten Zubringer innerhalb des Geländes: die Straße Alte Messe, die von der Prager Straße ins Gelände führt, die Perlickstraße, die die Straße des 18. Oktober mit der Zwickauer Straße verbindet, und die Eggebrechtstraße, die künftig das Porta-Grundstück auf seiner Westseite erschließt. Dazu einen Lösungsvorschlag für den Anschluss zum Deutschen Platz, wo heute noch das Torgebäude aus DDR-Zeiten das Gelände abriegelt. Hier ging es nur um Skizzen, denn an einen Abriss des Gebäudes denken derzeit weder Stadt noch LEVG. “Es ist gut vermietet”, sagt zur Nedden.Wesentlich spannender die Lösung für den Übergang vom Südende der Straße zur Brücke, die die S-Bahn-Gleise überspannt und den Fuß- und Radverkehr zum Wilhelm-Külz-Park ermöglicht. Heute dominieren zwei Fahrbahnschleifen diesen Anstieg. Doch für Fahrzeuge ist die Brücke schon lange gesperrt. Ein Neubau der Brücke steht in den nächsten Jahren an.

“Aber das wird ein eigener Wettbewerb”, sagt der Planungsbürgermeister. Trotzdem seien die vorgeschlagenen Lösungen der fünf Büros für das Gelände an der Brücke spannend. Manche hatten vorgeschlagen, hier eine Art Arena zu schaffen, andere sehen eher Raum für Bepflanzung. Die Bürogemeinschaft Hinrichsenstraße 3 hat gleich den ganzen Abschnitt des Messegeländes an der S-Bahn-Trasse neu definiert, schlägt kleinteilige Bebauung abwechselnd mit Grün-Abschnitten vor.

Hinrichsenstraße 3 ist eine der beiden Bürogemeinschaften, die jetzt von Stadt und LEVG aufgefordert wurden, ihren Entwurf weiter auszuarbeiten. Die andere ist agence ter, das die Achsen-Gestaltung nicht ganz so streng gestaltet hat, auch die Auffahrtrampen zur Brücke erhalten möchte. Beide Büros sollen jetzt ihre Konzepte verschmelzen.

Was fest zu stehen scheint, ist die Konzeption einer sechsreihigen Allee innerhalb des Messegeländes. Möglicherweise mit der von Hinrichsenstraße 3 vorgeschlagenen Verkehrsführung – danach wird der motorisierte Verkehr auf die südliche Fahrbahn der Straße des 18. Oktober konzentriert – die nördliche Fahrbahn soll Boulevardcharakter erhalten, nutzbar für Fußgänger, Radfahrer und diverse Veranstaltungen. Und umgesetzt werden soll das Gesamtkonzept in Schritten. Der Hauptgrund logischerweise: das fehlende Geld.

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Also wird 2013 erst einmal der erste Abschnitt gebaut, der direkt vor dem Porta-Möbelhaus, dazu die Straße Alte Messe und die Eggebrechtstraße. Alles andere kommt, wenn weitere Grundstücke verkauft werden, so Reinhard Wölpert, Geschäftsführer der LEVG.

Oder wenn der Hausriegel zum Deutschen Platz abgerissen wird. Keines der fünf Büros hat den Plattenbau in seine Visionen einbezogen. Stattdessen favorisieren hier alle eine neu zu gestaltende Entrée-Situation.

Jetzt müssen sich Hinrichsenstraße 3 und agence ter zusammentun, um eine gemeinsame Gesamtkonzeption zu entwickeln, wie das Obergutachtergremium vorgeschlagen hat.

Die Leipziger können die fünf Entwürfe ab Montag, 13. Februar, in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses besichtigen. Bis zum 2. März werden sie dort zu sehen sein (montags und mittwochs 8:00 – 15:00 Uhr, dienstags 8:00 – 18:00 Uhr, donnerstags 8:00 – 16:30 Uhr, freitags 8:00 – 13:45 Uhr).

www.alte-messe-leipzig.de

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