Das Konzept für ein Erinnern an die von den Nazis deportierten jüdischen Familien Reiter und Lotrovski wird der Verein "Gedenkort Josephstraße" am 14. März 2012 an der Josephstraße 7 vorstellen. Eine Gestaltungsvereinbarung zwischen den Erben, der Stadt und dem Verein liegt nun vor. Bereits im Spätsommer soll der Ort neu gestaltet sein.

Das Grundstück Josephstraße 7 in Lindenau soll auch künftig nicht einfach zur Aufhübschung des gerade mächtig angesagten Bildhauerviertels beitragen. “Es soll eine harte Kante bleiben”, betont Gecko vom casablanca e.V.

Gemeinsam mit anderen setzt er sich für die Gestaltung eines Erinnerungsortes für die jüdischen Bürger Leipzigs ein, die von den Nazis erst außer Landes deportiert und später ermordet wurden. Konkret geht es um die Familie des Kürschners und Pelzhändlers Isidor Reiter, dem das Haus Josephstraße bis zur zwangsweisen Enteignung durch die Nazis gehörte. Und um die Familie Aisik, Anna und Ida Jetty Lotrovski, die in dem Haus wohnte.Was sich die jungen Leute im Frühsommer 2010 vornahmen, ist nun zu wichtigen Teilen realisiert. Zuerst wurde erreicht, dass die drohende Zwangsversteigerung des Grundstückes von der Leipziger Stadtverwaltung ausgesetzt wurde. Dann gründeten die jungen Leute einen Verein “Gedenkort Josephstraße”.

Bei der Leipziger Gedenkstätte Zwangsarbeit wurde ebenso Rat eingeholt wie bei der Ephraim-Carlebach-Stiftung, die sich dem Erinnern an das vielfältige jüdische Leben in Leipzig vor dem Holocaust widmet. In mehreren Workshops wurde mit Gedenkstättenpädagogen ein Konzept für den Erinnerungsort entwickelt.”Wir wollen das Grundstück erlebbar machen”, sagt Gecko zu dem Konzept. Angedacht ist eine parkähnliche Gestaltung. Der frühere Brunnen im Innenhof soll wieder gebohrt werden. Er soll als Symbol dafür stehen, dass sich Nachbarschaft an diesem Ort trifft. Das Areal wird den Namen “Isidor-Reiter-Park” tragen.

Inzwischen liegt auch der Text einer Gestaltungsvereinbarung vor. Danach werden Gideon und Amos Reiter als Erben und Besitzer das Grundstück über 15 Jahre einer öffentlichen Nutzung überlassen. Die Stadtverwaltung Leipzig verzichtet über den gesamten Zeitraum auf das Erheben von Grundsteuern und das Fälligstellen alter Forderungen. Der neu gegründete Verein wird den Gedenkort gestalten und betreiben.

Der Baustart soll in Kürze erfolgen. Für den Spätsommer ist die Eröffnung geplant. Gideon und Amos Reiter haben ihr Kommen bereits zugesagt.

Für die nächsten Schritte braucht es Geld. Deshalb hat der Verein “Gedenkort Josephstraße” bei der hiesigen Volksbank ein Spendenkonto eröffnet. Dessen Nummer lautet 30 790 57 28, die Bankleitzahl ist 860 95 604.

Nicht nur über Spenden freut sich der Verein, sondern auch über weitere inhaltliche Anregungen. Am kommenden Mittwoch, 14. März 2012, zwischen 15.00 und 16.30 Uhr, wollen die erinnerungspolitisch Engagierten mit interessierten Leipzigern über ihr Konzept ins Gespräch kommen. Dazu wird das Grundstück Josephstraße 7 geöffnet sein. Bei schlechtem Wetter bietet das Cafe des casablanca e.V. in der Josephstraße 12 einen Ort des Gedankenaustausches.

Dieser Vor-Ort-Termin ist einer der vielen Programmpunkte in der “Woche der Brüderlichkeit”, die die örtlichen Arbeitsgemeinschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit ab dem 11. März bundesweit organisieren.

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