Am "Stadtgärtchen" im Schönauer Viertel begann am Donnerstag die Erschließung für einen weiteren Einfamilienhaus-Standort. Damit trüge man der gestiegenen Nachfrage nach solchen Grundstücken Rechnung und biete mit der Teichlage ein "Premiumprojekt", sagte Ralf-Dieter Claus, Geschäftsführer der stadteigenen Entwicklungsträgerin LESG, beim ersten Baggerbiss.

Grünau und seine zwei Gesichter. Das eine sind die Plattenbaugebiete und die in den letzten Wochen erneut ausgebrochene Kontroverse, wie viel Abriss denn noch nötig sei.

Für Juliana Pantzer, Gebietsverantwortliche Grünau im Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung ASW steht fest: “In Grünau haben sich seit 2007 – dem Erstellungsjahr der ‘Entwicklungsstrategie Grünau 2020’ – keine grundsätzlichen Veränderungen ergeben, vielmehr haben sich Trends verstärkt oder verstetigt.” So würden sich die Alterung der Bewohnerschaft und auch der Einwohnerverlust des Stadtteils fortsetzen. Dadurch würde sich das Leerstandsproblem wieder verstärken, so Pantzer zu L-IZ.
“Die Zahl einkommensschwacher und bildungsarmer Haushalte ist weiterhin hoch”, räumt die Gebietsverantwortliche weiter ein, “auch das Außenimage der Plattenbausiedlung hat sich selbst nach den Investitionen und Erfolgen der letzten Jahre nicht spürbar verbessert.”

Für das andere Gesicht Grünaus steht der Bagger, der sich am vergangenen Donnerstag erstmals symbolisch in den Boden am “Stadtgärtchen” im Schönauer Viertel biss. In dem Karree zwischen Weimarer Straße, Sonneberger Weg, Suhler Straße und Nordhäuser Weg werden bis Juli 2012 auf einer Baufläche von insgesamt 17.500 Quadratmetern weitere 28 Einfamilienhaus-Parzellen bautechnisch erschlossen.
“Das ist für uns ein schöner Auftrag”, sagt Rüdiger Kürbs, geschäftsführender Gesellschafter der Naumburger Bauunion GmbH & Co. Bauunternehmung. Das regionale mittelständische Unternehmen mit 300 Mitarbeitern mache alles aus einer Hand, wie Kürbs betont. Also vom Ausschachten für die künftigen Leitungen bis zur Schwarzdecke für die verkehrliche Erschließung. Die Naumburger nennt Linken-Stadtrat Siegfried Schlegel aus seiner Kenntnis des lokalen Baugeschehens mit öffentlichen Geldern anerkennend “einen der zuverlässigsten Auftragnehmer”.

Seit 2003 entwickelt die stadteigene LESG als “Gesellschaft der Stadt Leipzig zur Erschließung, Entwicklung und Sanierung von Baugebieten mbH” abschnittsweise das ehemalige Kasernengelände im Westen der Stadt.

Erstnutzerin des militärischen Areals war in den 1930er Jahren eine Fliegerabwehrkanonen-Einheit von Görings Luftwaffe, später um eine Disziplinareinheit ergänzt. Nach der Niederlage Nazi-Deutschlands zogen hier alsbald sowjetische Einheiten ein – und in Folge der deutschen Wiedervereinigung wieder ab.

Die “große Beräumung” des Geländes von Munition und Kampfmitteln sei in den 1990er Jahren erfolgt, betont Claus. Um auf Nummer sicher zu gehen, werde jedem Bauherrn beim Erdaushub ein Kampfmittel-Fachmann zur Seite gestellt. Denn das dort noch Kleinkalibriges liegen könne, ließe sich eben nicht vollkommen ausschließen.

“Damit tragen wir der gestiegenen Nachfrage nach Grundstücken für den individuellen Wohnungsbau Rechnung”, begründet LESG-Chef Claus die Erschließung der zusätzlichen Bauplätze. Das sieht Claus auch als einen Beitrag, die Attraktivität Grünaus zu erhöhen und die Einwohnerzahl des Stadtteils zu stabilisieren. “Viele Käufer kommen aus dem Umfeld”, unterstreicht der LESG-Mann.

Das “Stadtgärtchen” bezeichnet Claus dabei als “Premiumprojekt”. Denn mitten in der heutigen Brachfläche gibt es seit den 1990ern einen Teich. Der wurde zwar noch unter anderen Entwicklungsprämissen angelegt. Doch nun soll er dem Einfamilienhaus-Standort seinen besonderen Charme verleihen.

Die belastbare Nachfrage vor Ort rechtfertigt aus Sicht der Leipziger Stadtverwaltung und der LESG die Erschließung eines weiteren, letzten Baugebietes. Nördlich der Weimarer Straße im Nordwest-Areal sollen noch einmal 50 Baugrundstücken entstehen.

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