Mehr Licht wird künftig die Berliner Straße durchfluten. Denn die Bahn erneuert in den nächsten Jahren vier Brücken im nördlichen Vorfeld des Leipziger Hauptbahnhofs. Statt der früher 21 Gleise werden dann nur noch fünf Gleise die Berliner Straße überspannen. Bis es so weit ist, müssen die Autofahrer im Leipziger Norden mit Umleitungen rechnen.

Da hat der Bauverzug am City Tunnel Leipzig doch noch ein Gutes. “Eine richtig gute Chance” nannte Reiner Tobian, örtlicher Projektleiter bei der Bahn-Tochter Projektbau, die mehrfache Verschiebung der Inbetriebnahme der Innenstadtröhre auf einem Pressegespräch am Dienstag.

Denn der Zeitverlust ist zugleich Zeitgewinn. Er öffnet Baufenster für die notwendige Erneuerung von vier zentralen Eisenbahnüberführungen im nördlichen Vorfeld des Leipziger Hauptbahnhofs. Erste Abrissarbeiten haben dort schon begonnen. Wenn es am 15. Dezember 2013 so richtig los geht mit den neuen S-Bahn-Verbindungen, werden die neuen Züge über neue Brücken von Norden in den Hauptbahnhof einfädeln.Das heutige Brückenensemble über die Berliner Straße, die Rackwitzer Straße und die Parthe sei zur Eröffnung des Hauptbahnhofs gebaut worden, erinnerte Tobian. Da ist nach rund einhundert Jahren ohnehin eine Generalüberholung fällig. Da ist es besser, man baut dort jetzt, als nach Fertigstellung der neuen Gleisanlagen.

Zudem braucht die Bahn heute in dem Areal viel weniger Gleise als früher. Beispielsweise, weil über die Brücke schon lange kein Güterverkehr mehr rollt. Die vorhandene Brücke über die Berliner Straße misst 205 Meter in der Breite. Dort war ursprünglich Platz für 21 Gleise. Wer auf der Berliner Straße per Auto, Rad oder Straßenbahn unterwegs ist, nimmt diese Spannweite als Tunnel war. In der Mitte gibt es ein kleines Lichtfenster.Der Neubau wird im ersten Abschnitt nur noch 28,5 Meter und in einem zweiten Abschnitt 15 Meter breit sein. Zwischen den beiden Brückenteilen entsteht ein Lichthof, wie die Deutsche Bahn weiter mitteilte. Über den ersten Abschnitt werden drei Gleise Richtung Tunnel führen, über den zweiten Abschnitt deren zwei für den ICE-Verkehr.

So entsteht eine dreifeldrige Stahlbetonbrücke. Dabei bleiben die beiden denkmalgeschützten Obelisken an der Bahnbrücke erhalten. Der Raumgewinn durch die neue, weitaus schmalere Brücke bietet dann zusätzliche Möglichkeiten der Stadtentwicklung.Der erste Brückenteil für die S-Bahnen wird rechtzeitig zur Aufnahme des Probetriebs für den Tunnel im September 2013 nutzbar sein, versicherte Artur Stempel, Bevollmächtigter der Deutschen Bahn für den Freistaat Sachsen, bei dem Pressegespräch. Brückenteil zwo steht rechtzeitig 2015, wenn die ICE-Neubaustrecke zwischen Leipzig und Erfurt unter Verkehr gehen soll, unterstrich Stempel im selben Atemzug. Danach strebe man bis 2017 den Abschluss der anderen Arbeiten an. Insgesamt sind für die Brückenbauten 30 Millionen Euro kalkuliert.

“Wir bauen unter rollendem Rad”, betonten die Bahnvertreter immer wieder. Das ist für die anderen Verkehrsteilnehmer an der Berliner Straße nicht ganz so der Fall. Für Autofahrer und die Straßenbahn gibt es in der nächsten Zeit mehrere Sperrphasen und Umleitungen rund um die Berliner Straße. Fußgänger und Radfahrer können die Baustelle hingegen passieren.

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Dabei ist es aus Sicht der Stadtverwaltung erfreulich, “dass die Baumaßnahmen in einer Zeit stattfinden, in der nicht so viel los ist”, wie Michael Jana, Leiter der Straßenverkehrsbehörde im städtischen Verkehrs- und Tiefbauamt, sagt. Also in der Sommer- und Ferienzeit.

Noch bis zum 29. Juli 2012 wird die Berliner Straße stadteinwärts ab Wittenberger beziehungsweise Rackwitzer Straße gesperrt sein. In Sperrphase 2 zwischen dem 30. Juli und 19. August 2012 dreht sich die Sperrung dann um: Die Berliner Straße ist stadtauswärts ab Gerberstraße/ Berliner Straße gesperrt. Umleitungen sind ebenso ausgeschildert wie Hinweise für Anlieger, teilte die Stadtverwaltung mit. Für die Sperrphase 3 zwischen dem 20. und 31. August 2012 gilt: Die Berliner Straße ist für den Verkehr – einschließlich Straßenbahn – voll gesperrt.

Auf notwendige Sperrphasen im weiteren Bauverlauf wird fortlaufend hingewiesen.

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