Die Marina Leipzig-Lindenau muss Realität werden - koste es, was es wolle! Das vermitteln zumindest die wahnwitzigen Vorlagen, die der Leipziger Stadtrat in seiner Sitzung am 18. Juli beschließen musste. Zwar wurden schon Abstriche hingenommen, die Promenade wird einfach weggelassen und das Becken nicht erweitert, dennoch verschlingt das Prestigeobjekt Lindenauer Hafen immer noch Millionen.

Kurz vor der Sommerpause musste noch unbedingt ein Projekt durch den Leipziger Stadtrat gedrückt werden, das vor allem Oberbürgermeister Burkhard Jung am Herzen liegt: der Ausbau des Lindenauer Hafens. Und natürlich der Kanaldurchstich, denn ohne Wasseranschluss ist ein Hafen ja nun gar nichts wert.

Dass der Durchstich wichtig ist, bestreitet auch niemand. Aber die Finanzierung auf Pump müsse nicht sein, kritisiert die FDP. Und die CDU versteht nicht, warum diesem Projekt eine so hohe Priorität eingeräumt wird. Und OB Jung? Der setzt schon mal die Segel, trotz Gegensturm. Auch wenn mit den insgesamt Millionen wirklich wichtigere Dinge wie Schulen oder Kitas finanziert werden könnten.

Der Kanaldurchstich kostet fast 9 Millionen Euro bei einem städtischen Eigenanteil von knapp 530.000 Euro. Die Gesamtumsetzung des Hafen-Areals beläuft sich auf 18 Millionen Euro, davon muss die Stadt 3,8 Millionen selbst übernehmen. Mit dem Ausheben der Wasserverbindung soll bereits im August begonnen werden..
Die Stadt hat zwar die Kosten insgesamt um 4,1 Millionen Euro reduziert. Die Einnahmequelle durch Grundstücksverkäufe hat sie aber um fast den gleichen Betrag erhöht (3,5 Millionen Euro). Damit setzt sich die Kommune einem Risiko aus, das am Ende wieder die Bürger ausbaden müssen.

Als positive Effekte des Kanal- und Hafens-Projekts nannten die Stadträte Axel Dyck (SPD) und Siegfried Schlegel (Linke) den Zuzug von Bürgern nach Leipzig auf Grund höherer Attraktivität. “Ich behaupte einmal kühn und verkürzt, ohne die öffentlichen Investitionsmittel in die Wasserinfrastruktur als Standortfaktor hätten wir das Bevölkerungswachstum der letzten 10 Jahre nicht erreicht”, so Dyck.

Und dann ist das noch die stadträumliche Verbindung zwischen Lindenau und Grünau. Auf Grund des fehlenden Kanaldurchstichs sei eine städtebauliche Entwicklung östlich der Saarländer Straße nicht vorhanden, befand Schlegel.

Der Stadtrat hatte also zum einen die Fortschreibung der 2. Rahmenvorlage “Entwicklung des Lindenauer Hafens” und zum anderen die Änderung des “2. Bau- und Finanzierungsbeschlusses zur Herstellung der Gewässerverbindung zwischen Karl-Heine-Kanal und Lindenauer Hafen” auf der Tagesordnung.Letztere Vorlage mit einer Eilbedürftigkeit versehen, da einige Fördermittel zeitlich gebunden sind. Beiden Vorlagen fanden letztlich eine Mehrheit.
Der Zeitplan der Baumaßnahmen als PDF zum download.

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