Plagwitz bekommt ein Goldenes Band. In Teilen sieht man sie schon: die Lärmschutzwände an den Bahngleisen. Da kommt dann ganz legal Graffiti drauf. Auch wenn zwischen Deutscher Bahn und der Leipziger Stadtverwaltung noch ein Rechtsstreit anhängig ist, wird der Streckenabschnitt über der Karl-Heine-Straße bald verschalt.

Juristisch läuft er noch: der Mauerstreit von Plagwitz. Die Deutsche Bahn AG will dort die heute üblichen und vorgeschriebenen Schallschutzwände setzen. Die mindern zwar den Lärm, aber auch die freie Sicht.

Das passt manchen Anwohnern zwischen dem historischen Bahnhof Plagwitz und der katholischen Liebfrauenkirche in Lindenau nicht. Auch die Stadtverwaltung Leipzig legte sich auf einen unverstellten Blick auf das Kulturkarree rund um die Baumwollspinnerei fest und zog gegen die Bahn vor Gericht.

“Zwischen der Stadt Leipzig und der DB konnte in diesem Punkt leider kein Einvernehmen erzielt werden”, sagt Dr. Christiane Westpahl vom städtischen Baudezernat zu L-IZ. Die Klage der Stadt Leipzig sei beim Oberverwaltungsgericht Bautzen anhängig, ein Verhandlungstermin steht aber noch nicht fest, so Westphal weiter. Jedoch besitze die Klage der Stadt Leipzig keine aufschiebende Wirkung, insofern könne die Bahn AG die planfestgestellte Lösung auch realisieren.Gleiches tut das Eisenbahnverkehrsunternehmen in Staatshand auch. Denn im Herbst nächsten Jahres sollen die Arbeiten an Leipzigs neuem S-Bahn-System fertig sein.

“Die Montage der rund 800 Meter Lärmschutzwände unter dem Arbeitstitel ?Das goldene Band? in Plagwitz läuft bereits, das passiert parallel zu den Bauarbeiten an der Strecke”, bestätigt Bahnsprecherin Änne Kliem gegenüber L-IZ das, was nicht zu übersehen ist. Dabei befinde man sich, so Kliem, mit der Stadt Leipzig “in enger Abstimmung”.

Doch das Lärmschutzband soll nicht nur golden glänzen. “Es ist geplant, an verschiedenen, ausgewählten Stellen entlang der Schallschutzwand Graffiti anzubringen”, erläutert Änne Kliem. Hierbei kooperiere man mit dem Graffitiverein Leipzig.

An dem Projekt wird seit 2010 gearbeitet. Vor gut zwei Jahren fand im Neuen Rathaus eine Projektkonferenz mit Vertretern des Stadtplanungsamtes, der DB AG, des zuständigen Architekturbüros Ausbourg Borchowitz & Partner und des Graffitivereins statt, erzählt Susan Kittel vom Leipziger Graffitiverein. Dabei wurde “erörtert, welche Möglichkeiten bestehen, den Baukörper einerseits künstlerisch ansprechend zu gestalten und andererseits damit ein größtmögliches Maß an präventivem Schutz vor unerwünschten Schmierereien zu erhalten”, erinnert sich Kittel.

An markanten Stellen ist nach den Worten von Susen Kittel geplant, “ein großes Flimmern harmonisch changierender Farbnuancen im gelb-braun-Spektrum zu erzielen, welches sowohl den Reisenden, als auch den Anwohnern die unterbewusste Assoziation eines goldenen Bandes vermittelt”. Die Graffiti werden sich mit Themen wie “Traditionslinien der Mobilität vor dem Hintergrund einer vernetzten Welt” und “dynamischen Manifestationen individueller Selbstfindungsprozesse im urbanen Kontext” auseinandersetzen.

An dem Projekt werden 135 junge Künstler aus der ganzen Bundesrepublik arbeiten, so Susan Kittel.

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