Eigentlich ist es bereits im Dezember 2012 beschlossene Sache. Die Sanierungskosten von mindestens 230.000 Euro waren wohl nicht zu schultern, doch erst, was man sieht, wird Realität. Heute nun hat der Zahn der Zeit ein letztes Mal in Form von Hammer, Schrauber und Gerät zugeschlagen und die Brücke der Buntgarnwerke ist nicht mehr.

Bedauert haben es irgendwie alle Beteiligten, doch wie an so vielen Stellen im Lande war das Geld knapp. Noch im Jahr 2012 hatte es ein Gutachten im Auftrag der Stadt gegeben, in welchem ein alsbaldiger Abriss aufgrund des Bauzustandes als unausweichlich empfohlen wurde. Sicherung und Sanierung der Brücke hätten Kosten von im geringsten Falle mindestens 230.000 Euro ergeben, die auch durch die Bündelung von Mitteln der Eigentümergemeinschaften, der Landesdenkmalförderung, der Initiative Brückenrettung Buntgarnwerke und der Stadt Leipzig nicht zu schultern waren.

“Ich bedauere sehr, dass es trotz intensiver Bemühungen seitens aller beteiligten Akteure zum Abriss der Brücke keine Alternative gibt und die Kosten für Sicherung und Sanierung trotz des Engagements aller Beteiligten leider nicht aufgebracht werden konnten” so Martin zur Nedden, Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau 2012.

Und ein Wunder geschah bis heute auch nicht mehr. Mit den ersten Sonnenstrahlen verschwand die Brücke gerade noch rechtzeitig, bevor die ersten Bootstouren von den Zerlegungsarbeiten behindert werden könnten.

“Die über hundert Jahre alte Brücke, verbindendes Element des gründerzeitlichen Industriekomplexes zu beiden Seiten der Weißen Elster und Kulturdenkmal, wurde heute in ihre Einzelteile zersägt. 3 m lange genietete Stahlträger warten in Containern auf ihren Abtransport und auf das anschließende Einschmelzen.” heißt es nun von der gescheiterten Brückenretterinitiative.
Das es zu spät und das Geld zu knapp war, wenigstens eine Teilsanierung in kurzer Zeit hinzubekommen, hat man dabei schweren Herzens akzeptieren müssen. Doch man hat daraus gelernt, setzt ab sofort auf mehr Vorbereitung, wenn es um weitere Industriedenkmäler in Leipzig geht.

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So befinde man sich “derzeit im Gespräch mit der Leipziger Denkmalstiftung, um zusammen eine neue Initiative zu gründen. So ist vorgesehen, durch Spenden einen Fonds zu bilden, welcher bei ähnlichen Situationen zum sofortigen Einsatz kommen kann und damit eine weitaus höhere Chance besteht, ein vom Abriss bedrohtes Kulturdenkmal zu retten.”

Die Eisenbahnbrücke scheint so doch noch eine Funktion, wenn auch nur noch eine mahnende zu bekommen. “Die stolze Eisenbahnbrücke wird von nun an nicht mehr unser Stadtbild prägen. Wieder verschwindet ein Stück Kulturgeschichte Leipzigs. Vielleicht kann zukünftig ein in weiser Voraussicht angelegter Fonds unser gründerzeitliches Leipzig mit seinen liebevollen Details besser erhalten.”

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