Man muss nur neugierig sein, dann gibt's eine Antwort: Immerhin ist rund um das Areal Wilhelm-Leuschner-Platz so gut wie alles ungelöst. Die Stadtverwaltung hat eigentlich keine Vision und keine Meinung, treibt aber trotzdem diverse Ideen zur Bebauung/Nichtbebauung und zu einem Denkmal ohne Substanz vor sich her. Und dann ist da noch der Bowlingtreff aus DDR-Zeiten. Was wird damit, wollte die Grünen-Fraktion am 2. Mai mal wieder wissen.

Am 22. Mai antwortete das Wirtschaftsdezernat, weil ihm das Liegenschaftsamt zugeordnet ist. Es hätte auch das Kulturdezernat antworten können, denn das hat mit dem Bowlingtreff was vor. Was auf diese Weise dann auch öffentlich wurde.

“Wurde ein Erbbaurechtsvertrag mit der Kulturstiftung Leipzig geschlossen?”, fragten die Grünen, immerhin ging es zwischen Stadt und Kulturstiftung die ganze Zeit hin und her. Erst mit einem Erbbaurechtsvertrag hätte die Kulturstiftung in dem ehemaligen Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz was Neues ins Leben rufen können.

“Wenn ja, welche Schwierigkeiten bestehen in der Umsetzung des Vorhabens?”, fragten die Grünen, denn das Hin und Her nervt so langsam. Zur gewünschte Markthalle gibt es ja mittlerweile eine halbe Zusage. Aber die restlichen Bebauungspläne für das Gebiet mitten in der Stadt sind so diffus wie bisher.

Aber siehe da: Die Stadt hat selbst was vor mit dem alten unterirdischen Bowlingtreff. Sie hat tatsächlich eine alte Idee wieder ausgegraben.

“Mit der Kulturstiftung Leipzig wurde kein Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen. Die Kulturstiftung Leipzig hat in Absprache mit und auf Wunsch des Dezernats Kultur ab Januar 2012 ihre Aktivitäten zur Erlangung des Erbbaurechts am ehemaligen Bowlingtreff ruhen lassen und stattdessen die Bemühungen des Dezernates Kultur, das Gebäude als möglichen Standort für das Naturkundemuseum in Betracht zu ziehen, unterstützt.”Seit Januar 2012? – Da staunt der Leipziger. Da sitzt man seelenruhig die Teilschließung des alten Naturkundemuseums aus, riskiert den Verlust der Besucher, lässt auch die Stadträte im Unklaren, wohin die Reise in Sachen Naturkundemuseum gehen soll. Dabei hat man längst ein Auge auf das alte Bowlingzentrum im Untergrund geworfen.

“Das Dezernat Kultur teilte dem Dezernat Wirtschaft und Arbeit mit, dass der Bowlingtreff als Standort für das Naturkundemuseum untersucht werden soll und hat darum gebeten, die Vermarktungsaktivitäten bis auf Weiteres einzustellen”, erläutert nun das Wirtschaftsdezernat.” Und so erübrigen sich die Fragen der Grünen also auch nach einer möglichen Wiedereröffnung des Bowlingtreffs. Mancher Stadtrat wird da an das Wörtchen Transparenz gedacht haben, mancher auch an das Wörtchen Kommunikation. Immerhin sollte das auch das höchste Gremium der Stadt interessieren, was die Stadt mit der Immobilie vor hat. Auch Stadträte brauchen Zeit, sich eine Meinung zu bilden.

“Die Vermarktung der Immobilie ruht derzeit aufgrund der Prüfungen zur Unterbringung des Naturkundemuseums im ehemaligen Bowlingtreff. Die Vorlage ‘Masterplan Naturkundemuseum’ ist derzeit im Verfahren”, teilte das Wirtschaftsdezernat noch mit. “Darin wird der ehemalige Bowlingtreff als künftiger Standort für das Naturkundemuseum favorisiert. Der Zeitpunkt der Wiedereröffnung ist abhängig vom weiteren Verfahren zum Naturkundemuseum.”

Und weil man nun gerade von der Grünen-Anfrage aufgescheucht wurde, hat man den Stadtratsfraktionen in dieser Woche auch endlich mal das 150-Seiten-Paket zum “Masterplan Naturkundemuseum” zukommen lassen. Als Druckvariante, was dann einige modernere Stadträte schon verblüfft: Das Leipziger Rathaus ist gerade mit mächtigem Aufwand dabei, sich vom digitalen Zeitalter wieder zu verabschieden. Es wurde für diesen “Masterplan” nicht nur der Bowlingtreff als Standort geprüft. Insgesamt nahm man sechs Standorte unter die Lupe, für drei hat die Verwaltung konkretere Untersuchungen vorgenommen.

Mehr dazu lesen Sie morgen an dieser Stelle.

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