"Wir haben bis jetzt ungefähr die Hälfte geschafft", sagte Inge Kunath, Leiterin des Amtes für Grünflächen und Gewässer der Stadt Leipzig, am Freitag, 31. Januar, als Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal das Hochwasserschutzprogramm für Leipzig vorstellte. Heißt aber auch: Die Hälfte fehlt noch. Oder noch deutlicher: Leipzigs Abflusssystem funktioniert noch lange nicht. Erst in 10 oder 15 Jahren, wenn die Mühlgräben wirklich wieder offen sind.

Natürlich enthält das Leipziger Hochwasserprogramm auch andere, nicht ganz so spektakuläre Maßnahmen wie Grabenberäumungen, Anlage von Speichern, Sohlberäumungen und dergleichen mehr. Aber im Fokus der Öffentlichkeit stehen vor allem die Mühlgräben, die seit 1993 abschnittsweise und für viel Geld wieder geöffnet und gestaltet werden.

Aktuell wird der Abschnitt zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Elsterstraße hergerichtet. Kostenpunkt 4 Millionen Euro, Verspätung 4 Jahre. Und auch 2014 wird dort mit Hochdruck gearbeitet, um das Projekt noch in diesem Jahr fertig zu stellen. Auch die Westbrücke wird dieses Jahr noch angepackt. Kostenpunkt: noch einmal 1,4 Millionen Euro.

Ein erstes Lüftchen weht für den Abschnitt des Pleißemühlgrabens zwischen Simson- und Lampe-Straße, wo 2013 der Verein Neue Ufer e.V. einen 100.000-Euro-Scheck überreichte, damit endlich mit den Planungen begonnen werden kann.

“Und für den Abschnitt 3.1. am Elstermühlgraben erwarten wir im ersten Quartal 2014 den Fördermittelbescheid”, sagte Heiko Rosenthal am Montag. Ursprünglich war die Freilegung des kompletten Teilstücks des Elstermühlgrabens von der Westbrücke bis zur Thomasiusstraße bis 2010 geplant, verschob sich dann erst auf 2012, 2013, 2018. Augenblicklich spricht der Umweltbürgermeister mit einer Vollendung 2019.

Kostenpunkt für den kompletten Restteil des Elstermühlgrabens (mit den 4 Millionen für den jetzt entstehenden Abschnitt): 18,3 Millionen Euro. Aber Wasser soll schon Ende 2014 wieder fließen. Aktuell ist der Elstermühlgraben am Ranstädter Steinweg ja ein stehendes Gewässer. “Aber durch die Röhre wird dann erstmals wieder Wasser fließen”, verspricht Heiko Rosenthal.

Am Pleißemühlgraben wird das Ganze noch länger dauern. Was fehlt noch?
Der Abschnitt zwischen Lampe- und Simsonstraße, der bis 2018 geöffnet werden soll. Kosten: 5,8 Millionen Euro.

Der Abschnitt von der Käthe-Kollwitz-Straße bis zur Angerbrücke. Mit wahrscheinlichem alten Flussverlauf hinter der Hauptfeuerwache. Geplante Bauzeit: 2015 bis 2018, Kostenpunkt: 7,7 Millionen Euro. Offenlegung des Pleißemühlgrabens in Höhe Braustraße/Wundtstraße. Geplant 2020 bis 2023. Kosten; rund 900.000 Euro.

Die Öffnung des Pleißemühlgrabens entlang der Wundstraße – geplant für 2023 bis 2028 für 11,7 Millionen Euro.

Die Öffnung des Abschnitts von der Tauchnitzbrücke bis zur Rudolphstraße direkt am Martin-Luther-Ring. 2,4 Millionen Euro sind geplant, Bauzeit aber erst 2024 bis 2029. Aus städtischer Sicht eine höchst sensible Stelle, denn eigentlich muss man hier den Verkehrsraum reduzieren.

Mehr zum Thema:

Leipzigs Hochwasserschutzkonzept (3): Warum Leipzig durchlässige Mühlgräben braucht
Vielleicht wäre es gut …

Leipzigs Hochwasserschutzkonzept (2): Wie sich die Arbeit von Stadt und Landestalsperrenverwaltung verzahnen
Das Juni-Hochwasser 2013 …

Leipzigs Hochwasserschutzkonzept (1): Warum die Stadt erst nach dem Hochwasser 2013 Dampf gibt
Am Freitag, 31. Januar …

100.000-Euro-Scheck übergeben: Jetzt können die Planungen für die Freilegung des Pleißmühlgrabens an der Lampestraße beginnen
Aller Anfang ist schwer …

Integriertes Gewässerkonzept Leipzig: Kooperation zwischen Stadt und Landestalsperrenverwaltung endlich vereinbart
Amtliche Mühlen mahlen langsam …

Zeitdruck am Elstermühlgraben: 2014 soll der neue Abschnitt samt Westbrücke fertig sein
Gegen Jahresende wurde es auch …

Dann fehlt nur noch der Abschnitt zwischen Gottschedstraße und Käthe-Kollwitz-Straße, genauso sensibel, 7,7 Millionen Euro teuer und erst für 2025 bis 2030 geplant. Was eben auch heißt, dass das Leipziger Umweltdezernat nicht ganz so euphorisch ist, diesen wichtigen Hochwasserentlaster wirklich binnen 10 Jahren wieder reaktivieren zu können. Obwohl diese Grabenöffnung durchgehend mit Priorität 1 versehen ist. Was bedeutet: zum Hochwasserschutz der Leipziger Innenstadt unerlässlich.

Ein Abschnitt fehlt dann noch und ist für 2023 bis 2030 geplant: die Öffnung der alten Verbindung des Pleißemühlgrabens vom Ranstädter Steinweg bis zur Parthe. 13,3 Millionen Euro teuer.

Man sieht auch, dass gerade die Wiederherstellung der alten Mühlgräben das Teuerste an den Leipziger Hochwasserplänen ist. Der Stadtrat muss das Papier jetzt abstimmen, dann wird es zur Arbeitsgrundlage des Umweltdezernats.

Man sieht aber auch, dass zwar der Elstermühlgraben bis 2019 intakt sein soll. Aber beim Pleißemühlgraben ist der Zeithorizont bis 2030 versetzt. Immer vorausgesetzt, es gibt die nötigen Fördergelder insbesondere vom Freistaat.

Die Vorlage des Umweltdezernats:
http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/C3255674ADE34340C1257AB40033E0DA/$FILE/V-ds-2654-text.pdf

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar