Die Meldung vom 12. Februar klang ganz zahm: "Ab Donnerstag, 13. Februar, beginnen im Abtnaundorfer Park umfangreiche Fällarbeiten an dem in die Jahre gekommenen Pappelbestand. Die Bäume im Alter von über 70 Jahren werden aus dem Parkteil entnommen, weil sie in den letzten Jahren bereits vereinzelt entwurzelt worden sind und die Verkehrssicherheit in den nächsten Jahren nur noch mit sehr großem Aufwand zu gewährleisten wäre."

Ein paar alte Pappeln? Warum nicht. Wenn es das meldende Amt für Stadtgrün und Gewässer auch noch so schön wie hier erklärt: “Die Entnahme der Pappeln erfolgt zudem auf Grundlage der seit Ende des Jahres 2013 vorliegenden denkmalpflegerischen Rahmenzielplanung für den Park und ist damit ein erster Schritt zu deren Umsetzung. Die Fällarbeiten werden circa 14 Tage dauern, anschließend erfolgt in Abhängigkeit von der Witterung der Abtransport der Baumstämme, so dass bis Ende März mit erheblichen Einschränkungen der Wegenutzung im Park zu rechnen sein wird.

Die jeweils erforderlichen Sicherheitszonen und Transportwege werden in dieser Zeit durch die ausführende Firma gesperrt. Das Amt für Stadtgrün und Gewässer bittet die Parkbesucher eindringlich darum, die abgesperrten Bereiche nicht zu betreten und den Anweisungen der Forstarbeiter zu folgen.”Doch was da seit ein paar Tagen im Abtnaundorfer Park geschieht, sieht aus Sicht der Spaziergänger recht chaotisch aus.

“Dass Bäume gefällt werden müssen, die alt und morsch sind (z.B. kranke Pappeln), ist ja zu verstehen, aber nicht, wie sie es machen. Sie zerstören angrenzende Bäume, Büsche, Wege, ja sogar die wertvollen Gräben werden nicht geschützt”, schildert Carmen Roth das, was sie beim Spaziergang im Park zu sehen bekam. “Die Bäume werden ja schon seit Wochen gefällt und keiner beräumt die Gräben hinterher. Der Schutz der Tierwelt scheint im Februar keine Rolle zu spielen. – Wir haben sogar Waldkäuzchen und andere wertvolle Tiere, die altes Holz zum Brüten brauchen, aber lt. Gesetz brüten die ja erst ab 1. März und bis dahin kann man alles erst einmal schnell umlegen…”

Seit es das “Baum-ab-Gesetz” in Sachsen gibt, scheint es beim Bäumefällen nur noch um Kubikmeter zu gehen.Und auch alte Flurschäden sind im Abtnaundorfer Park noch zu besichtigen. Carmen Roth: “Die Wiese (Überflutungsfläche bei Hochwasser der Parthe) wurde vor genau einem Jahr nach Kampfmitteln untersucht – man fand auch welche. Wochenlang wurde gegraben. Nun hatte man als Anwohner gehofft, dass im Anschluss eine landschaftliche Sanierung erfolgt – zumindest eine Begradigung der Flächen und Entfernung der Bauzäune. Manch Zaun lag schon mehrfach in der Parthe…”

Im Januar gab es eine öffentliche Veranstaltung, in der ein Ingenieurbüro die Umgestaltung des Abtnaundorfer Parks vorgestellt hat. Der Park hat im Lauf seiner Geschichte mehrere Eingriffe erlebt. So, wie er vor 250 Jahren entstand, sieht er nur noch in Teilen aus. 1752 und 1755 war er durch Dr. Traugott Thomasius als Rittergutspark angelegt worden. Die Nachbesitzer, die Familie Frege, erweiterten den Park im Stil eines “sentimentalen Landschaftsgartens”. 1813 in der Völkerschlacht wurde er völlig verwüstet. 1833 gab es die nächste Umgestaltung – dieses Mal im Stil des Royal Kew Gardens in der Nähe von London.

Aber auch das Amt für Stadtgrün und Gewässer konstatiert auf der Website der Stadt: “Ab 1920 begann aufgrund häufig wechselnder Besitzer der Niedergang der Anlage durch Abholzung vieler Bäume und Begradigung des Flüsschens Parthe. Während der Naziherrschaft verwahrloste der von der NSDAP genutzte Park, Wege wuchsen zu, Brücken vermorschten. Zwischen 1943 und 1945 wurde der Park durch Bombenangriffe schwer geschädigt und nach dem Krieg holzte man die meisten Schwarzpappeln als Feuerholz ab.

Trotzdem sind noch einige Elemente der ursprünglichen Parkgestaltung erhalten, wie beispielsweise der Teich mit Insel und Tempel, ein Säulenstumpf am Teich, ein Gedenkstein im Wald, eine Bogenbrücke über die Parthe und die Kastanienallee, deren Endpunkt, das Mausoleum der Familie Frege, nach 1945 zerstört wurde. Das dunkle Laub der Kastanienallee sollte den Weg des Todes symbolisieren.”

In der DDR-Zeit wurde der Park dann für die Öffentlichkeit geöffnet – landschaftsgärtnerisch ist aber nicht viel passiert.

“Was nun passiert, dient sicherlich einem höheren Zweck, aber wie so oft, fachlich richtig stellt man sich anders vor”, meint Carmen Roth.

Da schaun wir mal, was die Stadt dazu sagt.

Die Stadt zum Abtnaundorfer Park: www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/parks-waelder-und-friedhoefe/parks-und-gruenanlagen/abtnaundorfer-park/

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