Am ehemalige Güterbahnhof Plagwitz ist es heute recht beschaulich. Zuglärm durchkreuzt nur noch selten das immer grüner werdende Gelände, von dem einst die Erzeugnisse des Industrieviertels in alle Welt verschickt wurden. Seit Januar 2013 gibt es für das ehemalige Grundstück der Bebauungsplan B 380, der das Gelände zum "grünen Bahnhof Plagwitz" umgestalten soll.

Der Baubetreuungsgesellschaft Atrium hat bis heute die ehemaligen Zollschuppen zu Eigentumswohnungen umgebaut. Drei Schaukeln laden zum gedankenverlorenen Blick in den Himmel der Weststadt ein. Der Rest des Areals ruht in stiller Erwartung dessen, was da mal kommen mag. Vom “Urbanen Wald” südlich der Antonienbrücke hat man lange nichts mehr gehört. Auch weitere Bauvorhaben, wie beispielsweise die Bürgergärten, nördlich der sanierungsbedürftigen Brücke (Bauarbeiten beginnen April 2015) sind nicht in Aussicht.

Eine Neuigkeit gibt es dann aber doch. Der Leipziger Vertreter eines luxemburgischen Investmentfonds, die Main Asset Management GmbH, die das ehemalige Empfangsgebäude verwaltet, ließ sich zumindest zu einer kleinen Auskunft hinreißen. Der Verkauf des Bahnhofsgebäudes, zu dem auch das baufällige und denkmalgeschützte ehemalige Kontorhäuschen Carl Heines gehört, ist noch für dieses Jahr geplant. “Eine weitere Entwicklung/Vermietung wird seitens der Eigentümergesellschaft nicht forciert,” so Silke Freitag von der Main Asset Management GmbH. In diesem Zusammenhang würden bereits Gespräche mit potenziellen Investoren geführt.

Die Stadt Leipzig hatte das Kaufangebot zwischenzeitlich abgelehnt. Nach Auskunft der Stadt sei jedoch im Zuge dieser Gespräche noch nicht einmal ein Preis genannt worden.

Verkauft werden soll dabei nur das gesamte Areal und damit eine Fläche von 2.356 qm. Auf die Frage, ob lediglich das Kontorhäuschen gekauft werden könne, antwortete Silke Freitag: “Aufgrund der Einfahrtsituation für das angrenzende Gelände der Deutschen Bahn AG ist ein Teilverkauf nur des Kontorhäuschens nicht sinnvoll.”

Das Gelände wurde 2007 im Rahmen eines Paketverkaufes durch die Deutsche Bahn Station & Service an den luxemburgischen Investor verkauft, welcher nun selbst keine Entwicklung des Geländes vorhat. Verkauft wurde das Gelände, weil es für den Bahnbetrieb keine Funktion mehr hatte. Auch mit der Stadt Leipzig gab es Verhandlungen, die aber augenscheinlich nicht zum Erfolg geführt haben. Hinzu kommt: “Überwiegende Teile des Plagwitzer Güterbahnhofs sind noch nicht veräußert worden”, so Sabine Krüger von der Pressestelle der Deutschen Bahn.

Den 2007 erzielten Preis wollte die Deutsche Bahn gegenüber der Redaktion nicht nennen. Auch nicht, ob bestimmte Bedingungen an den Kauf geknüpft waren. “Wir geben grundsätzlich keine Auskunft über Details der Kaufverträge”, erklärt Krüger. Auch seitens der Main Asset Management GmbH schweigt man über den Kaufpreis.

Wer also am Ende Eigentümer des 150 Jahre alte Baudenkmals wird, steht noch nicht fest. Wenn es, wie es derzeit eher den Anschein hat, der Stadt am Ende nicht gelingen sollte das Gelände zu erwerben, gäbe es neben einem neuen noch unbekannten Besitzer durchaus eine Variante, dass sich die Zivilgesellschaft solcher historischen Anlagen annimmt. Der Wille und das Interesse am Erhalt sind vorhanden. Möglichkeiten dazu gibt es auch. Crowdfunding wäre hier durchaus eine Variante, sofern natürlich der Zeitpunkt aufgrund der offenbar bereits laufenden Verhandlungen bei der Main Asset nicht bereits vorbei ist. Wer den Raum haben will, muss Mittel und Wege finden, sich diesen anzueignen.

Und darf nicht darauf hoffen, dass es eine ordnende Macht am Ende schon alles richten wird.

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