Der letzte Rundgang am Mittwoch, 13. August, war der erste. An diesem Tag nahm Michael Biedermann, seit 2013 für die drei Bauherren Stadt Leipzig, LVB und Wasserwerke Ansprechpartner vor Ort für das Bauvorhaben Karl-Liebknecht-Straße, Abschied von der KarLi. Er wird neue Aufgaben im LVB-Kundendienst übernehmen. Zum letzten Rundgang nahm er Antje Fiolka-Eichler mit. Sie ist jetzt die neue Straßen-Dispatcherin.

Der bisherige Ansprechpartner vor Ort in der KarLi, Michael Biedermann, wird zukünftig die Abteilung Kundendialog der LVB leiten. LVB-Kunden kennen diese Abteilung schon. Wenn es Fragen, Kummer, Ärger gibt, ruft man dort an und bekommt in der Regel einen Ansprechpartner, der hilft, ein Problem zu klären. Michael Biedermann wird diese Abteilung jetzt leiten. “Ich habe schon eine Weile überlegt, ob ich die Herausforderung annehme und diesen schönen Job hier aufgebe”, sagt er. “Aber ich hab mir dann einen Ruck gegeben und gesagt: ich tu’s.”

In der Karl-Liebknecht-Straße war er in den vergangenen acht Monaten der Ansprechpartner vom Dienst. “Mittlerweile kenne ich hier fast alle Leute”, sagt er. “Und ich hab was gelernt dabei.”

Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) gleich mit. Denn einen solchen direkten Ansprechpartner vor Ort mitten in großen Baustellen hatten auch die LVB noch nicht. Im Fall KarLi war es sogar eine gewisse Notwendigkeit, denn die Straße ist nicht nur der wichtigste Zubringer zur City aus dem Süden, sie hat auch noch jenes Flair, von dem eine Magistrale erst lebendig wird. Und das entsteht nur, wenn Händler und Gastronomen sich wohl fühlen und ihre Interessen auch in den zwei Jahren Bauzeit berücksichtigt werden. Zu oft wurde bei Leipziger Großbaustellen in der Vergangenheit in Kauf genommen, dass Handel und Wandel in der Baustraße in Mitleidenschaft gezogen werden. Das war quasi ein Naturereignis und nicht zu verhindern.

Doch tatsächlich war dieser Preis immer zu hoch, denn in dicken Rücklagen schwimmen Leipzigs Gewerbetreibende nicht. Sie leben vom Kommen und Gehen in ihrer Straße, von der problemlosen Warenanlieferung vorm Haus und der leichten Erreichbarkeit ihrer Läden und Gaststätten. Wenn die Gäste und Kunden erst einmal andere Wege gehen, weil ihnen das Klettern über Sandhaufen unzumutbar scheint, dann bleiben sie meist auch weg.

Dazu gab es in der Planungsphase intensive Abstimmungsprozesse. Am Ende formierte sich auch die Interessengemeinschaft KarLi neu und ist heute der wichtigste Ansprechpartner für den Straßenmanager, wenn es um anstehende Änderungen im Bauablauf geht. Regelmäßig trifft sich die IG auch im Container. “Das waren für mich immer lehrreiche Stunden”, sagt Biedermann, der hofft, seiner Nachfolgerin alle notwendigen Informationen mitgegeben zu haben, damit die Baustellenbetreuung reibungslos weiterläuft.Dazu gehörte am Mittwoch natürlich auch die gewohnte Runde zu Händlern, Gastronomen und Bauleuten.

“Ich glaube, das ist sogar die wichtigste Erfahrung”, sagt Biedermann, “dass man mit den Bauleuten immer in direktem Kontakt steht und auch regelmäßig an den Baubesprechungen teilnimmt.” Denn dann erfahre man aus erster Hand, wo es in der Straße die nächste Bauveränderung gibt oder gar Probleme, die auftreten, und kann dann die direkt betroffenen Anlieger sofort informieren. “Ich denke, diese direkte Information ist ganz wichtig. Dann wissen die Anlieger, was als Nächstes ansteht und fühlen sich nicht überrumpelt, wenn auf einmal direkt vor ihrer Tür ein Loch aufgerissen wird”, sagt Biedermann. Dadurch wachse Vertrauen und die Anlieger fühlen sich über das Baugeschehen vor ihrer Tür gut informiert.

So können auch Probleme gelöst werden, die die Bauleute vorher gar nicht als Probleme erkannt haben. Etwa wenn die Leitungsmasten für die Straßenbahn mit dicken, zwei Meter breiten Betonwürfeln direkt vorm Haus verankert sind und weder Lieferfahrzeuge vorbeikommen noch Freisitzgäste sich wohl fühlen. Das habe man man dann ganz schnell gelöst, so Biedermann. Im Sinne der Händler und Gastronomen natürlich, die im Vorfeld auch hart gerungen haben darum, dass sie während der Fußball-WM Bauruhe in der KarLi hatten. Das hat auch geklappt.

Aber die LVB haben auch gelernt, dass eine Magistrale nicht an den Bordsteinen aufhört. Als Wochenend- und Feierabendarbeiten die KarLi zum Beben brachten, gab es die Rückmeldungen aus den Seitenstraßen. Meist nicht einmal negativ, meint Biedermann. “Eher in dem Ton: ‘Da hättet ihr uns doch Bescheid geben können. Da hätten wir uns fürs Wochenende was anderes vorgenommen.'” Aber selbst der Verkehr der Baustellenfahrzeuge und das Ablagern von Baumaterial erstreckt sich bis in die Seitenstraßen. “Da habe ich schnell gelernt, dass mein Aufgabengebiet eben nicht nur die KarLi ist, sondern das ganze Quartier”, sagt Biedermann.

Manches, was man im Sinne der Anlieger extra eingebaut hat in die Baustelle, hat dann freilich auch gezeigt, dass es Grenzen gibt. Wie jüngst erlebt, als die Polizei die Überfahrt an der Riemannstraße aus Sicherheitsgründen sperrte. Zu unübersichtlich ist die Baustelle am Übergang zum Peterssteinweg. Und das wird wohl auch bis zum Herbst so bleiben. Trotzdem kann man was draus lernen. Denn einen koordinierenden Ansprechpartner wird es jetzt auch bei künftigen Großbaustellen der LVB geben. Ab 2015 zum Beispiel in der Könneritzstraße. Wo wieder andere Bedingungen herrschen. Aber das Ziel ist dasselbe: Die mehrjährige Baustelle für die Anlieger mit so wenig Schaden wie möglich durchzuführen.

Am Mittwoch, 13. August, nun übergab Michael Biedermann den Staffelstab an die neue Ansprechpartnerin vor Ort: Antje Fiolka-Eichler, die bisherige Centerleiterin Kundenmanagement der LVB. Sie haben dann gleich die Vorstellungsrunde entlang der KarLi absolviert.

Antje Fiolka-Eichler wurde 1968 geboren und legte ihr Abitur in Dessau ab. Danach studierte sie BWL an der HTWK Leipzig und war anschließend Mitinhaberin einer Dienstleistungsagentur. Dort war sie an der Projektleitung mit den Schwerpunkten Verkaufsförderung/Kundenbindung und -gewinnung sowie Personalmanagement beteiligt. Von März 2003 bis Mai 2004 hatte sie bei den LVB die Funktion der Ombudsfrau, also der neutralen Schlichterin und Vermittlerin zwischen Fahrgästen/Bürgern und LVB inne, seit Juni 2004 war sie Centerleiterin Kundenmanagement der LVB.

In ihrer neuen Funktion als Ansprechpartnerin vor Ort ist Antje Fiolka-Eichler im KarLi-Info-Punkt im Container an der Ecke Karl-Liebknecht-Straße / Paul-Gruner-Straße zu den gewohnten Zeiten anzutreffen.

Zudem erreichen Anlieger und Anwohner Antje Fiolka-Eichler auf dem Handy unter (0174) 3382711 oder per E-Mail unter karli@leipzig.de.

Die Öffnungszeiten des KarLi-Info-Punkts: Montag 9 Uhr – 11 Uhr, Dienstag und Mittwoch: 13 Uhr – 15 Uhr

www.leipzig.de/karli

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