Die Außenwirkung war ihnen egal. Handverlesene sechs Anhänger der rechtspopulistischen Splitter-Partei "Pro Deutschland" provozierten am Montag vor der Leipziger Al-Rahman-Moschee und nahe des Conne Islands vor allem Leipzigs linke Szene. Im Rahmen einer Wahlkampf-Tour grasen die Rechten derzeit Moscheen und alternative Jugendzentren in der ganzen Republik ab.

Das Ziel: Die politisch-motivierte Provokation und ein wenig mediale Aufmerksamkeit. Dass die Strategie in der Messestadt aufgeht, ist vor allem Verdienst von rund 100 Gegendemonstranten, die den Populisten ab 11:30 in der Koburger Straße Paroli boten. Und nun der L-IZ, die eher deshalb vor Ort war.

Zuvor machten die bekennenden Islam-Gegner ab 9:30 Uhr in der Roscherstraße Halt. Die Al-Rahman-Moschee ist wegen der salafistischen Lehre ihres Imams Hassan Dabbagh seit Jahren Hassobjekt von Rechtsextremisten. Rund 40 Teilnehmer protestierten mit Transparenten gegen die Delegation von “Pro Deutschland”, die vom weitgehend unbekannten Bundesgeschäftsführer Lars Seidensticker angeführt wurde.

In der Koburger Straße hatte das Ordnungsamt “Pro Deutschland” eine Stellfläche vor einem Autohaus, kurz vor der Kreuzung zur Prinz-Eugen-Straße zugewiesen. Ein denkbar ungeeigneter Standort, um in der Öffentlichkeit aufzufallen. Dass die Kundgebung hinter einem Spalier aus Polizeifahrzeugen stattffand, verstärkte die mangelnde Wahrnehmung.
Grob wiedergegeben ging es an der Moschee “Pro Deutschland” um die Kundgabe folgender Aussagen, gemantelt vom immer gern vorgebrachten Aufruf um mehr Bildung: Die Betreiber des islamischen Gotteshauses seien ein Rekrutierungsbüro für Terroristen und Deutschland solle letztlich die Tötung von Salafisten unterstützen. Konkret wäre dies durch eine Unterstützung für Assad in Syrien möglich.

Eine Reaktion außerhalb der üblichen Fronten: eine Frau auf einen Fahrrad hielt vor der Kundgebung an und fragte den Mann, welcher für Pro Deutschland sprach, was für einen Mist er da rede.

Dass die Aktivisten von “Pro Deutschland” dennoch mehr Aufmerksamkeit zu Teil wurde als ihnen gebührt, lag an den etwa 150 Menschen, die erst auf der gegenüberliegenden Straßenseite, später dann auf der Straße gegen die Kundgebung protestierten. Das Aktionsnetzwerk “Leipzig nimmt Platz” hatte zu dem Protest aufgerufen.

Während sich die Rechtspopulisten wohl insgeheim ins Fäustchen lachten und ihre Gegner verbal provozierten, trat die Polizei auf den Plan. Der Gegenprotest war nämlich nicht angemeldet, da kannten die Ordnungshüter kein Pardon. Zwar fand sich gegen 12 Uhr ein Mann, der bei den Ordnungshütern eine Spontankundgebung anmeldete. Als die Teilnehmer jedoch nicht auf seine Aufforderung nach Deeskalation reagierten, löste er die Veranstaltung wieder auf. Zwei Rauchbomben wurden gezündet. Die Polizei räumte daraufhin gewaltsam die Straße, um den Straßenbahnverkehr wieder zu ermöglichen. Die Aktivisten von “Pro Deutschland” beendeten ihre Kundgebung gegen 13.30 Uhr.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Michael Freitag über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar