Der Druck wächst. Heute demonstrierte Leipzigs Berufsfeuerwehr auf dem westlichen Ring und in der Innenstadt. Die Kameraden forderten lautstark, mit Pfeifkonzert und Hupen, zur Einhaltung des europäischen Arbeitsrechts auf. Seit mehr als einem halben Jahr suchen die Feuerwehrleute, unterstützt von der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft (Dfeug), die Öffentlichkeit. Es geht um nicht bezahlte Überstunden. Die Kameraden fordern die Auszahlung, dass ihre Arbeitszeit auf 48 Stunden begrenzt wird und dass sie in 24-Stunden-Schichten arbeiten.

“Bisher verweigert sich die Stadtverwaltung allen Gesprächsangeboten von unserer Seite”, so Dfeug-Sprecher Matthias Walther. Daher griffen die Feuerwehrleute zu den Tröten und marschierten heute von 16 Uhr bis 17:30 Uhr auf einer Demo durch die Innenstadt. Rund 200 von 365 Kameraden waren dabei. Das entspricht fast allen, die heute nicht im Dienst waren. Sie zogen von der Hauptfeuerwache zur Runden Ecke, über die Große Fleischergasse zur Hainstraße, über den Marktplatz und die Petersstraße zum Neuen Rathaus und dann über den Martin-Luther-Ring zurück zur Hauptfeuerwache. “In der Stadtverwaltung soll man sehen, dass sie es nicht mit ein paar Einzelnen zu tun haben”, sagt Walther. Die Demonstranten waren weder zu übersehen noch zu überhören. Die Wut richtet sich auch gegen einzelne Köpfe: allen voran Personalamtsleiter Frank Pörner und Feuerwehr-Chef Karl-Heinz Schneider.
Dieser hatte heute seinen ersten Wachen-Besuch des Jahres absolviert. Üblicherweise schaut der Branddirektor ein Mal im Jahr, meist im Juni, persönlich auf jeder Feuerwache vorbei, um sich nach dem Rechten zu erkundigen. In diesem Jahr zieht er seine Besuche vor und legte den ersten just auf den Tag der Demo, welche bereits seit anderthalb Wochen angekündigt war. Die Kameraden hatten befürchtet, dass er sie unter Druck setzen wolle. Heute habe er sich gegen die Demo ausgesprochen. “Er hat durchblicken lassen, dass ein paar Überstunden doch kein Beinbruch seien und die Gewerkschaft die Rechtslage verdrehe”, so ein Kamerad, der dabei war.

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Dabei haben die Feuerwehrleute juristisch sehr gute Chancen, ihre Rechte vor Gericht durchzusetzen. Bereits in Halle, Berlin und Hamburg spielten sich ähnliche Szenarien ab wie derzeit in Leipzig. In den anderen Städten waren Kläger erfolgreich, so dass dort das Arbeitsrecht nun eingehalten wird. Und auch in Leipzig stehen die ersten Kläger in den Startlöchern. Sollten sie erfolgreich sein, kommt auf Leipzig eine Nachzahlung in Millionenhöhe zu.

Aber auch die Sicherheit ist zu bedenken: “Leipzig verfügt über zu wenige Feuerwehrleute”, sagt Dfeug-Sprecher Walther. Das Personal reiche nicht. Und Oberbürgermeister Burkhard Jung erwäge einen neuen Brandschutzbedarfsplan, in welchem Stellen gestrichen würden. “Da kann man nur hoffen, dass es nicht brennt”, so Walther.

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