So sieht eine Studentendemo während der Semesterferien aus: Acht Leute hatten sich vor dem Neuen Rathaus eingefunden, um gegen die Kürzungen an der Universität Leipzig, welche unter anderem die Archäologie und die Theaterwissenschaft wegrationalisieren, zu protestieren. Der Anlass: Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich besuchte Oberbürgermeister Burkhard Jung. Dass Tillich im Rathaus war, verriet der Tross an Edelkarossen, die davor parkten.

“Herr Tillich, wir wissen, wo ihr Auto steht”, scherzten die Demonstranten und gaben sich redlich Mühe, soviel Lärm zu machen wie mittels ein paar Pfeifen und eines Megafons möglich. Über eine Stunde standen sie am Platz, waren inzwischen auf ein gutes Dutzend angewachsen, wollten schon fast wieder zusammenpacken, da die Zeit der angemeldeten Demo auslief, bis Tillich aus dem Rathaus kam. Er war auf dem Weg zu seinem Wagen, bog angesichts einiger Fotografen jedoch nicht zu den Limousinen ab, sondern ging stracks auf die Demonstranten zu.
“Wir werden eine Außenstelle der TU Dresden”, beschwerten sich die Studenten. “Alle Hochschulen haben ihren Beitrag zu leisten”, antwortete Tillich und wies auf ein kürzlich erschienenes Interview mit Sachsens Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer hin. “Sie wissen doch, dass es auch Überlastpakete gibt, oder?”, so Tillich.

Damit meint er zusätzliche Mittel, die Hochschulen erhalten, wenn ein Studiengang mit mehr als 120 Prozent an Studenten ausgelastet ist. Und er sagte, dass Leipzigs Uni-Rektorin Beate Schücking die Kürzungspläne mitgetragen habe. Eine Stichelei, dass in Sachsen Schwarz-Gelb-Braun regiere, watschte er verbal ab. “Das ist unterste Schublade”, so Tillich. Argumentativ kamen die Studenten nicht gegen ihn an. Politik-Profi gegen engagierte Politik-Laien, da konnten sie nicht gewinnen. Wollten sich aber auch nicht einschüchtern lassen. Kaum drehte Tillich ihnen den Rücken zu, erschallte der Ruf trotzig: “Wählt Tillich, dann bleibt’s billig.”

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