Es hat genügend Debatten rings um die wöchentlich stattfindende "Mahnwache für den Frieden" wie die Montagsdemos offiziell heißen gegeben - rechts und links zeigten sich schnell meinungsstark, die "Mitte" ablehnend oder einfach hingehend. Über der Definition, was das nun eigentlich ist, was da seit fünf Wochen mit Redebeiträgen, Luftballonaktionen und Livemusik auf dem Leipziger Augustusplatz stattfindet, sind schon alte Freundschaften zerbrochen. So auch die Mike Naglers zu "attac", nun ruft er als "attac"-Mitglied zur Beteiligung an den Mahnwachen auf.

Neben einigen Friedensinitiativen, welche sich nach einem Beitrag von Jutta Dithfurt von den Mahnwachen distanzierten, hatte sich auch attac rasch bereit gefunden, die Veranstaltungen abzulehnen. Woraufhin Nagler selbst attac offiziell die Freundschaft kündigte, was zu internen Debatten führte. Weiterhin ist er dennoch in bundesweiten Gremien der “attac” organisiert und attac selbst hat begonnen über die anfängliche Ablehnung ins Grübeln zu kommen. Zur Zeit berät man sich, heißt es.

Der Vorwurf zum Zeitpunkt der Anfänge der Montagsdemos war eigentlich überall gleich und auf einer Netzdiskussion fußend, welche Frau Dithfurt selbst in Gang gesetzt hatte. Das Problem: die, nach vorheriger Herausforderung Dithfurts zur angespitzten Debatte im Netz auflaufenden Kommentare entsprechen nicht ganz dem Bild, welches die Leipziger Veranstaltung seither abgibt. Während im Netz ein ideologischer Kampf bis aufs Blut stattfindet, in welchem sich vor allem mal wieder bei Facebook alle alles gegenseitig vorwerfen, ist die Veranstaltung in Leipzig vom durchgehenden Aufruf für Frieden und gegen Faschismus geprägt.

Was Mike Nagler als jahrelangem aktiven Leipziger naheliegt. Nun möchte er es angesichts der aktuellen Vorkommnisse in Odessa (Ukraine) mal mit einer eigenen Ansprache auf dem Augustusplatz versuchen und ruft ebenfalls im Rahmen des Gesamtaufrufes der Veranstalter zum Kommen auf.

Im Aufruf zur heutigen Montagsdemo heißt es: “Nie war der Frieden in Europa in den letzten Jahren so gefährdet wie derzeit. Die NATO schiebt sich immer weiter an die Grenzen Russlands heran. Russlands Abwehrreaktionen werden zu Aggressionen umgedeutet, um an der nächsten Schraube der Eskalation drehen zu können. Selten klafften Erfahrungen, Wissen und Meinungen über die Ursachen und möglichen Folgen der Krise zwischen den Millionen besorgter Menschen auf der einen Seite und den Regierenden, der veröffentlichten Meinung und den großen Parteien auf der anderen Seite, so weit auseinander wie derzeit.”

Womit der Kampf um die Deutungshoheit in der Schuldfrage in der Ukraine eigentlich ganz gut beschrieben ist. Die einen halten Härte gegen ein für sie aktives Vorgehen Russlands im Konflikt für notwendig, immer mehr fragen jedoch, was eigentlich “der Westen”, also NATO, EU und die USA tun können, um dem längst stattfindenden Bürgerkrieg in der Ukraine Einhalt zu gebieten.
Mike Nagler hat sich für seinen Weg entschieden und spricht heute auf der Montagsdemo unter dem gemeinsamen Aufruf “Wir rufen alle engagierten Menschen in Leipzig dazu auf, zu den Montagskundgebungen zu kommen. Nur wenn viele Menschen friedlich Gesicht zeigen, können wir verhindern, dass es zu einem Krieg zwischen der NATO und Russland kommt. Wir fordern die Politiker aller Seiten zum Dialog auf. Krieg löst keine Konflikte, sondern schafft nur neue.”

So würde man mit großer Sorge beobachten, dass NATO und US-Truppen zusammen mit ukrainischen Truppen gemeinsame militärische Übungen auf dem ukrainischen Territorium im Juli planen. Jede weitere Konzentration von alliierten Streitkräften in der Ukraine, könne jedoch von den russischen Militärstrategen als eine indirekte Kriegserklärung verstanden werden. Der Weg könnte deshalb nur sein, die eigene Regierung aufzufordern, öffentlich zu erklären, dass die Bundesrepublik nicht an diesem Manöver teilnehmen wird.

“Kommt jeden Montag um 18 Uhr auf den Augustusplatz! Kommt jeden Montag um 18 Uhr auf den Augustusplatz! Lassen wir uns nicht davon abhalten, auch wenn wir an unserer Seite Menschen treffen werden, die glauben, sie müssten ihre partiellen und zum Teil obskuren Vorstellungen über Gott und die Welt einbringen. Für menschenverachtendes Gedankengut, Antisemitismus und Rassismus ist bei uns kein Platz. Konzentrieren wir uns auf dieses eine Ziel: “Nie wieder Krieg!””

Nachtrag d. Red.: Auf Hinweis Mike Naglers möchten wir darauf hinweisen, dass es sich bei dem Aufruf um den Gesamtaufruf der Mahnwachenveranstalter handelt. Wir bitten die persönliche Zuschreibung eines Zitates in einer früheren Form des Artikels zu entschuldigen.

Ablauf Leipziger Friedensmahnwache, Montag, 05.05.2014
Begrüßung (Anne-Katrin Tippelt), Gedenk- und Schweigeminute für die Opfer in Odessa, Moderation (Felix Löskow und Hagen Grell), Redebeitrag Mike Nagler, Redebeitrag Torsten Schleip (Friedensweg e.V.), Musik Neo Kaliske, Offenes Mikro (kurze Statements durch viele Teilnehmenden, je ca. 2-3 Sätze), Musik, Redebeitrag Patricia Murach, Gedicht und Abmoderation (Felix Löskow und Hagen Grell)

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