Ja, die Sache mit der Bildung wieder. Manchmal erinnert man sich dann doch noch mal zurück an diesen Vizekanzlernden FDP-Vorsitzenden mit dem kindlichen Gesicht und seinem Frosch im Wasser. Langsam erhitzen, lautete die Parole, sonst merkt's der Frosch und hüpft heraus, bevor er gar ist. Ob im Land Sachsen dieser Regler etwas zu schnell gedreht wurde, wird die Sächsische Bildungsagentur als Vertreter der Bildungspolitik des Freistaates in Leipzig am 8. Juli erfahren.

Dann könnten eine Menge wütender Eltern mit Anhang vor der Türe in der Nonnenstraße 17a stehen und fordern, was im Sinne des einzigen Rohstoffes Deutschlands eigentlich Usus sein müsste. “Raum, Zeit und Wertschätzung, aber kein ständiges Bangen um die nötigen Ressourcen” in den Schulen der Stadt und des Freistaates.

Man spare ja nicht den Menschen zum Schure, nein, für die Zukunft der Kinder spare man, so die häufig vorgebrachte Erklärung, wenn es mal wieder um Einschnitte in soziale, kulturelle Bereiche oder eben bildungspolitische Entscheidungen in den letzten fünf Jahren im Landtag Sachsens ging. Das ist nach wie vor das Spruchbändchen, welches am Finanzministerium flattert, die damit unterstellte vorsorgende Amtsführung der CDU ist Wahlkampftenor seit Jahren. Nochmals über dadurch ausbleibende Investitionen in die vielleicht nobelste Staatsaufgabe der Sicherung einer guten Ausbildung aller kleinen Sachsen zu erzählen, hieße, die sprichwörtliche Eule durch die L-IZ zu jagen.

Ein ausgeglichener Haushalt reicht Finanzminister Georg Unland (CDU) schon lange nicht mehr, man möchte perspektivisch “Geberland” im Länderfinanzausgleich werden. Vielleicht benötigt man dazu ja gar keinen klugen Nachwuchs mehr? Zuletzt konnte man zudem die diversen Sonderfonds und Rückstellungen sowie die Besicherungen der Sachsen LB-Pleite bereits auf lockere 7,7 Milliarden im Freistaat hochrechnen. Dass längst diverse Elternvertreterinitiativen, die Opposition und die eine oder andere kritische Presse nachfragte, ob man bereits für die Kindeskinder spare, ist folgerichtig.

Denn um die heute lebenden Kinder scheint es jedenfalls weniger zu gehen. Die verlassen nach wie vor zu oft ohne Abschluss die Schule, werden mit dem Beginn des neuen Schuljahres 2014 in noch volleren Klassenzimmern hocken und vielleicht kommt dann auch weiterhin kein Ersatzlehrer durch die Tür. Und die Stunde fällt mal wieder aus.

Der Frosch scheint angesichts der Hitze den Topf verlassen zu wollen. Die drei Elternräte zusammen mit den drei Schülerräten der Region Leipzig, der GEW der Region und der Gesamtelternrat Leipzig werden am Dienstag, den 8. Juli 2014, ab 17:00 Uhr vor dem Sitz der Sächsischen Bildungsagentur in der Leipziger Nonnenstraße 17a zu finden sein. Eigentlich die gesamte Interessenvertretung für die Schüler, die man so in Leipzig auf einer Demonstration versammeln kann.

Bereits ab 16:00 Uhr wollen sie im Vorfeld der Demonstration vom Adler, vom Felsenkeller und aus dem Clara-Zetkin-Park (Einmündung Max-Reger-Allee auf die Ferdinand-Lassalle-Straße) “… in drei Protestzügen gegen diese Bildungssparpolitik in Sachsen mobil machen.” Die erste Durchsage: “Wir machen diesen Abbau von Lehrerstellen und die damit einhergehenden Ausfälle und Bildungsengpässe nicht mehr länger mit.”

Zu diesem Sternmarsch und zur Demonstration seien alle Eltern, Großeltern, Schüler, Kinder, Lehrer und Bildungsinteressierte herzlich eingeladen. Die Forderungen der Schüler- und Elternvertreter zeigen eines zumindest deutlich: Das Wasser droht überzukochen.
Wir fordern Schluss mit:
– dem Ausreizen der Klassenstärken auf 28 Schüler und eine Absage an noch größere Klassen
– den Zahlenspielereien und Taschenspielertricks bei Lehrereinstellungen
– den ständigen Zusammenlegungen von Klassen und Kursen
– der Lotterie, also den Losverfahren zu Schul-, Sprach- und Profilwahl
– den befristeten Einstellungen von Lehrern
– dem ständigen Ausfall von Unterricht

Wir wollen:
– eine transparente und fachliche Bildungsplanung die den Gegebenheiten sowohl der wachsenden Städte als auch der ländlichen Regionen Rechnung trägt und sich an den Zielen “individuelle Förderung”, “Verringerung der Zahl der Schulabbrecher”, “Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention”, “Integration von Zuwanderern” orientiert und alle Maßnahmen entsprechend finanziell untersetzt.
– einen ausreichend großen Einstellungskorridor für Lehrer, deutlich über 1.500 Stellen jährlich, um nachhaltig einen gut durchmischten Lehrerbestand aufzubauen,
– die Einstellung von Referendaren nach fachlicher und pädagogischer Eignung und nicht ausschließlich nach Notendurchschnitt
– eine höhere Wertschätzung der Lehrer durch die Politik

Wir brauchen:
– ein durchlässiges und faires Bildungssystem für jeden Schüler und deshalb keine vollgestopften Schulen und keine Klassenzimmer die aus allen Nähten platzen
– Raum, Zeit und Wertschätzung, aber kein ständiges Bangen um die nötigen Ressourcen!
– Qualität statt Sparpolitik, Taten statt Zahlenspiele denn Bildungspolitik muss nachhaltig sein!

Unsere Kinder sind unser höchstes Gut und deshalb muss jetzt gehandelt werden! Denn Sachsen darf kein Bildungs Unland werden!

Der SER/Stadtelternrat Leipzig im Netz
www.ser-leipzig.de

Weitere Informationen
www.kreiselternrat-nordsachsen.de
schule-braucht-sozialarbeit.de

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