Eine ehrenamtliche Tätigkeit auszuüben bedeutet in erster Linie, echtes Engagement für etwas zeigen, sich an der Gesellschaft beteiligen und diese mitprägen. Trotz vollem Alltag und oftmals hektischem Berufsleben ist das in Deutschland laut dem Bundesministerium des Innern für etwa 30 Millionen Menschen ab 14 Jahren selbstverständlich.

Rund 40 % der Bevölkerung engagieren sich bundesweit ehrenamtlich, im Freistaat Sachsen sind es laut einer Studie aus dem Jahr 2019 immerhin noch etwa 35 % der Bevölkerung. Leipziger, die ihre Heimat oder auch ihre Wahlheimat ebenfalls mitgestalten möchten, haben dazu reichlich Gelegenheit. Die einwohnerstärkste Stadt des Freistaates zählt mehr als 3.800 Vereine.

Soziale Einrichtungen, Institutionen des Gesundheitswesens und ähnliche Organisationen bieten direkte Unterstützung und fördern das gesellschaftliche Miteinander. Ob bei sportlichen oder kulturellen Aktivitäten, zur Unterstützung im Alltag oder um den nachhaltigen Fußabdruck der Stadt zu stärken – von Seehausen bis Connewitz gibt es viele Möglichkeiten, um ein ehrenamtliches Engagement Teil des eigenen Alltags werden zu lassen.

Sie möchten selber auch ehrenamtlich in Leipzig mitwirken?

Ein Ehrenamt ist natürlich Arbeit, es ist aber auch eine Möglichkeit, die eigenen Interessen noch gezielter zu verfolgen. Was wem am eigenen Herzen liegt mag sich zwar unterscheiden, gleich bleibt aber der Effekt, den Leipzigs Ehrenämtler an ihrer gewählten Wirkstätte hinterlassen. Da treiben sie soziale Initiativen voran, um Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen zu unterstützen, bereichern mit kulturellen Projekten und Events den Alltag ihrer Mitbewohner und sorgen über Umwelt- und Naturschutzprojekte dafür, dass unsere Stadt auch in Zukunft noch lebenswert bleibt.

In allen drei Bereichen gibt es genügend Organisationen, Vereine und Institutionen, die nicht nur auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen sind, sondern damit zugleich Menschen zusammenbringen. Besuchs- und Begleitdienste sind in der Diakonie typischerweise ebenso gefragt, wie sich die Tafel oder Krankenhäuser über jede helfende Hand freuen.

Vereine wie beispielsweise der „KulturLeben Leipzig“ ermöglichen bereits seit mehr als zehn Jahren unzähligen Menschen eine verdiente kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe, auch wenn das Einkommen klein und die finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind.

Kunstvereine wie das Delikatessenhaus im Westen der Stadt sind wichtige Anlaufpunkte für Jugendliche und Künstler, währenddessen ist der NABU Leipzig als Naturschutzverein auch weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Mit „Lebendige Luppe“ gab es in Leipzig zudem noch ein Projekt mit internationalem Wert: Das Projekt zur Revitalisierung der Auenlandschaft wurde im Jahr 2018 als offizielles UN-Dekade-Biodiversitätsprojekt ausgezeichnet, mittlerweile ist es hingegen beendet.

Treffpunkt und soziale Schnittstelle

Für nicht wenige Menschen dürfte das eigene Ehrenamt auch fester Bestandteil der sozialen Teilhabe sein. Das gilt für Leipzigs Eigengewächse ebenso wie solche, die erst jüngst in die Stadt gezogen sind. Ehrenämter sind seit jeher eine gute Möglichkeit, um neue Menschen kennenzulernen – aus denen mitunter langjährige Weggefährten oder echte Freunde werden.

Für alle Neu-Leipziger bieten Ehrenämter damit zugleich eine offene Tür, um die Stadt und ihre Menschen besser kennenzulernen. Zudem ist da noch der Austausch: Als Begegnungspunkt bringt ein Ehrenamt oft genug Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, Einkommen und Interessen zusammen.

Gemeinsam Sinnstiftendes zu leisten, in der eigenen Nachbarschaft oder außerhalb des Viertels, schafft einen roten Faden im eigenen Alltag – natürlich auch dann, wenn nicht jeden Tag noch Zeit für das Ehrenamt ist. Engagement ist auch dann bereichernd, wenn es aufgrund der eigenen privaten Verpflichtungen eben doch nur sporadisch ausgeübt werden kann.

Die positive Wirkung dessen lässt sich kreuz und quer durch Leipzig beobachten. Festivals wie die Jazz-Tage oder das Dokumentar- und Animationsfilmfestival sind nicht nur für Leipziger, sondern auch Menschen aus umliegenden Regionen, sowie aus Dresden und Chemnitz ein beliebter Anlaufpunkt.

Derartige Initiativen hinterlassen eine klare Handschrift im Viertel, haben einen revitalisierenden Effekt und tragen den Spirit unseres Leipzig weit hinaus in die Welt. Unsere Anwohner sind es, die sich überdurchschnittlich oft in ihrer eigenen Nachbarschaft und dem jeweiligen Stadtteil-Kiez engagieren.

Mit der „Goldenen Ehrennadel“ gibt es sogar einen „Preis“, der für besonders herausragendes Engagement verliehen wird. Weitere jährliche Ehrungen durch die Stadt, welche meist im Gewandhaus oder der Musikalischen Komödie stattfinden, ziehen ganz nebenbei jedes Jahr auch viele Besucher an, die diesen Menschen damit ihren Respekt zollen möchten.

Verleihung Ehrennadel 2020 durch OB Burkhard Jung im neuen Rathaus. Foto: Archiv L-IZ.de

Es bleibt eine große Herausforderung

Trotz allem sieht die Realität in der Welt der Ehrenämter nicht immer zwangsläufig rosig aus. Das zeigt zum Beispiel eine Bürgerumfrage: Da äußerte zwar knapp die Hälfte der befragten Leipziger ihr Interesse an sozialem Engagement, aber gerade einmal 12 % der Befragten ließen auf ihr Interesse tatsächlich praktisches Handeln folgen.

Derartige starke Abweichungen ließen sich in derselben Erhebung auch an anderer Stelle, im Nachhaltigkeits- und Umweltsektor, beobachten. Helfer und Helferinnen zu gewinnen, ist für die jeweiligen Organisationen und Vereine also alles andere als einfach. Nach wie vor gibt es weniger ehrenamtlich engagierte Menschen, als tatsächlich zur Erreichung der individuellen Zielsetzung nötig wären. Das liegt nicht nur, unter anderem aber auch, am fehlenden Geld.

Die finanziellen Mittel sind bei derartigen Organisationen begrenzt, was schon die Notwendigkeit von ehrenamtlichen Helfern impliziert. Kommunale Fördermittel gibt es zwar, trotzdem reichen diese vielmals nicht aus – viele Projekte bleiben dadurch leider gänzlich auf der Strecke oder schaffen nicht den Sprung von der Theorie in die Praxis. 

Der organisatorische Aufwand kommt zusätzlich noch hinzu. Speziell bei komplexen Projekten mit zahlreichen Beteiligten ist die Organisation sowohl Mammut- als auch Sisyphusaufgabe. Genauso wie im bezahlten Job herrscht bei den jeweiligen Organisationen und Vereinen ein kontinuierlicher Zeitdruck. Bürokratische Hürden stellen Organisatoren ebenso häufig vor Probleme.

Die Weichen auf Erfolg stellen – dank gezielter Unterstützung

Nicht jede einzelne Herausforderung lässt sich in Eigenregie lösen, den jeweiligen Helfern und Helferinnen sowie ihren Organisationen bleibt aber nicht mehr übrig, als das zu lösen, was möglich ist. Eine schlankere Organisationsstruktur mit klar definierten Abläufen kann bereits stark entlastend wirken. Erfahrene Helfer und Helferinnen müssen dabei noch mehr eine Mentoren-Rolle gegenüber frischgebackenen Ehrenämtlern übernehmen.

Klare Kommunikation und Rollenverteilungen sowie transparente Dokumentationen sind weitere Punkte, wo es sich lohnt anzusetzen. Dabei gilt es sowohl die jüngeren als auch erfahrenen Helfer und Helferinnen stärker einzubinden – zum Beispiel über regelmäßige Gesprächs- und Feedbackrunden. Außerdem müssen Organisationen und Vereine noch stärker lernen, sich selbst zu helfen.

Bleiben ausgeschriebene Ehrenämter unbesetzt, könnte es an der fehlenden Präsenz im öffentlichen Raum und der mangelnden medialen Aufmerksamkeit liegen. Bei geeigneten Veranstaltungen sollten und könnten Organisationen geschlossen und offen auftreten – zum Beispiel mit Namensschildern, Bannern oder T-Shirts mit entsprechendem Aufdruck.

Organisationen und Vereine müssen noch stärker lernen, sich selbst zu helfen. Bleiben ausgeschriebene Ehrenämter unbesetzt, kann das an fehlender Präsenz im öffentlichen Raum oder mangelnder medialer Aufmerksamkeit liegen. Bei geeigneten Veranstaltungen sollten sie daher geschlossen und sichtbar auftreten – etwa mit einheitlichen Namensschildern, kleinen Bannern oder einheitlich bedruckten T-Shirts mit den entsprechenden Slogans.

Das stärkt auf jeden Fall den Zusammenhalt der gesamten Gruppe und sorgt natürlich auch für Wiedererkennung und Sichtbarkeit – und rückt das Ehrenamt stärker in den Fokus jener, die bislang noch keine passende sinnstiftende Tätigkeit gefunden haben. Generell sollte sich mindestens eine Person regelmäßig um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern, idealerweise wird diese Aufgabe im Team auf mehrere Schultern verteilt.

Wer ein bisschen Spielraum hat, ist herzlich eingeladen, selbst mit aktiv werden

Leipzigs gesellschaftliches Miteinander, das Stadtbild und ebenso die Menschen der Stadt – sie alle werden auf direkte oder indirekte Weise durch Organisationen geprägt, die sich die kontinuierliche Weiterentwicklung der Stadt und Gesellschaft zur Aufgabe gemacht haben. Sogar dann, wenn das nicht Teil des eigentlichen Berufes ist. Es gibt kein zu früh oder zu spät, um selbst aktiv zu werden – aber immer andere Menschen und eine Stadt, die davon profitieren würden.

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