Wo steht Leipzig wirklich bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit? Was bedeuten die 10,3 Prozent Arbeitslosigkeit zum Jahresende? - Der Blick ins Detail zeigt: Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse ist zwar gewachsen. Der Sockel der Bedürftigkeit aber ist geblieben. Leipzig wird sein Hartz-IV-Problem nicht los.

Im Dezember stieg die Zahl der arbeitslosen Menschen in Leipzig an. “Diese Entwicklung im Dezember ist saisonal typisch. Der Anstieg ist aber sehr viel niedriger als vor einem Jahr. Im Dezember 2012 lag der Anstieg bei 1.164 Personen. Erfreulich ist auch, dass die Arbeitslosigkeit im Dezember nach zwei Monaten höherer Zahlen als jeweils ein Jahr zuvor, nun im Vorjahresvergleich wieder niedriger ist”, erläutert die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Elke Griese, die Arbeitsmarktzahlen der Arbeitsagentur Leipzig für den Dezember.

Im Dezember 2013 waren insgesamt 28.085 (Vormonat 27.934) Männer und Frauen in der Stadt Leipzig arbeitslos gemeldet. Der Anstieg in den zurückliegenden vier Wochen betrug 151 Personen. Im Vergleich zum Dezember 2012 waren es 578 weniger.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit dem Arbeitsort Leipzig stieg innerhalb von 12 Monaten um 6.041 auf 228.990 an – bezogen auf den Zeitraum Juni 2012 / Juni 2013. Jüngere Zahlen liegen dazu noch nicht vor.

Und dann der Blick ins Detail, der eigentlich schon deutlich zeigt, wo es hängt auf dem Markt der Leipziger Erwerbslosigkeit.

In den einzelnen Altersgruppen gab es uneinheitliche Entwicklungen.

Bei den jungen Menschen fiel die Zahl der Arbeitslosen, bei den älteren wuchs sie. Bei den unter 25-Jährigen lag der Rückgang bei 5,4 Prozent und bei den 50-Jährigen und Älteren betrug der Anstieg 3,1 Prozent. Bei den jungen Arbeitslosen sank die Zahl im Vergleich zum November um 142 und bei den Älteren wuchs sie um 264. So zählte die Statistik im Dezember 2.507 (+ 15 im Vergleich zum Dezember 2012) unter 25-Jährige und 8.736 (- 93 im Vergleich zum Dezember 2012) Ältere.

Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig angestiegen. Gegenüber dem Vormonat wuchs sie um 301 auf 9.053. Im Vergleich zum Dezember 2012 gab es 624 weniger.

Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im Dezember einen Rückgang gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 1.144 freie Stellen, das waren 132 weniger als im davor liegenden Monat (1.276) und 376 weniger als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet.
Zum statistischen Zähltag im Dezember betrug die Arbeitslosenquote (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) in der Stadt Leipzig 10,3 Prozent (Vormonat: 10,2 Prozent). Im Dezember 2012 lag sie noch bei 10,8 Prozent. Was zumindest zeigt, dass der Arbeitsmarkt in der Lage ist, den Bevölkerungszuwachs in Leipzig einigermaßen zu kompensieren. Doch das nicht immer mit Beschäftigungsverhältnisen, die dazu beitragen, aus der Bedürftigkeit herauszukommen.

Im Dezember waren 6.017 Menschen im Rechtskreis SGB III in der Arbeitsagentur arbeitslos gemeldet. Das waren 84 mehr als im Vormonat und 29 mehr als im Dezember 2012.

Im Rechtskreis SGB II (Hartz IV) waren 22.068 Menschen im Jobcenter Leipzig arbeitslos registriert. Das waren 67 mehr als im November 2013 und 607 weniger als vor einem Jahr. 78,6 Prozent aller arbeitslosen Leipziger wurden vom Jobcenter und 21,4 Prozent von der Arbeitsagentur Leipzig betreut.

Der Sockel der Bedürftigkeit aber ist stabil: In Leipzig gab es im Dezember 43.080 Bedarfsgemeinschaften. Das sind 5 weniger als im Vormonat und 470 mehr als im Dezember des Vorjahres. Außerdem betreut das Jobcenter aktuell 53.669 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Anstieg 43 und im Vergleich zum Vorjahr 228 Personen. Nicht alle Leistungsberechtigten sind tatsächlich erwerbslos. Doch wenn das Erwerbseinkommen nicht zum Leben reicht, stehen sie doch wieder im Jobcenter auf der Matte.

Dass Leipzig mit der prekären Beschäftigung ein ganz besonderes Problem hat, zeigt der Vergleich mit den bundesweiten Zahlen:

Im Bund ist die Zahl der Bezieher von Arbeitslosengeld II in der Grundsicherung (SGB II) weiter zurückgegangen und lag 2013 bei 4.425.000 und damit so niedrig wie noch nie seit Einführung des SGB II im Jahr 2005. Gegenüber 2012 war dies ein Rückgang von 18.000 Personen. Der Anteil der in Deutschland lebenden erwerbsfähigen hilfebedürftigen Menschen an allen Personen im erwerbsfähigen Alter lag mit 8,2 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau. 2013 waren 1.981.000 Menschen im Bereich der Grundsicherung arbeitslos gemeldet. Das waren 14.000 weniger als im Vorjahr. Dass ein Großteil der Arbeitslosengeld II-Bezieher nicht arbeitslos gemeldet ist, liegt daran, dass diese Personen erwerbstätig sind, kleine Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder sich noch in der Ausbildung befinden, betont die Bundesagentur zu diesem Thema.

“Im Januar müssen wir mit einer weiter steigenden Arbeitslosigkeit rechnen. Wie stark diese sein wird, das hängt nicht zuletzt auch vom Einzug des Winters ab”, meint Griese.

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