Das war dann mal eine Suggestivfrage, die Sachsens Landesstatistiker am 16. April stellten: "Braucht der Osterhase ein höheres Budget?" Da und dort lassen sie eben doch mal durchblicken, dass sie Menschen sind, die in sächsischen Supermärkten einkaufen. Müssen. Wenn sie nicht glücklicherweise noch einen Regionalversorger vor der Nase haben. Naja, und um das Geld im Portemonnaie geht es auch irgendwie.

Der einzige Lichtblick bei der Entwicklung der Verbraucherpreise ist auch im April 2014 keiner: “Freuen kann sich der Osterhase in Sachsen in diesem Jahr über die Preise für ‘Eier’, die fast 15 Prozent unter denen des Vorjahres liegen”, melden die Landesstatistiker. Wahrscheinlich kaufen sie wirklich im Discounter um die Ecke ein und vergessen beim Einkauf lieber, was sie vorher in der Zeitung gelesen haben. “Verramschte Eier” titelte die “Süddeutsche” im Januar zum Preiskampf der paar verbliebenen Supermarktketten, die sich den Markt in Deutschland und Sachsen längst aufgeteilt haben und in immer neuen Preisschlachten versuchen, sich gegenseitig die Kunden abzujagen. Zuletzt haben sie es über die Milchprodukte gemacht. Die sind dann wieder teurer geworden. Jetzt sind es Eier und Hühnerfleisch. Gern auch mit genveränderten Futterzutaten, importiert aus Südamerika.

Merkt es der Kunde noch, dass im Gerangel um seine Kröten die ganze Welt verramscht wird?

Mit einer “marktüblichen” oder “saisonabhängigen” Preisentwicklung hat das alles nicht mehr viel zu tun. Der Osterhase ist längst gekauft.

Der Rest zum Ostervergnügen wurde dann freilich teurer: “Leider kostet der zum Bemalen benötigte ‘Farbkasten” (0,8 Prozent) etwas mehr. Teurer kommt er zudem beim Kauf der Süßigkeiten fürs Osternest, da sowohl ‘Tafelschokolade’, ‘Riegel’ als auch ‘Pralinen’ im Schnitt um 4 Prozent im Preis stiegen”, melden die Landesstatistiker. “Für die gemütliche Kaffeerunde am Nachmittag bietet es sich vielleicht einmal an, neben einer Tasse ‘Bohnenkaffee’ (-10,7 Prozent) – für die lieben Kleinen einen ‘Früchtetee’ (-0,7 Prozent) oder Becher ‘Kakao’ (-1,7 Prozent) – statt einer fertigen ‘Tiefkühltorte’ (4,2 Prozent) ein selbstgebackenes Osterbrot zu servieren.”

Aber bei allen Backwaren schlagen natürlich die gestiegenen Preise für Strom und Milchprodukte ins Kontor.

“Bei den Zutaten für ein Brot sollte jedoch nicht immer aufs Geld geschaut werden”, sagen Sachsens Statistiker etwas, was mit der Realität für ein gut Teil der Sachsen nichts zu tun hat. Die müssen sehr wohl aufs Geld schauen und können oft schon aus Budgetgründen gar keinen anderen Markt anlaufen als den Discounter.

Das Mehl wurde zwar wieder “billiger” – dafür kostet “die gute Milch” und “die gute Butter” mehr: Das Rezept der Statistiker aus Kamenz fürs Osterbrot: “300 g ‘Mehl’ (-12,7 Prozent), 1/8 l ‘Milch’ (14,2 Prozent), 60 g ‘Butter’ (12,6 Prozent), 3 ‘Eier’ (-14,8 Prozent), 60 g ‘Rosinen’ (9,9 Prozent), 40 g ‘Zucker’ (-3,6 Prozent), 1 Prise ‘Salz’ (1,1 Prozent), 21 g ‘Hefe’ (0,9 Prozent) sowie ‘Mandeln’ (26,0 Prozent) zur Dekoration.”

Die berechtigte Warnung: “Die Kosten für den ‘Strom’ (1,1 Prozent) zum Betreiben des ‘Mixers’ (2,0 Prozent) und letztendlich ‘Ofens’ (-1,7 Prozent) darf Mann oder Frau dabei nicht aus den Augen lassen. Dieser wird ferner für die Zubereitung des Mittagsmenüs benötigt. Die Tradition verlangt für den Karfreitag ‘Fisch’, der als ‘frisches Filet’ (6,9 Prozent) und ‘tiefgekühlt’ (3,1 Prozent) nicht günstiger wurde.” Und auch nicht günstiger werden wird, da ja alle dabei sind, die Weltmeere zu plündern. Vorsorgend ist unsere heutige Art des Wirtschaftens nicht wirklich, zukunftsfähig erst recht nicht.Ein paar saisonale Einflüsse aufs Ostermahl gibt es natürlich: “Frischer Kopfsalat” wurde 12,3 Prozent preiswerter, “Reis” teurer um 3,6 Prozent, “Pommes” ebenfalls um 8,1 Prozent und “Kartoffeln” um 11,0 Prozent.

“Zum Ostersonntag darf es durchaus ‘Lammbraten’ (-2,1 Prozent) mit ‘Kartoffelklößen’ (-0,2 Prozent) und ‘Bohnen oder Spargel’ (43,6 Prozent) sein”, haben sich die Kamenzer Statistiker schon mal vorgefreut aufs Schlemmen. “Als Dessert noch ein ‘Eis’ (2,9 Prozent)? Zur gelungenen Abrundung nicht zu vergessen: ein schöner Schoppen ‘Rot-‘ (-1,0 Prozent) bzw. ‘Weißwein’ (5,0 Prozent).”

Wer sich die Preiskurve für “Eier” anschaut, sieht, wie der Preiskampf der Discounter seit Januar tobt. Den Preiskampf für “Butter” und andere Milchprodukte sieht man sehr deutlich im Sommer 2012. Seitdem haben die Statistiker hier “steigende Preise” gemeldet. Gern auch so, als wären das Naturereignisse. Sind es aber nicht. Es ist eine Handvoll von Handelsunternehmen, die mit der Nahrung der Deutschen fleißig ihre Spielchen treiben. Zumindest da, wo sie den vollen Zugriff auf die Verteilerkette haben, was praktisch bei allen Produkten aus der deutschen Landwirtschaft der Fall ist. Legendär die Protestaktionen sächsischer Bauern gegen die Milch-Dumpingpreise mit ausgeschütteter Milch vor der Molkerei. Noch etwas länger her der verzweifelte Kampf gegen die miesen Abnahmepreise beim Mehl. Mehl wurde dann ab 2011 sichtlich teurer – auch wegen einiger nicht so berauschender Ernten. Aber unübersehbar: Ab Oktober 2013 wurde auch mit Mehl wieder ein bisschen “Wettbewerb” gespielt.

Mit Fisch können die Discounter nicht wirklich so agieren – dessen Preis steigt seit Jahren. Und wird weiter steigen, je leerer die Meere werden.

“Verramschte Eier” in der “Süddeutschen”: www.sueddeutsche.de/wirtschaft/preiskampf-der-discounter-verramschte-eier-1.1869656

Die Osterzahlen der sächsischen Statistiker: www.statistik.sachsen.de/download/200_MI_2014/MI-75.pdf

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar