Leipzig ist zwar einer der beiden großen Motoren für die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen. Doch so lange ist es noch nicht her, dass die Stadt an der Pleiße den Titel „Armutshauptstadt“ aufgepappt bekam. Was Gründe hatte – niedrige Durchschnittseinkommen, viele prekäre Jobs und damit auch einen hohen Anteil an Kinderarmut. Und das hat Folgen bis heute, wie die Landtagsabgeordnete der Linken, Susanne Schaper, jetzt wieder abgefragt hat.

Denn hinter der Kinderarmut steht natürlich die Armut der Familien, in denen diese Kinder aufwachsen. Familien, die oft dauerhaft in prekären und schlecht bezahlten Beschäftigungsverhältnissen feststecken und die dringend auf Sozialtransfers angewiesen sind, um im Alltag mit ihrem Geld über die Runden zu kommen. Geld, das sie dann bei der Stadt oder im Jobcenter beantragen müssen. Was dann in der Folge die Sozialetats der großen Städte über die Jahre anwachsen lässt.

Schließlich verschwindet die Familienarmut nicht einfach. Oft vererbt sie sich gleich von den Eltern auf die Kinder, die dann ihrerseits in der Schule spätestens erleben, dass ihr Leben voller Barrieren und Benachteiligungen ist.

Und so bleibt der lange Schatten der einstigen „Armutshauptstadt“ Leipzig in den Sozialhaushalten der Stadt erhalten, kann die Stadt ihre Jugend- und Sozialfürsorge nicht einfach zurückschrauben.

Leipzigs Sozialausgaben deutlich höher als die Dresdner

Folglich stieg nach der Auskunft, die Susanne Schaper von der Landesregierung erhielt, die Menge der Sozialausgaben in Leipzig von 446 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 480 Millionen Euro im Jahr 2021 und 502 Millionen im Jahr 2022.

Der größte Batzen dabei – nicht überraschend – waren Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII). 2022 machten sie allein 195 Millionen Euro aus.

In den beiden anderen Großstädten sind die Sozialausgaben deutlich niedriger. Dresden konnte seine Sozialausgaben 2022 sogar senken. Nachdem sie 2021 noch 303 Millionen Euro betragen hatten, waren es jetzt nur noch 297 Millionen. Was dann bei einem Gesamtetat von 2,32 Milliarden Euro nur einen Anteil von etwas über 13 Prozent ausmacht.

Während die 502 Millionen Euro in Leipzig über 20 Prozent des Leipziger Haushalts von 2,48 Milliarden Euro verschlingen. Wobei das natürlich kein Verschlingen ist, denn die Gelder kommen nun einmal bei den Bedürftigsten an, die das Geld für gewöhnlich nicht auf die hohe Kante legen oder in Aktien oder Immobilien investieren, sondern für den täglichen Lebensbedarf ausgeben.

Dass Dresden, das auch bei der Wirtschaftsansiedlung von der Staatsregierung über Jahre bevorzugt wurde, auch in Sachsen eher die Ausnahme ist, zeigt der Vergleich mit Chemnitz, das von seinen Gesamtausgaben auch knapp 19 Prozent für soziale Belange ausgegeben hat.

Ein Vergleich mit den Landkreisen (auch diese Zahlen hat Susanne Schaper abgefragt) ist schwer möglich, da die Ausgabenstruktur der Landkreise eine vollkommen andere ist.
Sie geben im Schnitt 54 Prozent ihres Haushalts für soziale Belange aus. Und auch ihre Ausgaben fürs Soziale sind in den letzten Jahren angestiegen, von 1,53 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 1,72 Milliarden Euro im Jahr 2022.

So einen Anstieg erlebte auch der Landkreis Leipzig von 190 auf 210 Millionen Euro, was eben auch 64 Prozent der Gesamtausgaben bedeutet. Im Landkreis Nordsachsen stiegen die Sozialausgaben von 100 auf 110 Millionen Euro, was 45 Prozent der Gesamtausgaben abdeckt.

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