An diesem Topf können sich Stadtpolitiker nur die Finger verbrennen. Deshalb wird er seit zwei Jahren in Leipzig herumgereicht wie ein Schwarzer Peter. Ganz nach dem Motto: Bloß nicht anfassen. Es handelt sich um den Topf für die Leipziger Hochkultur - also Gewandhaus, Oper, Schauspiel und Theater der Jungen Welt.

Eher um die drei Erstgenannten, denn das TdJW soll schon so effizient arbeiten, dass es keinen Cent mehr zu sparen gibt. Außer durch Schließung – noch so ein Begriff, den am liebsten niemand in den Mund geschweige denn die Hand nehmen würde. Doch bald wird nehmen müssen. Denn Leipzig hat kein Geld mehr für seine Hochkultur.

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Angesichts eines Haushaltslochs von 40 Millionen Euro für das kommende Jahr muss die Stadt dringend sparen. Und versucht es auch in der Kultur. Doch erfolglos. Die Eigenbetriebe sind schon so effizient aufgestellt, dass nur durch die Schließung von Häusern merklich mehr Geld im Säckel bliebe. So ergab es das Gutachten der Beraterfirma actori vor zwei Jahren. Und beinahe exakt dieselben Thesen formulierte nun auch die Arbeitsgruppe, welche sich im Nachgang des Gutachtens gebildet hatte.

“Jetzt ist die Politik gefragt”, resümierte Martin Dehli von actori am Montag, 14. Oktober 2013, bei der Vorstellung der Ergebnisse der Arbeitsgruppe, die er geleitet hat. Ähnlichen Inhalts waren seine Worte im November 2011 gewesen, als er das Gutachten seiner Firma vorstellte: Sparpotential gibt es kaum, nur Schließung bringt weiter. “Aber das sind dann politische Entscheidungen”, sagte er damals.

Die Stadt ist genauso weit wie vor zwei Jahren. Nur noch ein bisschen ärmer. Denn rund 160.000 Euro hatte das Gutachten gekostet, 98.000 Euro der Arbeitskreis. Jedes Milchmädchen mag hier den Kopf schütteln. So geht sparen nicht.

Doch ist ein Blick hinter die Begutachtungs-Orgie der Mühe wert: Sie ist ein Zeitgewinn und eine Mühenvermeidung für die Stadtoberen gewesen. Zeitgewinn, weil sich so eine Entscheidung zur Zukunft der Kulturbetriebe, die das böse Wort Schließung beinhaltet, auf die Zeit nach der Wahl zum Oberbürgermeister, im Frühjahr 2013, verschieben ließ.

Mühenvermeidung, weil nun wohl alle Stadtratsmitglieder begriffen haben dürften, dass es nicht mehr für alle Kultur-Eigenbetriebe reichen wird. Da wird keiner mehr überzeugt werden müssen.

Und all das für nur 258.000 Euro aus dem Stadtsäckel. Ein Schnäppchen.

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