Auf Anfrage der Fraktion Die Linke legte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) überraschend transparent jene Kosten offen, die der Stadt Leipzig durch kurzfristige Personalentscheidungen in der jüngeren Vergangenheit entstanden sind. Insgesamt belaufen sich diese Kosten seit dem Jahr 2000 auf 935.360 Euro.

So beendeten insgesamt elf Führungskräfte ihre Tätigkeiten vorfristig. Zum Teil liefen diese noch über Jahre weiter. So wurde Henri Maier reichlich ein Jahr nach seiner Vertragsverlängerung als Intendant der Oper Leipzig 2007 vom Dienst freigestellt. Sein Vertrag war aber zuvor erst bis zum Jahr 2011 verlängert worden. Bis zum Jahr 2009 wurden ihm ohne Gegenleistung 407.440 Euro gezahlt, 2009 einigte man sich auf eine zusätzliche Abfindung von 278.690 Euro. Aber auch Alexander von Maravic, Verwaltungsdirektor und ebenfalls Intendant der Oper, wenngleich letzteres nur kommissarisch, stand der Stadt Leipzig ein ganzes Vertragsjahr lediglich als Berater zur Verfügung, wurde aber mit 129.996 Euro weiter bezahlt.”Die kurzsichtige Personalpolitik der Verwaltungsspitze häufte sich insbesondere an der Oper, aber auch im Gewandhaus haben immerhin zwei Verwaltungsdirektorinnen vorfristig das Handtuch geschmissen”, stellt dazu Skadi Jennicke, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion, fest. “Pikanterweise stiegen diese aus, ohne weitere Zahlungen der Stadt Leipzig erkämpft zu haben. Ob das im nach wie vor männerdominierten Kulturfeld Zufall ist, bleibt offen. Am Schauspiel Leipzig sieht es nicht anders aus. Auch hier gingen beide Verwaltungsdirektoren, Gerhard Notdurft und Volker Ballweg, vorfristig aus dem Vertrag, bei Fortführung ihrer Gehälter.”

Volker Ballweg erhält von der Stadt in der laufenden Spielzeit voraussichtlich noch 92.400 Euro.

“Wie das zu dem voraussichtlichen Defizit der Intendanz Hartmann passt, das er im Bestätigungsfall mit zu verantworten hätte, wird sich sicher in den nächsten Wochen aufklären”, meint Jennicke. “Auffällig ist, dass es im Theater der Jungen Welt keinen einzigen Fall von Vertragsänderung oder vorfristiger Kündigung gegeben hat. Ob das wohl auch mit einer gewissen Moral zu tun hat, die offenkundig nicht proportional zu den Gagen wächst?”

Insgesamt bescheinige die Antwort auf die Anfrage der Fraktion Die Linke der Stadt Leipzig ein miserables Zeugnis in Sachen Personal- und Kulturpolitik, die der Stadt zudem eine erhebliche Summe Geld gekostet hat.

Skadi Jennicke: “Gleichwohl dominiert aktuell der Eindruck, dass sich die Lage in den Führungsetagen der drei großen Eigenbetriebe stabilisiert. Zwar haben sowohl Schauspiel und Gewandhaus aktuell keine Verwaltungsdirektion, die Besetzungen erfolgen aber geordnet und nicht – wie in der Vergangenheit – ad hoc. Es könnte durchaus sein, dass die Verwaltungsspitze in Zukunft stärker auf Kontinuität setzt – so zumindest das Bekenntnis des Oberbürgermeisters in der Antwort auf die Anfrage.”

Die Anfrage der Linken als PDF zum download.

Die Antwort des OBM als PDF zum download.

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