Kaum hat sich das Bündnis für Leipzig als Antwort auf die Stadtratsentscheidung zur "Privatisierungsbremse" im Januar gegründet, mischt es sich auch schon zu anderen wichtigen Themen in die Leipziger Stadtdebatte ein. Themen, die in der Vergangenheit oft hinter verschlossenen Türen diskutiert wurden. Ohne dass die Wähler merkten, dass die gewählten Stadträte die Brisanz des Themas erkannt hätten. Etwa bei den Beratungsstellen der Jugendhilfeträger.

Die Stadtverwaltung will das bestehende Netz dieser Beratungsstellen quasi abschaffen und in einer einzigen zentralen Beratungsstelle in der Axis-Passage bündeln. Quasi Tür an Tür mit dem Jobcenter Leipzig, mit dem viele junge Leipziger eben jene Konflikte haben, die sie mit den Beratern der Jugendhilfe lösen müssen und wollen. Aber diese Nähe könnte abschreckend wirken.

Die Stadtverwaltung zeige damit wiederholt ihre Ignoranz gegenüber den Sorgen und Nöten Leipziger Jugendlicher in Zeiten von Harz-IV-Schikanen und Sanktionen durch das Jobcenter. “Die geplante Schließung der Jugendzentren ist skandalös! Die Verwaltung agiert weiter gegen den Willen der Bürgerinnen und Bürger und vor allem entgegen der Interessen der jungen Menschen in dieser Stadt und zwar ohne jegliche parlamentarische Kontrolle”, erklärt dazu Sandra Schenck, Gründungsmitglied von Bündnis Leipzig.

Vorbei an den Entscheidungen des Stadtrates sei der Jugendetat hinter verschlossenen Türen verhandelt worden und erste Vorkehrungen zur Zusammenlegung von fünf dezentralen Angeboten der Jugendhilfe in Freier Trägerschaft zu einer zentralen Beratungsstelle in Leipzig Möckern getroffen worden. Vermutlich in erster Linie, um Kosten einzusparen, so Sandra Schenck. Diesen Standort hält das Bündnis Leipzig für ungeeignet für ein solches Angebot, da die Nähe zum Jobcenter wohl eher abschreckend wirkt.

“Eine Verlagerung der Angebote an den Stadtrand wäre ein fatales Signal, welche zeigt, dass Jugendliche mit Problemen politisch nicht gewollt sind und deshalb an den Stadtrand verdrängt werden”, so Schenck weiter.

Bloß nicht hinschauen, wenn zahlreiche Jugendliche ohne Abschluss in Leipzig Probleme bekommen, kritisiert Schenck. Präventionsarbeit sei aber bedeutend, um soziale Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen und den Hilfesuchenden mit Respekt und offenen Hilfsangeboten zu begegnen.

Das Bündnis Leipzig plädiere für eine Erhaltung der bestehenden Beratungsstellen, statt eines fortschreitenden Sozialabbaus, wie ihn die Stadtverwaltung seit Jahren praktiziere.

Sandra Schenck: “Denn wir können und dürfen die Belange der Jugendlichen nicht ignorieren oder verschieben, sondern müssen uns ernsthaft damit befassen. Deshalb fordern wir auch eine Abschaffung der Harz IV Sanktionen und kritisieren generell den menschenunwürdigen Umgang mit Arbeitssuchenden durch die Jobcenter vehement.”

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar