Zum Wettbewerb ums Leipziger Einheits- und Freiheitsdenkmal gab es schon mehrere Offene Briefe. Alle sind sie an der hohen Politik im Leipziger Rathaus abgeprallt. Doch ein neuer Offener Brief, der am Freitag, 28. Februar, an den Bundespräsidenten, die Bundeskanzlerin, Sachsens Ministerpräsidenten und Leipzigs Oberbürgermeister ging, hat es in sich.

Namhafte Persönlichkeiten aus ganz Deutschland haben ihn unterzeichnet und unterstützen damit die zentrale Forderung, dass die Politik “endlich dieses unwürdige Wettbewerbsverfahren beendet”.

Den Brief initiiert hat eine Bürgerinitiative um die Organisatorin der Leipziger Kundgebung vor der Oper und des Koordinationstisches der Neuen Demokratischen Gruppen 1989 Gudrun Neumann, der frühere CDU-Fraktionschef im Stadtrat Dr. Johannes Hähle, Ex-Baubürgermeister Niels Gormsen und Wolfram Günther vom Stadtforum.

Bund, Land und Stadt werden aufgefordert, endlich eine politische Entscheidung zu treffen und sich nicht länger hinter Zuständigkeitsfragen untereinander, ausstehenden Gerichtsentscheidungen, und vergaberechtlichem Kleingedrucktem zu verstecken. Die Politik muss das gründlich und unrettbar gescheiterte Verfahren jetzt sauber beenden und damit den Weg neu eröffnen für ein Denkmal, das seinen eigentlichen Zweck erfüllen kann. Für die ostdeutschen Bürgerrechtler sowie die Bürgerinnen und Bürger insgesamt muss eine echte Mitsprachemöglichkeit geschaffen werden. Wie das alles umzusetzen ist, das müssen Bund, Land und Stadt jetzt zunächst gemeinsam besprechen. Ihre Vorschläge müssen dann der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt werden.

Neben Vertretern von Verbänden, aus der Politik und der aktiven Bürgerschaft gehören vor allem Personen aus Kunst und Kultur zu den Unterzeichnern. Viele der ansonsten aus allen gesellschaftlichen Bereichen kommenden Unterzeichner waren selbst aktive Teilnehmer der Montagsdemonstrationen.

Der frühere Gewandhausdirigent und Ehrenbürger der Stadt Leipzig Prof. Dr.h.c. Kurt Masur, der Autor und Kabarettist Bernd-Lutz Lange und der damalige Sekretär der SED-Bezirksleitung Dr. Kurt Meyer hatten als Unterzeichner des Aufrufs der “Leipziger Sechs” vom 9. Oktober 1989 maßgeblichen Anteil daran, dass die Revolution eine friedliche werden konnte. Pfarrer Christoph Wonneberger ist der Begründer der Friedensgebete in Leipzig. Der frühere Superintendent und Stadtpräsident Friedrich Magirius sowie das spätere Mitglied der ersten freigewählten Volkskammer und später auch des Bundestages Gunter Weißgerber haben die Revolutionstage maßgeblich mit beeinflusst. Angesichts der Vielzahl der bekannten Namen unter den Unterzeichnern muss auf eine weitere Hervorhebung Einzelner hier ansonsten verzichtet werden.
Der Offene Brief als PDF zum download.

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