Leipzig hat erstmals ein Schuldscheindarlehen platziert, meldet das Finanzdezernat der Stadt am Donnerstag, 15. Mai. Es beläuft sich auf 28 Millionen Euro. Die Stadt ist in der Vergangenheit bereits mehrfach am Kapitalmarkt aktiv gewesen. Diese Aktivitäten endeten vorerst mit der Rückzahlung der im Jahr 2009 fällig gewordenen Bach-Anleihe über ein Volumen von 100 Millionen Euro.

Die Stadtkämmerei Leipzig hat seitdem ein aktives Zins- und Schuldenmanagement aufgebaut. Das Kreditportfolio wird aktiv durch Zinsquoten (fest/variabel), verschiedene Zinsbindungen und die Diversifikation des Zinsanpassungsvolumens sowie der Gläubigerstruktur gesteuert. Als Instrumente kommen neben dem klassischen Kommunaldarlehen bereits seit 2010 einfache Zinsderivate zum Einsatz, erklärt das Dezernat. Der jährliche Schuldenbericht gibt einen detaillierten Einblick in das aktive Zins- und Schuldenmanagement.

Die aktuellen Finanzierungsbedingungen sind für die Stadt Leipzig – vor allem im Vergleich zu anderen Großstädten – sehr günstig. Die Stadt Leipzig verfügt über einen großen Anbieterkreis und günstige Konditionen. Der beharrliche Schuldenabbau der letzten Jahre wird von Finanzanbietern durchaus gewürdigt. Das schafft Spielräume.

Dennoch werden stets alternative Finanzierungsformen geprüft, um sowohl das Instrumentarium als auch den Kontrahentenkreis zu erweitern, betont das Dezernat dazu. Aus diesem Grund ist im Rahmen einer Umschuldung neben dem klassischen Kommunaldarlehen erstmals auch ein Schuldscheindarlehen ausgeschrieben worden.

Grundsätzlich werden Schuldscheine durch eine vorher zu mandatierende Bank bei Investoren platziert. Schuldscheine sind entsprechend der Kapitalmarkt-Usancen (Anm. d. Red.: Gebräuche am Kapitalmarkt) wie eine Anleihe in der Regel endfällig – sprich ohne Tilgung während der Laufzeit.

Für die Stadt Leipzig kam die vorherige Mandatierung einer Bank nicht in Frage. Daher ist das Schuldscheindarlehen für eine bessere Vergleichbarkeit parallel zum Kommunaldarlehen ausgeschrieben worden. Da die Stadt aktiv ihre Entschuldungskonzeption umsetzt, ist eine Tilgung unerlässlich.

In dieser Ausschreibung vom April 2014 hat sich das Schuldscheindarlehen als wirtschaftlichste Finanzierung herausgestellt, indem es ca. 0,1 Prozentpunkte günstiger als das entsprechende Kommunaldarlehen war, benennt das Finanzdezernat den Vorteil des Schuldscheindarlehens.

Das Volumen beträgt 28 Millionen Euro mit vierteljährlicher Tilgung über eine Laufzeit von 20 Jahren vom 15.05.2014 bis 15.05.2034. Die Zinsersparnis über die gesamte Laufzeit beträgt ca. 280.000 Euro.

Platziert wurde das Schuldscheindarlehen von einer Privatbank. Investor ist ein großes deutsches Versicherungsunternehmen. Damit ist der Kontrahentenkreis neben den Banken um eine Versicherung erweitert worden.

Nach Einschätzung von Kapitalmarktteilnehmern ist dies bundesweit die erste erfolgreiche Platzierung eines Schuldscheindarlehens mit Tilgungsstruktur durch eine Kommune in einem offenen Bieterverfahren.

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