Es ist mit Sicherheit das größte Projekt der freien Kulturszene Leipzigs. Das sogenannte "Theaterzentrum West", seit vier Jahren am Standort "Josephkonsum" geplant und vor wenigen Wochen krachend gescheitert. Man habe nun doch kein Geld, hieß es aus dem Kulturdezernat Etwas süffisant auch die Begründung: Es seien Schulen und Kitas zu bauen. Stellvertretend für LOFFT, Schaubühne Lindenfels und Westflügel zeigte sich Gundolf Nandico, Geschäftsführer des Leipziger Tanztheaters, gegenüber L-IZ.de deutlich geschockt von dieser Art des Umgangs mit der langen Planungszeit. Nun scheint, wenn auch weiter entfernt, Licht am Ende des Tunnels zu scheinen.

Statt 2014 oder 2015 soll es wenigstens 2017 so weit sein. Im Fachausschuss Kultur hatte man unter Vorsitz von Wolfram Leuze (Die Grünen) am 8. Juli nach einer Lösung gesucht, welche nun kurzfristig im Stadtrat landete und in erster Lesung für den 16. Juli vorgesehen ist. In der Beschlussvorlage heißt es: “Die Stadtverwaltung setzt entsprechend der Ratsbeschlüsse RBV-1655/13 sowie RBV-1791/13 bis zum Jahr 2017 den Neubau eines Theaterhauses für die Freie Szene, vorzugsweise am Standort `Josephkonsum`, um. Dazu werden im Haushalt der Stadt Leipzig in den Jahren 2015, 2016 und 2017 städtische Eigenmittel in Höhe von 1,4 Mio. Euro eingestellt und entsprechend Fördermittel akquiriert.”

Seit 2009 geht das Planen und Projektieren für das Haus Karl-Heine-, Ecke Josephstraße in der freien Szene nun schon, allerdings noch ohne eine klare Vorlage aus der Verwaltung. Ursprünglicher und bis heute geltender Leitgedanke des gemeinsamen Hauses war, die Synergien zwischen den einzelnen Sparten von Tanz über Theater bis Gastspielen in einem Haus zu bündeln und so für hohe Auslastungen und eine gemeinsame Kulturarbeit im Leipziger Westen zu sorgen.

Herausgekommen bislang – nichts. Laut Kulturausschuss ist die Situation so: “… obwohl mit dem gegenwärtig präferierten Standort `Josephkonsum` eine Liegenschaft zur Verfügung steht, die das Zusammengehen aller vier (und evtl. weiterer) Institutionen ermöglicht, ohne dass die programmatische und künstlerische Eigenständigkeit gefährdet wird. Im Gegenteil, am 23. Mai 2014 hat die Stadtverwaltung das Projekt offiziell für erledigt erklärt. Stattdessen favorisiert sie aktuell Einzellösungen für Lofft und Tanztheater.”

Es dürfe ferner bezweifelt werden, dass Einzellösungen für beide Einrichtungen investiv unter dem bisher bekannten Wert von 1,4 Mio. Euro liegen würden, der für ein Theaterhaus am Standort `Josephkonsum` als Eigenanteil der Stadt Leipzig berechnet wurde. Die Einzellösungen für die Häuser würden zudem einer Stärkung der überregionalen Bedeutung zuwiderlaufen.

Im Westen Leipzigs dürfte ein erstes Aufatmen durch die Kulturszenerie geistern. Damit ist das Theaterzentrum zumindest wieder im Rennen. Auch wenn dieses noch länger dauert, als bislang angenommen.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Michael Freitag über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar