Das Sportcenter Markranstädt bleibt weiter Stein des Anstoßes. Jetzt werden wieder neue Vorwürfe bekannt. Offenbar lag für die im April 2011 vorgenommene tonnenschwere Nachrüstung des Dachtragewerks für die Photovoltaikanlage keine Baugenehmigung vor. Das jedenfalls geht aus einem Schreiben des Bauaufsichtsamtes hervor, das der L-IZ vorliegt.

In dem Schreiben heißt es weiterhin, dass von Seiten der Stadt Markranstädt erst am 28. Juni 2012 ein nachträglicher Bauantrag der zuständigen Behörde übergeben worden sei. Dieser Umstand und die Tatsache, dass parallel zu den Untersuchungen bezüglich des verspäteten Bauantrages seit März 2012 bei der Staatsanwaltschaft Leipzig ein Ermittlungsverfahren gegen Bürgermeisterin Carina Radon wegen “Baugefährdung und strafrelevanter Versäumnisse bei der Risikoabwehr am Sportcenter Markranstädt” läuft, haben die Freien Wähler Markranstädt sowie einen Bürger Markranstädts veranlasst, offen gegen Bürgermeisterin Carina Radon Stellung zu nehmen.

Der Markranstädter Manfred Schwung, der einen offenen Brief an den Stadtrat von Markranstädt verfasste: “Wie mir die Amtsleiterin des Bauaufsichtsamtes mitteilte, wurde für dieses Bauvorhaben erst am 28. Juni 2012 ein Bauantrag nachträglich gestellt, obwohl die Photovoltaik-Anlage mit einem Gewicht von 25-30 Tonnen im April 2011 installiert und die tonnenschwere Nachrüstung des Dachtragwerkes im Oktober 2011 ohne Baugenehmigung errichtet wurde. Wie das Landratsamt weiter bestätigte, ist dieser nachträgliche Bauantrag vom 28. Juni unvollständig. Es fehlen wesentliche Unterlagen. Diese müssen erst erarbeitet und nachgereicht werden. Ob und wann es zur Baugenehmigung kommt, ist laut Landratsamt völlig offen.”Darüber hinaus sei er vom Landratsamt informiert worden, dass der Bauaufsichtsbehörde erst nach mehreren Aufforderungen und deutlichem Druck auf die Stadt, das Gutachten zum Sportcenter vom 6. Dezember 2010 im Mai 2012, also erst nach zwei Jahren, an das Landratsamt übergeben wurde. Schwung weiter: “Und das, obwohl der Gutachter, Herr Diplomingenieur Gröhn, in seinem Gutachten auf Seite sechs verlangt hat, dass die Aufsichtsbehörde Landratsamt Leipziger Land umgehend über den Sachverhalt zu informieren sei.”

Schwung fordert in diesem Zusammenhang die Markranstädter CDU auf, sich von ihren am 8. März gemachten Aussagen, dass das “Sporcenter sicher sei” zu distanzieren. “Diese Aussage ist nicht nur falsch, sondern für die Bürger Markranstädts auch lebensgefährlich und dient nur zur populistischen Wahlkampfunterstützung der Bürgermeisterin”, so Schwung weiter.Bis heute gäbe es zu diesem Vorhaben keine ordentlichen und aktuellen statischen Unterlagen und Berechnungen, die die seit 2008 durch das undichte Dach verursachten tonnenschweren Wassereinschlüsse in der Wärmedämmung, das Gewicht der Photovoltaik-Anlage von circa 25-30 Tonnen sowie die tonnenschwere nachgerüstete Tragkonstruktionsversteifung berücksichtigten, so Schwung.

In diesem Zusammenhang fordert er die CDU-Fraktion auf, sich als größte politische Kraft im Ort, ohne Abhängigkeit, ohne Fraktionszwang und ohne Rücksicht auf Vorgaben aus dem Rathaus, jetzt zum Wohl der Markranstädter Bürger auf dem Boden der Wahrheit, Transparenz und Glaubwürdigkeit für die Sicherheit und Schadensbeseitigung im Sportcenter einzusetzen.

Auch der Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler Markranstädt, Jens Spiske, greift die Problematik auf, merkt jedoch an: “Das Landratsamt Landkreis Leipzig ist unserem Hinweis nachgegangen und hat mit Schreiben vom 4. Juli 2012 mitgeteilt, dass die erfolgten Umbaumaßnahmen am Sportcenter, also das Nachrüsten der Tragkonstruktion, genehmigungspflichtig gewesen wären. Weiterhin schreibt Herr Penholz vom Landratsamt, dass ein nachträglicher Bauantrag am 28. Juni 2012 der Bauaufsichtsbehörde übergeben wurde. Mit anderen Worten, vor fast zwei Jahren hat die Stadt Markranstädt einen Schwarzbau errichtet. Nun will man dieses wohl vor der Wahl seitens der Bürgermeisterin noch ‘glatt ziehen’. Jeder ‘normale’ Bürger hätte dafür mindestens ein Ordnungsgeld oder ähnliches kassiert. In diesem Falle geschieht was? Nichts. Nicht einmal die vorläufige Sperrung des Centers oder eine Rüge der Stadtverwaltung. Zwei Jahre mussten unsere Handballer und Schulkinder in einer Halle Sport treiben, die eine Umbaumaßnahme erfahren hat, von der man nicht weiß, ob sie sach- und fachgerecht durchgeführt wurde. Als Vater zweier Grundschülerinnen bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich an die möglichen Folgen denke.”

Weiter fragt Jens Spiske, warum die Tragkonstruktion in einer Nacht- und Nebelaktion nachgerüstet worden sei. “Ist das Dach entgegen den Beteuerungen Radons doch nicht so sicher, wie behauptet? Wie lange müssen wir Bürgerinnen und Bürger uns Verschleierung, Ausreden, Selbstgefälligkeit und Unehrlichkeit noch gefallen lassen?”

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