Völkerschlacht? Eigentlich fand sie nicht in Leipzig statt, sondern bei Leipzig. Die Felder und Dörfer vor der Stadt wurden verwüstet. Auch das wird 2013 mitbedacht. Die Sparkasse Leipzig hat dafür extra ein eigenes Förderprogramm aufgelegt. Mit insgesamt über 250.000 Euro förderte und fördert die Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig (KUS) in den vergangenen Jahren Aktivitäten von Vereinen, Institutionen und Kommunen zum Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813.

“Der historischen Bedeutung des Ereignisses angemessen, haben wir uns anlässlich des 200. Jahrestages der Völkerschlacht zur umfangreichsten Themenförderung in der Stiftungsgeschichte entschlossen”, erklärte Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig.

Viele der Projekte gehen jetzt auf die Zielgerade.

Rötha: Erster Bauabschnitt des Schlossgartens wird bis September fertig

Im Mittelpunkt der Förderungen stehen Projekte in der sächsischen Kleinstadt Rötha, 15 Kilometer vor Leipzig gelegen. Im Schloss Rötha befand sich während der Völkerschlacht das Hauptquartier der gegen Napoleon alliierten Heere. Täglich kamen hier Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Franz I. von Österreich und Alexander I. von Russland gemeinsam mit General Schwarzenberg und Fürst Metternich zusammen, um die wichtigsten strategischen und taktischen Entscheidungen zu treffen. Das Schloss wurde 1969 gesprengt, der dazugehörige Schlossgarten weitestgehend sich selbst überlassen.

Die Röthaer Aktivitäten zum Völkerschlacht-Gedenkjahr werden im Wesentlichen vom Förderverein “Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V.” initiiert. Die Stiftung förderte bereits 2011 Grabungen rund um die ehemalige Schlossanlage. 2012 wurde ein Architekturwettbewerb “Zukunft durch Erinnerung” ausgeschrieben, bei dem Entwürfe für einen Gedenk- und Erinnerungsort am ehemaligen Schlossareal gesucht wurden. Der Siegerentwurf steht seit Juni 2013 fest. Der Schlosspark soll durch eine Restaurierung seinen früheren Glanz zurückerhalten. Auch dieses Projekt fördert die Kultur- und Umweltstiftung, der erste Bauabschnitt soll im September 2013 der Öffentlichkeit übergeben werden.
Gewonnen hat den Wettbewerb das Architekturbüro Ilg. Friebe. Nauber aus Leipzig. Am Mittwoch, 19. Juni, wurden die Wettbewerbssieger vorgestellt.

Für den Schlossgarten Rötha hat das Leipziger Architekturbüro Ilg.Friebe.Nauber ein zweigeschossiges Gebäude mit einem sandfarbenen Ziegelmauerwerk entworfen. Es hat eine Grundfläche von etwa 300 Quadratmetern und eine Höhe von zwölf Metern und soll künftig den Mittelpunkt des großräumigen Schloss- und Parkareals bilden – so nehmen die geschosshohen Fensteröffnungen die axialen Beziehungen des Geländes auf. Das Innere des Gebäudes ist im Erdgeschoss durch die zentrale Integration des “Verbündetenzimmers” gekennzeichnet – des Raumes, in dem die Führer der alliierten Truppen 1813 zusammenkamen. Das wertvolle Interieur des Verbündetenzimmers ist weitgehend erhalten geblieben. Darüber hinaus sind im Gebäude Darstellungen der Schlossgeschichte, ein großer Ausstellungs- und Veranstaltungsraum mit integrierter Bibliothek sowie Funktionsräume geplant.

“Der Siegerentwurf ist ein zeitlos-klassischer Bau, der die Kubusform des ursprünglichen Schlosses wieder aufnimmt und damit eine klare Form findet, die für sich selbst spricht”, lobte Dr. Wolfgang Hocquél, Kunstwissenschaftler und Denkmalpfleger sowie Juryvorsitzender des Wettbewerbs “Zukunft durch Erinnerung”. Die Jury aus sieben Architekten und sechs Sachpreisrichtern einigte sich einstimmig auf den Entwurf von ILg. Friebe. Nauber.
“Mit diesem Entwurf können wir die weiteren Schritte angehen”, sagte Walter Christian Steinbach, Vorsitzender des “Fördervereins Rötha – Gestern. Heute. Morgen.”, der den Wettbewerb maßgeblich mit initiiert hatte: “Dazu gehören insbesondere die Finanzierung für die Umsetzung des Entwurfs sowie den Betrieb des Pavillons sowie gegebenenfalls die Überführung von Schlossinterieur in eine Stiftung.” Gegenwärtig ist die Einrichtung des “Verbündetenzimmers” dem Verein vom Eigentümer Heinrich Freiherr von Friesen, Nachfahre der Erbauer und Bewohner des Schlosses Rötha, als Leihgabe zur Verfügung gestellt.

Bei einem Gedenktreffen werden die Sparkassenstiftung sowie der Förderverein “Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V.” die Nachfahren der 1813 beteiligten europäischen Adelshäuser im Oktober 2013 in Leipzig und Rötha begrüßen dürfen. Zahlreiche Vertreter der Familien haben ihr Kommen bereits zugesagt.

Außerdem wird ein historischer Patrouillenritt am 12. Oktober 2013 in Rötha nachgestellt. Zirka 120 Patrouillenreiter im originalgetreuen Habit werden die Melderitte zwischen den verschiedenen Heeren sowie zum Hauptquartier der Alliierten während der Völkerschlacht 1813 darstellen. Die Veranstaltung wird vom Heimatverein Rötha in Kooperation mit dem Interessenverein “Völkerschlacht bei Leipzig 1813” durchgeführt und von der Kultur- und Umweltstiftung unterstützt.

Markleeberg: Historische Gefechtsdarstellung und eine Ausstellung für die Österreicher

Rund 6.000 Darsteller in historischen Kostümen, die aus fast allen Ländern Europas sowie aus Übersee stammen, stellen am 20. Oktober in der Weinteichsenke bei Markleeberg die Kämpfe der Völkerschlacht bei Leipzig nach. Die Stiftung unterstützt das Re-Enactment mit einer finanziellen Förderung des organisierenden “Verband Jahrfeier Völkerschlacht b. Leipzig 1813 e.V.”.

In einer Ausstellungsserie widmet sich das Museum am Historischen Torhaus zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht in diesem Jahr den “Österreichern bei Leipzig”. Wie die Vorgängerausstellungen zu Preußen (2011) und Russland (2012) fördert die KUS auch die diesjährige Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Wehrgeschichtlichen Museum Salzburg entsteht und am 1. Oktober 2013 im Schloss Markleeberg eröffnet wird.

Seifertshain: Das “Sanitäts- und Lazarettmuseum 1813” wird im August wiedereröffnet

Auf eine oft wenig beachtete Seite des Krieges weist das Sanitäts- und Lazarettmuseum Seifertshain hin: die Militärmedizin. 2003 eröffnet, sollen Besucher dank einer Neukonzeption künftig das Leid des Krieges und das Leben im Jahr 1813 noch authentischer kennenlernen können. Die Stiftung fördert die Neugestaltung der Ausstellung, Eröffnung soll im August 2013 sein.

Borna: Ausstellung “1813 – eine Bilanz” zeigt die verheerende Bilanz der Völkerschlacht

Bereits am 30. April wurde im Museum Borna die Sonderausstellung “1813 – eine Bilanz” eröffnet. Anhand ausgewählter Orte des Landkreises werden hier die verheerenden Auswirkungen der Völkerschlacht südlich von Leipzig beleuchtet. Die Ausstellung, die von der KUS gefördert wurde, ist noch bis zum 10. November 2013 geöffnet.

www.kultur-und-umweltstiftung.de

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