Auch wenn der Ausbau des Kanals auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts stattfinden wird, die Leipziger Ratsfrauen und -herren waren dazu aufgefordert sich zu einem weiteren Schritt zu positionieren: Der Gesprächsaufnahme mit den Kommunen aus dem Nachbarland und einer Teilnahme der Stadt an weiteren Planungsrunden. Das ist manchem aber mit Blick auf die Kosten eines solchen Projekts schon zu viel, auch wenn es bis zu einem Bau noch lange hin ist.

Zunächst sprach sich Siegfried Schlegel von der Fraktion “Die Linke” für eine Fortführung der Konzeptionierung aus. “Wir haben in einem kaum vermuteten Tempo während der vergangenen 20 Jahre mit den Partnerkommunen und Unterstützungen das Leipziger Neuseenland aufgebaut. Als geradezu genial erwies sich dabei die Idee die Leitungen die zum Pumpen von Wasser aus den Tagebaulöchern lagen zum Befüllen der Seen zu nutzen. So erreichten wir eine viel schnellere Flutung.” Nun solle doch der ermöglicht werden durch eine ähnlich kluge Planung die Gewässerverbindung über die Saale bis Hamburg zu schaffen.

Dem widersprach René Hobusch energisch: “Die Projektierung durch Karl Heine erfolgte im Jahr 1856, damals waren Tüftler noch mit Vorerfindungen zum Automobil beschäftigt und die Eisenbahn steckte in den Kinderschuhen.” Der Bedarf des Kanals sei nicht mehr gegeben, die Kosten für eine rein touristische Nutzung zu hoch.
Ähnlich argumentierte Roland Quester von der Fraktion Bündnis90/Die Grünen: “Den Merseburger Dom beispielsweise erreicht man auch auf anderen Wegen. Mit der Bahn, dem Auto, man kann sogar hinradeln. Das letzte, was es braucht, sind 6 Stunden Schifffahrt bis dorthin.” Die Debatte blieb emotional, auch SPD-Fraktionsvorsitzender Axel Dyck sprach sich gegen ein Projekt in dieser Größenordnung aus: “Karl Heines Traum hatte industrie- und handelspolitische Gründe, die heute nicht mehr gegeben sind. Für mich klingt das nach einer Kette von Untersuchungen, die fortgeführt werden, bis genug Gründe für einen Kanalausbau sprechen.”

Weitere Argumente waren, dass die Stadt Leipzig nicht ein Projekt vorantreiben könne, das in Sachsen-Anhalt gebaut werden muss. Denn dort befindet sich die Lücke, die geschlossen werden müsste, zwischen Elster-Saale-Kanal und Saale. Das dazu benötigte Schiffshebewerk in Wüsteneutzsch klang zudem manchem zu sehr als Touristenmagnet, so dass der Kanalausbau nur noch zu einer Begründung für dieses Großbauwerk herangezogen werde.
Zuspruch kam unter anderem von Sabine Heymann: “Wir sollten ein Projekt nicht schon begraben, sondern erst einmal weiterdenken, denn dadurch entstehen noch keine Kosten. Die können wir zu gegebener Zeit noch hinterfragen.”

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Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal fasste die Diskussion noch einmal zusammen und dankte zunächst für die rege Debatte: “Es sind noch einige Gedanken zur Sprache gekommen, die sonst vielleicht in der Kiste geschlummert hätten.” Allerdings gehe es gerade nicht darum, schon eine Entscheidung über eine Realisierung in 10 Jahren zu treffen. Die Stadt wolle lediglich im Gespräch mit den Kommunen des Nachbarbundeslandes bleiben, die sich auch für ein solches Projekt interessierten. “In diesen Gesprächen geht es dann darum, ob man ein solches Vorhaben wirtschaftlich vorantreiben kann, denn in der Potentialanalyse ist schon ersichtlich, der Kanal allein wird kein eigenwirtschaftliches Projekt.”

Letzlich beschlossen die Abgeordneten die Vorlage zur Kenntnis zu nehmen und dass die Stadt Leipzig sich weiter an einer Konzeptionierung beteiligt. Auch solle die Stadt verfolgen den Lindenauer Hafen und den Elster-Saale-Kanal zu verbinden und die dazu erforderliche Lyoner Brücke zu bauen. Hier wurde der Änderungsantrag der SPD-Fraktion übernommen, womit eine Terminierung für 2017/2018 nicht mehr Bestandteil des Beschlusses ist.

Vorlage im Ratsinformationssystem:

http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/529455CDE143D7ACC1257B1A002B46D1?opendocument

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