Sachsens Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) darf sich wieder mal die Schere zum öffentlichkeitswirksamen Durchschnippeln in den staatsmännischen Anzug stecken. Denn am Freitag wird das neue Teilstück zwischen Neukieritzsch und Großstolpen um 14 Uhr in einem feierlichen Akt für den Verkehr freigegeben. Das teilte die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) mit.

Die Mibrag ist ihres Zeichens Bauträger des Projektes, das mit der Verschiebung und Erweiterung des vorrückenden Tagebaus im Zusammenhang steht. Das neue Teilstück der B 176 ist sieben Kilometer lang. Die alte Straße, die bisher an Pödelwitz vorbeiführte muss dem sich immer weiter ausbreitenden Tagebau weichen. Mibrag-Sprecherin Sylvia Werner verspricht den Autofahrern aufgrund der Freigabe des neuen Teilstückes Erleichterung, soll die neue Trasse zwischen Neukieritzsch und Groitzsch doch für einen stressfreien Verkehrsfluss sorgen und stelle somit einen wichtigen Meilenstein in der Tagebauentwicklung dar. Der Startschuss für die Umverlegung der wichtigen Verkehrsader Richtung Borna war im Mai 2012 gefallen.

Traditionell ist schon der Umstand, dass die Straße vor der eigentlich Nutzung durch den Kraftverkehr von 15 bis 16 Uhr für Fahrradfahrer und Fußgänger vorbehalten sein wird. Anwohner der B 176 sind zu einem Fahrradkorso aufgerufen. Laut Mibrag ist der Start an der Zufahrt zur Grubenwasserreinigungsanlage am Ortsausgang von Neukieritzsch in Richtung Groitzsch. Um 16 Uhr wird der neue Trassenabschnitt dann offiziell für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Doch ganz so stressfrei wie von der Mibrag versprochen wird es wohl doch nicht zugehen. Ein neues Hindernis hat sich nämlich auf der vielbefahrenen Strecke aufgetan, wird doch seit Montag eine alte Werkbahnbrücke zwischen Lobstädt und Neukieritzsch abgerissen.

Das bedeutet, dass die Bundesstraße 176 in diesem Baubereich voraussichtlich bis Ende des Jahres voll gesperrt sein wird. Dadurch müssen Autofahrer und Schwerlastverkehr eine Umleitung über Deutschen und Borna in Kauf nehmen. Die Umleitung ist ausgeschildert. Bauherr ist in diesem Falle das Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Die alte Brücke befindet sich von Lobstädt aus kurz vor dem Abzweig nach Deutzen. Das Gleisbett ist bereits entfernt worden. Nach dem Abriss soll die Lücke aufgefüllt und durch eine Straße ersetzt werden. Mit dem vorrückenden Tage und dem damit geplanten Abbau von Braukohle soll der Hunger des Kraftwerksgiganten in Lippendorf für weitere Jahre gestillt werden. Ein Hunger, dem auch das 130-Seelendorf Pödelwitz zum Opfer fallen wird.

Die alte Straße verlief in Sichtweite des Tagebaus vorbei an dem Ort, was sich nun mit der Verlegung des Teilstücks ändern wird. Der Beginn der Braunkohleförderung ist für Anfang 2014 vorgesehen. Pro Jahr liefert der Tagebau Vereinigtes Schleenhain rund 11 Millionen Tonnen Braunkohle. Hinzu kommen 9 Millionen Tonnen Braunkohle aus dem Tagebau Profen. Damit werden in der Region rund zehn Prozent des deutschen Braunkohleabbaus gefördert. Die neue Trasse wird den Nutzern ab Freitag einen weiten Blick über den Tagebau Vereinigtes Schleenhain bieten. Entlang des Teilstücks sind jeweils ein Rad- sowie ein Gehweg angelegt worden. Hinzu kommt noch eine Trinkwasserleitung.

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