Seit einigen Wochen scheint es für viele Anwohner des Wohnviertels rings um die Koburger Straße in Markkleeberg nur noch ein Thema zu geben: direkt in einem an ihr Wohngebiet angrenzenden Waldstück will O2 einen 36,5 Meter hohen Funkmast bauen. Die Bauarbeiten laufen bereits, im Markkleeberger Stadtrat wurde das Thema am 19. Februar ebenso diskutiert. Am Samstagnachmittag gab es ein Treffen von Anwohnern und Funkmast-Gegnern an der Baustelle. Ein Vertreter der Bürgerinitiative, Diplomingenieur Marcus Schaebs, im Interview.

Sehr geehrter Herr Schaebs, die Ereignisse überschlagen sich. Was ist seit dem vergangenen Wochenende in punkto Funkmast an der Koburger Straße passiert? Gab es ein weiteres Gespräch oder Kontakt zwischen Ihnen bzw. Ihren Mitstreitern und der Markkleeberger Stadtverwaltung? Wurde das Angebot der Stadt, Akteneinsicht zu gewähren, genutzt?

Wir stehen nunmehr mit dem Landrat und mit dem Markkleeberger OBM in Kontakt im Sinne einer Lösungsfindung. Der Landrat Herr Dr. Gey war Dienstagmittag vor Ort und hat mit dem Unterzeichner telefoniert. Mit dem OBM gab es am Nachmittag ein längeres Telefonat. Bei der CDU waren wir am Abend und haben Tacheles geredet.

Die Akteneinsicht im Rathaus ist möglich, unser Rechtsanwalt hatte sofort davon Gebrauch gemacht. Die beauftragte Anwaltskanzlei seitens der Stadt Markkleeberg ist noch am “Eruieren” und Prüfen. Der OBM hat hierzu Transparenz zugesagt.

Sie haben am vergangenen Samstag große Unterstützung von den Markkleebergern erfahren. Wie ist die Stimmung derzeit?

Der Samstag war für alle Beteiligten eine wohltuende Bestätigung – was Bürgermündigkeit anbelangt. Wir alle, nicht nur die Widerspruchsführer, sind sehr froh über die Kraft der Bürgerinitiative.

Hat es eine Information oder offizielle Einladung an die Stadtverwaltung zu dem für Samstag geplanten Waldtreffen gegeben?

Nein, den OBM hatten wir nicht offiziell eingeladen, jedoch wusste die SPD-Fraktion vom Bürgerpicknick, sie war ja auch mit mehreren Vertretern zum “Waldtreffen” anwesend.
Welche Schritte sind nun noch möglich? Was können Sie und Ihre Mitstreiter jetzt tun, um den weiteren Bau des Funkmastes doch noch zu verhindern?

Der einzige Wunsch der Bürgerinitiative ist es, den Standort dorthin zu verlegen, wo Mensch, Natur, Stadtbild und was sonst noch dazu gehört, möglichst wenig gestört werden, was mit dem jetzigen Standort keinesfalls zutrifft.

Nur ein öffentlich-rechtlich gesicherter Alternativstandort, mit zivilrechtlicher Absicherung, ist die Lösung! Nach unserer Meinung wäre ein Standort am Cospudener See – Parkfläche Nordstrand, in Richtung Brückenstraße – das Richtige. Es gibt innerhalb der BI auch noch andere Vorschläge, welche genauso zu diskutieren wären.

Gab es weitere Gespräche mit dem beauftragten Anwaltsbüro? Mit welchem Resultat?

Die weiteren Schritte sind eindeutig und zweigeteilt. Die Widerspruchsführer müssen den Verwaltungsakt gerichtlich aufklären lassen und die Mitstreiter und Betroffenen müssen mündigen Druck auf Verwaltung und Politik ausüben, so unsere Auffassung für eine zielorientierte Vorgehensweise.

Welche Wünsche hat die Bürgerinitiative an die Markkleeberger Stadtverwaltung?

Die Stadt muss sich um einen Alternativstandort kümmern, welcher öffentlich-rechtlich und zivilrechtlich gesichert sein muss. Dies ist tatsächlich das Einzige, was in der Sache helfen kann.

Grundsätzlich ist dieses Thema eine dringende Aufgabe der Stadt Markkleeberg (ggf. bei einem anderen Standort auch für Leipzig ?), was nach unserer Meinung, hier bei einer schnellen Lösung, die Hinzuziehung des Investors unbedingt voraussetzt.

Herr Schaebs, ich danke Ihnen für die aktuellen Informationen und Ihre offenen Worte.

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