Ein Hochwasser kann auch gute Seiten haben. Jetzt mal nicht für den Auenwald, das Stiefkind der Leipziger Umweltpolitik. Aber für einen See wie den Zwenkauer, ein Lieblingskind der Umweltpolitik in der Region Leipzig. Im Juni 2013 wurde er zum Hochwasserbecken für rund 20 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Weißen Elster. Das ließ den Wasserspiegel schneller steigen als geplant. Der See wird früher voll als gedacht.

Der aktuelle Wasserstand im Zwenkauer See beträgt 110,78 m NHN, teilt die LMBV mit, die für das Flutungsgeschehen verantwortlich ist. Zum Jahresende 2014 soll der See einen Wasserstand von 112 m NHN erreichen, ist dann schon recht dicht dran an der Wasserspiegel-Mindesthöhe, mit der der Betrieb im See aufgenommen werden kann. Einen konkreten Termin gab es dafür bislang nicht. Aber jetzt kann Holger Schulz, Bürgermeister von Zwenkau, schon einmal planen für das Frühjahr 2015. Zumindest ein Teil des Sees ist dann bespielbar und kann zum Hafenfest 2015 in Nutzung genommen werden.

Ende 2014 wird auch das Hochwasser-Auslaufbauwerk zur Weißen Elster fertiggestellt, so dass der See dann tatsächlich als Hochwasserregelbecken funktioniert. Bislang hat er mit dem im Frühjahr 2013 in Betrieb genommenen Zulauf Zitzschen zwar die Möglichkeit, Hochwasser aus der Weißen Elster aufzunehmen – es kann nur noch nicht wieder abgelassen werden. Das soll das Ablassventil jetzt ab Dezember gewährleisten: Das Bauwerk besteht aus einem knapp 100 Meter langen zweizügigen Rahmendurchlass, der beidseitig durch Ein- bzw. Auslaufbauwerk begrenzt ist, sowie einem 370 Meter langen Zulaufgraben bzw. nach dem Auslaufbauwerk über einen 50 Meter langen Auslaufgraben in die Weiße Elster.

Bis zum Frühjahr 2015 wird der Wasserspiegelanstieg im Zwenkauer See jetzt bis auf 113,1 m NHN weiter gehen, so dass ein vorzeitiger Nutzungsbeginn des Zwenkauer Sees zum Hafenfest 2015 möglich wird, meldet die LMBV. Der weitere Einstau bis zum geplanten mittleren Endwasserstand von 113,5 m NHN erfolgt in Abhängigkeit vom Bau des Harthkanals. Mit Erreichen dieses Wasserstandes wird der See ein Volumen von 176 Millionen Kubikmeter Wasser aufweisen.Im Fall eines Hochwassers wie 2013 kann der Zwenkauer See künftig bis zu 18,5 Millionen Kubikmeter Wasser kurzfristig aufnehmen. Der Wasserspiegel kann dabei um rund 2 Meter steigen. Das Wasser wird dann über das neue Ablassventil nach der Flut wieder abgegeben. Ein zweiter Ablass wird über den Harthkanal möglich. Aber dessen Bau beginnt erst im September dieses Jahres. Ein Jahr lang werden die Bauleute mit dem komplizierteren Teil des Projekts zu tun haben: der Verdichtung des Bodens, denn der Kanal verläuft über eine Tagebaukippe. Der Grund muss also mit einem Rüttelstopf-Verfahren bis auf 25 Meter Tiefe verdichtet werden, um überhaupt bauen zu können. Ein Jahr lang werden die Rüttler und Stopfer am Werk sein. Kosten allein für diese Bauphase: 10 Millionen Euro.

2015 kann dann mit dem eigentlichen Kanalbau begonnen werden. Er wird rund 790 Meter lang, bekommt eine Schleuse und zwei Brücken an den jeweiligen See-Rundwanderwegen mit Durchfahrtshöhen von 8,30 Metern. Der Kanal wird nach seiner Fertigstellung im Jahr 2018 sowohl für die Ableitung des Überschusswassers als auch wassertouristisch genutzt. Auch der eigentliche Kanalbau kostet noch einmal 10 Millionen Euro. Die Finanzierung der geplanten Maßnahme ist über das Verwaltungsabkommen zur Braunkohlesanierung durch den Bund sowie den Freistaat Sachsen gesichert – sprich: §4-Mittel

Zu dem, was im Frühjahr noch nicht fertig ist, gehört natürlich auch der Rundweg um den Zwenkauer See. Er wird in drei Abschnitten gebaut, die jeweils Wegebreiten von 3,50, 4,75 und 6,00 Meter haben. Der Baubeginn ist im 2. Halbjahr 2014. Die Fertigstellung des ersten 2,3 Kilometer langen Abschnitts von KAP Zwenkau bis zur B2 ist im Frühjahr 2015 geplant.

Auch die Neutralisation des Zwenkauer Sees wird durch die Zugabe von Branntkalk weitergeführt, betont die LMBV ein wichtiges Thema. Anders als etwa Störmthaler und Markkleeberger See hat der Zwenkauer ein starkes Problem durch die Einschwemmungen aus den alten Tagebaukippen. Um einen natürlichen pH-Wert von 6,0 zu erreichen, muss auf jeden Fall bis zur Erreichung des höchsten Wasserstandes noch Kalk zugesetzt werden. Seit Beginn der Neutralisation Mitte 2011 ist der pH-Wert von 2,6 auf 3,8 gestiegen. Wenn der See gefüllt ist, will die LMBV die Wasserqualität durch Zuleitung von Wasser aus der Weißen Elster und aus dem Tagebau Profen regeln. Zu Profen gibt es einen10-Jahres-Vertrag mit der MIBRAG.

Was noch passieren muss, damit der See ab 2015 genutzt werden kann: Die Baumkronen in den Böschungsbereichen und über der Wasseroberfläche müssen gekappt werden. Das soll ab September 2014 passieren. Die Sicherung 60 ufernaher Filterbrunnen befindet sich bereits in der Realisierung, betont die LMBV, die weiteren rund 600 Filterbrunnen werden schrittweise verwahrt. Die Inbetriebnahme des Sees wird dabei eher in Schritten erfolgen. Der geordnete Betrieb wird erst mit der Eröffnung des fertigen Hartkanals 2018 beginnen.

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