Es ist ein echtes Kleinod, mit dem ein Stück Eisenbahngeschichte wieder erlebbar wird, das so in weiten Teilen Deutschlands verschwunden ist. Am Freitag, 7. Dezember, wurde der restaurierte Oschatzer Bahnhof an der Strecke der 1885 erbauten Döllnitzbahn wieder der Öffentlichkeit übergeben. Die kleine, 20 Kilometer lange Schmalspurstrecke wird damit um ein Kleinod reicher.

„Dieser Tag ist ein deutliches Beispiel dafür, wie Nahverkehr regional gestaltet werden kann“, erklärte am Freitag, 7. Dezember, Landrat Kai Emanuel bei der Einweihung des Mobilitätszentrums im Oschatzer Bahnhof. Jener Schnittstelle, wo Döllnitzbahn, S-Bahn und der Bus-Verkehr aufeinander treffen. „Das bedeutet Verknüpfung der einzelnen Verkehrsmittel, das möchte ich erhalten“, betonte Nordsachsens Landrat.

Besonders war der Tag zudem, weil der neue Triebwagen der Döllnitzbahn auf der Strecke zwischen Mügeln und Oschatz erstmals Fahrt aufnahm. Genutzt wird dieser für den Schülerverkehr. Dafür hat die Döllnitzbahn nun weitere sieben Jahre Planungssicherheit, denn der Verkehrsvertrag mit dem ZVNL wurde von 2020 bis 2027 verlängert. Diese frohe Botschaft verkündete Emanuel nach der Jungfernfahrt des Zuges, der einst auf den Schienen im Zillertal (Österreich) unterwegs war.

Einweihung des Mobilitätszentrums im Oschatzer Bahnhof mit Landrat Kai Emmanuel. Foto: Landratsamt Nordsachsen
Einweihung des Mobilitätszentrums im Oschatzer Bahnhof mit Landrat Kai Emmanuel. Foto: Landratsamt Nordsachsen

Die Döllnitzbahn ist außerdem der erste Mieter, der in das Bahnhofsgebäude einzieht. Das Hauptzollamt wird folgen. Und schon der Blick in den Warteraum zeigt, welche Qualitäten solche kleinen Bahnhofsgebäude in der Zeit ihrer Erbauung hatten, als die Eisenbahn für die meisten Sachsen noch das einzige verfügbare und bezahlbare Verkehrsmittel über die Ortsgrenze hinaus war. Eine Qualität, die an tausenden deutschen Bahnhöfen verloren gegangen ist, als die Bahn die alten Stationsgebäude vom Gleisnetz trennte und reihenweise stilllegte und verkaufte.

„Die Wiedergeburt begann, als entschieden wurde, dass der Bahnhofsschalter besetzt wird“, dankte Bürgermeister Andreas Kretschmar. Seit 2016 ist das Gebäude nach mehreren Besitzerwechseln im Besitz der Stadt. In die Sanierung flossen bisher 1,5 Millionen Euro. Die neue Schalterhalle des Gebäudes, das 1881 eingeweiht wurde, glänzt im alten Flair, bei allen Vorzügen der Moderne.

„Das alles ist nicht selbstverständlich“, betonte Ingo Neidhardt, Geschäftsführer der Döllnitzbahn abschließend, „das wäre alles nicht gegangen, wenn die kommunalen Entscheidungsträger nicht eine Sprache gesprochen hätten.“

er neue Triebwagen der Döllnitzbahn für den Schülerverkehr. Foto: Landratsamt Nordsachsen
Der neue Triebwagen der Döllnitzbahn für den Schülerverkehr. Foto: Landratsamt Nordsachsen

Na ja: Und auch nicht ohne das ambitionierte Schmalspurbahn-Programm, das die sächsische Staatsregierung 2012 aufgelegt hat, nachdem der Schülerverkehr auf der Bahnstrecke schon 2011 aufgegeben werden musste. Denn der damalige sächsische Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) fand den Erhalt der historischen Schmalspurbahnen als Industriedenkmal wichtig. Heute werden diese Strecken fast nur noch touristisch wahrgenommen. Die Hauptattraktion auf der Döllnitzbahn ist ja der „Wilde Robert“.

Aber sie alle haben ihren Ursprung als Lieferstrecken für die Industrie – im Fall der Döllnitzbahn des historischen Kaolinbergbaus.

2012 sicherte die sächsische Staatsregierung den Fortbestand des über 100 Kilometer langen sächsischen Schmalspurnetzes mit der ab 2015 geltenden ÖPNV-Finanzierungsverordnung, die einen jährlichen Betrag von 8,74 Millionen Euro zweckgebunden für die Betriebsleistungen der fünf Schmalspurbahnen im SPNV vorsah. Damit wurde der Betrieb von Döllnitzbahn, Fichtelbergbahn, Lößnitzgrundbahn, Weißeritztalbahn (einschließlich dem Abschnitt von Dippoldiswalde bis Kipsdorf) und Zittauer Schmalspurbahn langfristig gesichert und den Bahnen wurde Planungssicherheit gegeben.

Am 22. November 2013 erhielt die Döllnitzbahn einen Fördermittelbescheid des SMWA für den ersten Abschnitt der Sanierung der Infrastruktur. Die Investitionskosten der insgesamt geplanten vier Abschnitte betrugen rund 2,6 Millionen Euro.

Für die Schüler bedeutet das, dass sie mit dem neuen Triebwagen ein Fahrterlebnis zur Schule haben, das andere Kinder mit weiten Schulwegen so nicht haben. Der Triebwagen verkehrt in der Regel zwischen Altmügeln und Oschatz und braucht für die Strecke knapp 40 Minuten.

In den letzten Jahren wurden auch die weiterführenden Strecken nach Kemmlitz und Glossen wieder befahrbar gemacht. Die Döllnitzbahn GmbH hat perspektivisch sogar vor, die fehlende Strecke von Glossen nach Wermsdorf wieder aufzubauen, sodass künftig mit dem Zug auch das Reiseziel Hubertusburg erreicht werden kann.

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