Seit Jahren weist die Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG) zweistellige Minus-Ergebnisse aus. Jahr für Jahr. Das größte Minus produziert dabei der Flughafen Leipzig Halle. 36,5 Millionen Euro minus machte die MFAG bei einem Umsatz von 171,1 Millionen Euro im Jahr 2022. Davon entfielen allein 22,3 Millionen Euro minus auf den Flughafen Leipzig/Halle. Dabei wären kostendeckende Start- und Landeentgelte auch ein Hebel, um die nächtliche Lärmbelastung zu senken, finden die Bürgerinitiativen rund um den Flughafen.

Auch mit der im April 2023 eingeführten neuen Entgeltordnung wird sich an dem Defizit nichts ändern, denn die neuen Entgelte wurden allesamt so berechnet, dass sich für die Fluggesellschaften am Endpreis nicht wirklich viel ändert.

Und damit eben auch nichts am jährlichen Defizit des Flughafens, das jedes Mal durch die Eigentümer – vor allem den Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt – kompensiert werden muss. Das heißt: Das schlechte Betriebsergebnis des Flughafens wird mit Steuermitteln ausgeglichen. Die Steuerzahler subventionieren damit die Fluggesellschaften, die den Flughafen nutzen, jedes Jahr mit zweistelligen Millionenbeträgen.

Die Nacht muss teurer werden

Das kann so nicht weitergehen, formuliert Matthias Zimmermann, Pressesprecher der Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“ stellvertretend für die Bürgerinitiativen, die rund um den Flughafen seit 20 Jahren gegen den ausufernden Fluglärm kämpfen.

„Es muss endlich Schluss sein mit der Dauersubventionierung des Flughafens Leipzig/Halle. Die neue Entgeltordnung muss endlich Gebühren in einer Höhe festlegen, welche die Kosten des Flughafens in voller Höhe abdecken. Nach 22 Jahren dauernden Zuschussbetriebs zu Lasten des Landes Sachsen und damit der Steuerzahler ist jetzt spätestens der Zeitpunkt für eine Umkehr gekommen“, betont Zimmermann.

In Briefen an den sächsischen Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) und den Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) als Vertreter des Landes im Aufsichtsrat der Mitteldeutschen Flughafen AG haben mehrere Bürgerinitiativen nun den Entwurf einer Entgeltordnung vorgelegt, der in Summe einen Mehrertrag für die Flughafengesellschaft in Höhe von 19 Millionen Euro pro Jahr erbringen würde.

Das heißt: Das Defizit wäre dann ausgeglichen. Der Steuerzahler müsste nicht jedes Jahr Geld nachschießen, das anderswo schmerzlich fehlt.

„Im Einzelnen fordern wir, dass zukünftig Lärmentgelte nicht nur für die Landungen, sondern auch für die Starts erhoben werden“, erklärt Zimmermann.

„Damit tatsächlich ein Interesse der Fluggesellschaften daran besteht, Nachtflüge auf den Tag zu verlegen, werden in unserem Entwurf die Lärmentgelte für Nachtflüge deutlich erhöht. Zudem sollen zur Entlastung der Umwelt je nach Flugzeugtyp unterschiedliche Gebühren für den Schadstoffausstoß erhoben werden. Diese sind an anderen großen Airports längst Standard und gehören auch in die neue Entgeltordnung für den Flughafen Leipzig-Halle.“

Die Bürgerinitiativen erhoffen sich mit ihrem Vorschlag einen Einstieg in eine konstruktive Diskussion mit den Entscheidern auf Landesebene, insbesondere denen in Sachsen.

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Es gibt 8 Kommentare

Konsequenterweise müsste einer der Flughäfen schließen.
Den Zahlen nach müsste das Dresden sein, dort wird lange nicht so viel Fracht und Militär abgewickelt, wie in Leipzig.
Aber kein Flughafen in der Landeshauptstadt, sondern nur im roten Leipzig? Da macht die Landesregierung nicht mit, die gönnt Leipzig nicht mal den Dreck unter dem sprichwörtlichen Fingernagel.

Hallo ‘Leser’, DHL muss seine Gewinne in Schkeuditz versteuern, glaube ich. Aber DHL besteht ja auch noch aus verschiedenen Einzelunternehmungen ab unterschiedlichen Standorten.
Hier wären faktische Zahlen interessant. Die MFAG dürfte fast keine Steuern zahlen bei so viel Verlusten.

Allein für die Ansiedlung der DHL wurden 71 Mio Euro Steuergelder verwendet.
Dann gab es 350 Mio Euro Steuergeld für die neue Start- und Landebahn Süd.

Ich zitiere mal (wiki):
“2007 erwirtschaftete der Flughafen einen Verlust von 38 Millionen Euro, etwa die Hälfte des Umsatzes. 2010 lag der Verlust bei 62,4 Millionen Euro, bei einem Umsatz von 92,7 Millionen Euro. Zwischen 2006 und 2011 erwirtschaftete der Flughafen einen Verlust von rund 300 Millionen Euro. Die Verluste werden von den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie den Städten Leipzig, Halle und Dresden getragen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit betrug 2014 −37,27 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2013 lag der Verlust bei 48,82 Millionen Euro. Von 2000 bis 2020 habe der Flughafen insgesamt über 800 Millionen Euro Verluste angehäuft.

Ich würde mal meinen, so viel Steuern kommen bestimmt nicht hier in der Gegend an, welche dieses schwarze Loch und die niedrigen Gebühren rechtfertigen könnten.

Herr Dulig / SPD will aber weiter an zwei Flughäfen in DD und L festhalten.
Er hat wohl ein großes Portemonnaie und wohnt nicht in der Nähe.

> Die Steuerzahler subventionieren damit die Fluggesellschaften, die den Flughafen nutzen, jedes Jahr mit zweistelligen Millionenbeträgen. (aus dem Artikel)
> Nach 22 Jahren dauernden Zuschussbetriebs zu Lasten des Landes Sachsen und damit der Steuerzahler (aus dem Artikel)
> Dabei kann man davon ausgehen, dass der Flugbetrieb zu großen Teilen dem persönlichen Spaß und Vergnügen dient, oder aber Firmen und Unternehmungen zu privatisierten Gewinnen verhilft. (von Christian)

Geht es nicht auch um Gewinne privater Unternehmen, die (indirekt) vor Ort versteuert werden? Schon die Steuereinnahmen des DHL-Hubs dürften die Defizite der MFAG-Holding um ein Vielfaches ausgleichen. Die besitzenden Länder und Kommunen würden die Defizite wohl kaum einfach hinnehmen, um Steuergelder zu verschenken (wem eigentlich?). Vom Betrieb des Flughafens haben sie mehr als nur ein paar zufriedengestellte Mallorca-Touristen.

Spekulation: Höhere Startgebühren vertreiben nicht DHL, aber Urlaubsfluglinien. So verwaist der Passagierflughafen noch weiter, die Bevölkerung fliegt dann eben von Berlin oder Frankfurt. Das Defizit der MFAG dürfte gleich bleiben, der nächtliche Fluglärm kaum merklich zurückgehen, aber die Verkehrsanbindung würde merklich schlechter – übrigens ein wichtiger Wirtschaftsfaktor (und vermutlich auch für Lebensqualität). Das kann den BIs egal sein, aber allen anderen ist es das nicht.

Damit will ich das Engagement um die BIs nicht schlechtreden, aber eine genauere Hinterfragung der Motivation _für_ den Flughafen und eine volkswirtschaftliche Einordnung wären schon wünschenswert.

Nachdenklich,
Leser

Sehe ich wie Sie, Rudi.

Das ist zwar Daseinsfürsorge, aber wesentlich weniger Flughäfen würden mehr Sinn ergeben.

Allerdings können die Länder sehr wohl praxisübliche Gebühren festlegen.
Hier in Leipzig legt man den Firmen / Nutzern offensichtlich Dumpingpreise zu Füßen.
Trotz Lärmbelastung und Flugrouten, die über die Planfeststellung hinausgehen.
Den betroffenen und bis dato noch nicht betroffenen Bürgern wurde obendrein anderes zugesichert, sie können aber rechtlich nicht mehr dagegen vorgehen.
Die Politik bedient hier vorsätzlich die Interessen des privaten Kapitals, und solidarisiert sämtliche Kosten dafür.
Das ist Betrug am System.
Das darf und muss nicht so sein.

@Christian
Fluchhäfen sind fast immer defizitär. Da sie aber meist den Ländern gehören, zahlen die Länder das Defizit. ÖPNV gehört meist den Städten/Landkreisen. Die haben diese finanziellen Möglichkeiten nicht.
Was wirklich schlimm ist: Jedes Provinznest möchte einen eigenen Fluchhafen haben. Würde man die Anzahl der Fluchhäfen auf 10, maximal 15 begrenzen, wären sie auch nicht mehr so krass defizitär und man könnte auch viel eher die Klimaziele erreichen. Im Moment gibt es allerdings 37 Fluchhäfen in Dtl. + 395 Landeplätze. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Verkehrsflugh%C3%A4fen_in_Deutschland

Verantwortlich und zuständig waren vor allem die o.g. Ministerien.
Das Finanzministerium wurde bisher immer von der CDU verwaltet,
das Verkehrsministerium von CDU oder SPD (einzige Ausnahme 2009 war die FDP).

Während die ÖPNV-Tarife fast jedes Jahr munter erhöht werden, da dieser ja defizitär betrieben wird, darf man sich beim genauso defizitären Flugbetrieb sicher sein, dass sämtliche finanziellen Löcher durch den großen Topf der Steuerzahler ausgeglichen werden.

Dabei kann man davon ausgehen, dass der Flugbetrieb zu großen Teilen dem persönlichen Spaß und Vergnügen dient, oder aber Firmen und Unternehmungen zu privatisierten Gewinnen verhilft.
Seit Jahrzehnten.

Ein wunderbares Beispiel für organisierte Verantwortungslosigkeit.
Da hat keiner ein schlechtes Gewissen.

Danke CDU. Danke SPD.
Und dann fragen sich diese Parteien wirklich, warum und wie Politikverdrossenheit entsteht?

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