Mit dem Rücktritt Holger Apfels ist die NPD in eine Krise gestolpert, die nur zur finanziellen hinzu kommt. Der 42-Jährige legte vergangenen Donnerstag überraschend den Partei- und Fraktionsvorsitz nieder. Als Begründung führte der Rechtsextremist eine Burn-Out-Erkrankung an. Die sächsische Landtagsfraktion wird zunächst von Johannes Müller geleitet. Den kommissarischen Parteivorsitz übernimmt mit Udo Pastörs der Vorsitzende der NPD-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern.

In einer Erklärung teilt die NPD-Führungsriege mit, sie habe “mit Befremden” zur Kenntnis genommen, dass die von Apfel genannte Erkrankung “offenbar nur ein Teil der Wahrheit” seien. “Weitergehende Vorwürfe” habe der Landtagsabgeordnete bisher nicht entkräftet. Gerüchten zufolge soll der ehemalige Parteichef einem 20-jährigen Kameraden aus Leipzig während einer Wahlkampftour zu nahe gekommen sein.

“Sollten sich die im Raum stehenden Vorwürfe tatsächlich bestätigen, will das Parteipräsidium Holger Apfel einen zeitnahen Parteiaustritt nahelegen”, kündigt die NPD-Spitze an. Die Partei betrachtet Homosexualität für die von ihr angestrebte Volksgemeinschaft als schädlich. Homophobe Positionen ziehen sich deswegen durch die Partei-Programmatik.
Ein satirisch überhobenes Gedankenspiel bietet das mittlerweile weit verbreitete Internet-Spaßmedium “Postillon” seit Kurzem an. Die Satiriker vermuten hinter dem Rücktritt Apfels den Rückzug des hochrangigsten V-Mannes des Verfassungsschutzes im Zuge des laufenden Parteiverbotsverfahrens. Den Satirikern von der “Front deutscher Äpfel” könnte zudem eine Umbenennung bevorstehen.

Apfels Amtsnachfolge dürften Pastörs und der ehemalige Vorsitzende Udo Voigt unter sich ausmachen. Voigt hat bereits signalisiert, für eine Kandidatur zur Verfügung zu stehen. Allerdings unter der Prämisse, dass die beiden Landtagsfraktionen in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sich hinter seine Arbeit stellen. Letzteres gilt als unwahrscheinlich, da Pastörs und Voigt als Intimfeinde gelten.

Beide buhlen derzeit auch um die Spitzenkandidatur bei der kommenden Europawahl. Ein Parteitag soll am 18. Januar entscheiden. Dann könnte auch ein neuer Vorsitzender gewählt werden. Gegen Pastörs spricht, dass der Landesrechnungshof seiner Landtagsfraktion Untreue vorwirft. 80.000 Euro sollen an einen Mitarbeiter geflossen sein, der nach Auffassung der Rechnungsprüfer gar nicht für die Parlamentarier tätig gewesen sein soll. Die NPD widerspricht dieser Darstellung.

Udo Voigt soll die NPD vorerst in Sachen Verbotsverfahren beraten.

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