Die Arbeit geht uns nicht aus. Auch wenn die Lobby-Institute der großen Konzerne nicht müde werden, diesen Unsinn über die Medien zu verbreiten, und versuchen, die Konsumenten auf Linie zu bringen und sich den Alltag mit ferngesteuerten Geräten vollzustopfen. Manche technischen Berufe werden verschwinden, dafür wird Arbeit als zwischenmenschlicher Faktor immer wichtiger. Nur Sozialberufe haben auch in Sachsen kaum eine starke Lobby. Finden die Grünen. Aus gutem Grund.

Denn der Aspekt der sozialen Arbeit hat eine Menge mit einem Faktor zu tun, den die liberalen und konservativen Parteien meist negieren. Das interessiert sie alles nicht. Das passt nicht ins effizient gedachte Bild von Wirtschaft.

Es geht um Solidarität.

Ein Wort, das sich auch die SPD kaum noch traut, auf die Plakate zu schreiben. Deswegen spricht man lieber von „gesellschaftlichem Zusammenhalt“.

Eine Gesellschaft, in der alle nur noch gegen alle konkurrieren, fliegt auseinander. Man kann regelrecht zuschauen dabei.

Erst recht in Sachsen.

Die Grünen wollen den im Dezember gewählten Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) jetzt beim Wort nehmen. Ihre Fraktion im Landtag hat einen Antrag zur Stärkung der sozialen Arbeit im Freistaat Sachsen vorgelegt.

„Der neue sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer hat mehrfach angekündigt, alles müsse sich jetzt dem Motto ‚gesellschaftlicher Zusammenhalt‘ unterordnen. Wir nehmen ihn beim Wort und fordern eine ernsthafte Debatte zum Wert sozialer Arbeit in Sachsen ein“, erklärt Volkmar Zschocke, Vorsitzender der Grünen-Fraktion. „Auf der Straße oder in der Beratungsstelle, im Krankenhaus oder im Justizvollzug, im Jugendclub oder im Pflegeheim − überall leisten Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt im Freistaat. Sie stärken Menschen in allen Lebensphasen und in schwierigen Lebenslagen. Es wird Zeit, dass die Landespolitik all diesen Fachkräften bei ihrer wichtigen Arbeit nun auch deutlich den Rücken stärkt.“

Die soziale Arbeit rückt immer mehr ins Zentrum der gesellschaftlich wichtigen Berufe, die auch kein Roboter ersetzen kann.

„Soziale Arbeit braucht qualifizierte Fachkräfte, mehr Wertschätzung und bessere Arbeitsbedingungen“, sagt Zschocke. „Die Probleme in Sachsen werden im Antrag deutlich benannt. Gleichzeitig werden Lösungen aufgezeigt. Vor allem muss der aktuelle und zukünftige Fachkräftebedarf analysiert werden.“

Und da beginnen schon die ersten Probleme: Während viele Sozialberufe noch immer zu den prekären und stressbelasteten gehören, wird in einigen Berufszweigen schon der Nachwuchs knapp. Und ein Engagement des Freistaats, den Fachkräftenachwuchs für diese wichtigen Berufsfelder zu sichern, ist nicht zu sehen. Aber ein Absenken der Normen kann nicht wirklich der Weg sein, um die Leute für diese Arbeit zu sichern.

„Zudem geht es darum, das Fachkräftegebot zu verteidigen. Derzeit droht es durch den zunehmenden Mangel an Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen aufgeweicht zu werden“, sagt der Grünen-Angeordnete. „So wurden beispielsweise in der Schulsozialarbeit die Anforderungen in Bezug auf die Qualifikation deutlich nach unten geschraubt. Außerdem braucht soziale Arbeit verlässliche Finanzierung. Doch das Gegenteil ist oft der Fall: Viele Beschäftigte hangeln sich von einem Sparhaushalt zum nächsten, von einer Projektfinanzierung zu nächsten. Das verschärft die Fachkräfte-Not, denn vielen Trägern fällt es schwer, unter diesen Bedingungen überhaupt noch Fachkräfte zu gewinnen, weiterzuentwickeln und an sich zu binden.“

Und dann redet Zschocke der Regierungskoalition regelrecht ins Gewissen: „Die Sozialwirtschaft insgesamt ist von großer Bedeutung für den Arbeitsmarkt. Allein bei den Verbänden im Bereich der Wohlfahrtspflege arbeiten fast 100.000 Beschäftigte in Sachsen. Die Träger sind somit nicht nur Erbringer sozialer Dienstleistungen, sondern ein wichtiger Wachstumsmotor, der auch zu Steigerung der Wertschöpfung beiträgt.“

Und sie helfen dabei, soziale Konflikte zu entschärfen, ohne dass sie erst in Gewalt eskalieren. Oder in gescheiterten Lebensläufen, die dann niemand mehr reparieren kann.

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