Was für ein Spiel: Nach einer überragenden ersten Halbzeit schickt RB Leipzig Germania Halberstadt am Sonntag mit 3:0 (2:0) nach Hause. Die Tore erzielten Kaiser, Heidinger und Schulz. Alexander Zorniger schickte seine Kicker von Beginn an mit drei Sechsern auf's Feld. Erste Überraschung: Mit Bastian Schulz rückte der Matchwinner von Rathenow in die Startformation.

Zweite Überraschung: Sebastian Heidinger rückte ins defensive Mittelfeld. Dritte Überraschung: Kapitän Daniel Frahn gab vor Anpfiff per Videobotschaft bekannt, seinen Vertrag um vier Jahre verlängert zu haben. Heißt: Der 25-Jährige soll die Rot-Weißen in die Bundesliga führen. Bitter dagegen: Linksverteidiger Juri Judt verletzte sich beim Abschlusstraining. Nach einem Schlag auf den rechten Mittelfuß meldete sich eine alte Wunde zu Wort. Die Diagnose folgt am Montag.
Der Ausfall brachte die Leipziger nicht aus dem Konzept. Im Gegenteil. Keine 10 Sekunden sind gespielt, als Rockenbach Frahn sucht. Der macht zwei Schritte und schießt flach knapp am Kasten vorbei. In der 4. Minute zappelt das Leder im Netz: Erst pariert Gästekeeper Pascal Nagel einen Torschuss des Kapitäns. Der Ball bleibt heiß, Dominik Kaiser hält aus zwanzig Metern voll drauf und die Leipziger führen im eigenen Wohnzimmer.

Vom Tor beflügelt, spielen die Rasenballer in der Folge rotzfrechen Offensivfußball. Trotz vieler Chancen musste der Stadion-DJ bis zur 33. Minute warten, bis er die Torhymne zum zweiten Mal einspielen durfte. Heidinger zieht vor der Strafraumgrenze ab. Torwart Nagel war chancenlos. Die Gäste bis dahin nahezu ohne Chance. Einzig Labischs Kopfball nach einer Ecke zischt bedrohlich nah am Leipziger Gehäuse vorbei (32.). Die Gastgeber dagegen mit sieben Hochkarätern zwischen der 25. Minute und dem Pausenpfiff. Die Führung ging zur Halbzeit mehr als in Ordnung.

Zu Wiederanpfiff schalten die Messestädter einen Gang runter. Kontrollierte Offensive lautet das Credo. Das Spiel nun ausgeglichener. Die Halberstädter versuchen zu stören, wo sie können, gehen teils rustikal zu Werke. Schiri Eugen Ostrin muss mehrmals zur Brusttasche greifen. Gute Torchancen haben nun Seltenheitswert. In der 52. Minute gelangt ein Zuspiel vom rechten Flügel vor die Füße von Schulz. Doch der Sechser kann 8 Meter vor dem Kasten nicht unbedrängt abziehen.
Anders Stefan Kutschke, dessen Gewaltschuss aus 15 Metern das Tor deutlich verfehlt (63.). Die bis dahin größte Gelegenheit gehört Daniel Frahn (72.). Schulz legt dem RB-Kapitän im Strafraum das Leder vor die Füße, kein Abwehrspieler ist zur Stelle. Doch statt abzuschließen, legt der Stürmer quer zu Rockenbach. Der Ball kommt nicht an. Vorentscheidung vertan. Vorerst.

Denn in der 79. Minute nimmt Schulz ein Zuspiel vom rechten Flügel elf Meter vorm Gehäuse direkt ab. Die Kugel zappelt im Netz. 3:0. Und die Fans singen: “Oh wie ist das schön.” In der 88. Minute hatte Frahn nach herrlicher Vorarbeit von Schulz sogar noch das 4:0 auf dem Fuß, zirkelte den Ball aus kurzer Distanz aber über den Kasten.

“Mit der ersten Halbzeit war ich sehr zufrieden”, resümierte Alexander Zorniger nach dem Schlusspfiff. “Nicht ganz so mit dem Spiel gegen den Ball.” In der zweiten Hälfte vermisste der RB-Coach indes eine gewisse Grundaggressivität. Aber: “Wir waren jederzeit in der Lage, Torchancen zu kreieren.” Ein Lob spendierte Gästetrainer Willi Kronhardt, dessen Jungs (Altersdurchschnitt: 20,3) dem Druck der Rasenballer nicht gewachsen waren. “Das kann passieren.”

Nächsten Sonntag reisen die Leipziger zum Tabellendritten VfB Auerbach (Anstoß: 13:30 Uhr).
Rasenballsport: Coltorti – Müller, Hoheneder, Franke, Schinke (82. Koronkiewicz) – Schulz, Kaiser, Heidinger (68. Röttger) – Rockenbach (75. Kammlott) – Kutschke, Frahn (C) – Trainer: Alexander Zorniger.
VfB Germania Halberstadt: Nagel – Georgi, Mörck, Handke, Schulze – Krüger (70. Seitz), Labisch, Schubert, Gottschick (46. Scheidler) – Büchler, Worbs (57. Krontiris) – Trainer: Willi Kronhardt.

Torfolge: 1:0 Kaiser (4.), 2:0 Heidinger (33.), 3:0 Schulz (79.). Schiedsrichter: Eugen Ostrin (Eisenach). Gelbe Karten: Heidinger (RBL), Krüger, Büchler (beide Halberstadt). Zuschauer: 6.873 im Zentralstadion Leipzig.

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