Man hört auch nach der abgeschlossenen Saison so manches aus dem Unterholz in Leutzsch. Der Friede zwischen BSG Chemie und SG Leipzig Leutzsch ist längst dahin. Mit dem Beschluss zur Umbenennung zur SG Sachsen Leipzig schickte die SG LL am 31. Mai noch giftige Grüße Richtung Untermieter BSG. Aus dem Stadion würde man sie werfen. Nun folgt die Antwort der BSG. Und die hat es in sich. Betrugsvorwürfe, Betriebskostenberechnung, Zusammenarbeit. Die SG LL erwartet ein gehöriger Brocken Juristerei und eine Betrugsanzeige.

Die Ankündigungen der SG LL, welche meist im vergangenen Jahr auch immer solche blieben, hier vom 31. Mai und im Nachgang sorgten im Juni 2013 für gehörige Unruhe in den Reihen der BSG Chemie. So hatte die Mitgliederversammlung unter Leitung des Vorstandes der SG LL einen Offenstand bei den Zahlungen durch die BSG an die SG LL in Höhe von 23.000 ? benannt. Daraufhin hatten die Mitglieder offenbar die Kündigung des Untermietsverhältnisses gefordert.

Dass es sich wohl erneut nur um die Propaganda eines wirtschaftlich angeschlagenen Stadionbetreibers handeln könnte, werden die kommenden Wochen zeigen. Denn dann wird sich fast notwendig der Nebel über unbezahlten Wildzäunen, schwer nachvollziehbaren Betriebskostenabrechnungen für den Untermieter BSG und ein Gesamtgebaren des amtierenden Vorstandes lüften. Gründe dafür nach unzähligen Streitereien zum einen die wirtschaftliche Lage der SG LL nach dem Zahlungsstopp seitens der Stadt, die nunmehr eingeleitete Betrugsanzeige gegen die SG LL und die daraufhin angelaufenen Ermittlungen der Leipziger Staatsanwaltschaft.

Denn die BSG Chemie hat mittlerweile Strafanzeige wegen Betruges gestellt. Wie es kam? Die BSG dazu in einer heutigen Mitteilung: “Um weitere Irritationen in der Anhängerschaft, aber auch in der Öffentlichkeit zu vermeiden, nimmt der Vorstand der BSG Chemie Leipzig wie folgt Stellung: Fakt ist, dass der BSG Chemie Leipzig eine anhängige Zahlungsaufforderung der SG Leipzig Leutzsch in Höhe von 8.625 ?, welche aus zurückbehaltenen Betriebskostenvorauszahlungen der BSG Chemie Leipzig folgt, mit einer Fristsetzung 26.06.2013 und eine damit verknüpfte Androhung einer Versorgungseinstellung der Medien Strom, Wasser und Gas im Alfred-Kunze-Sportpark schriftlich vorliegt.” Soviel also derzeit zu den Forderungen seitens der SG Leipzig Leutzsch.
Die andere Seite: “Die BSG Chemie Leipzig hat über Monate Nachweise für die Betriebskosten eingefordert, um die Rechtmäßigkeit der pauschal angesetzten, anteiligen Betriebskostenvorauszahlung in Höhe von 2.500 ? überprüfen zu können.” Und diese nicht erhalten. Weiter heißt es zu den vollzogenen Konsequenzen seitens der BSG im Rahmen des Untermietsverhältnisses. “Nach Vorlage eines Teils der Belege und der Feststellung von z.T. erheblichen Veränderungen an Originaldokumenten und weiterer, gravierender Ungereimtheiten wurde Rücksprache mit Anwälten, Stadtverwaltung und Rechtsbehörden genommen.

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Infolge der Beratungen wurde auf Grundlage der uns vorgelegten Abrechnungsunterlagen ein tatsächlicher monatlicher Bedarf der BSG Chemie Leipzig von 920,59 ? ermittelt. Demzufolge wurden die monatlichen Betriebskostenvorauszahlungen auf 1.000 ? reduziert und regelmäßig gezahlt, da nur in dieser Höhe belastbare Belege seitens der SG LL vorlagen und deshalb davon auszugehen ist, dass diese Summe dem vertraglich festgelegten Kostenanteil von 23 Prozent der Gesamtbetriebskosten tatsächlich entspricht.”

Die Übersetzung, welche auch der Rechtsvertreter der BSG Chemie teilt: Was zu den laufenden Betriebskosten vertraglich vereinbart und belegt werden konnte, wurde bezahlt. Der Rest nicht.

Wiederholt habe man zudem “durch den Rechtsbeistand der BSG Chemie Leipzig im Detail über die Hintergründe informiert und die Vorlage korrekter bzw. weiterer Belege eingefordert.” Darüber hinaus scheint sich, bei der Richtigkeit der haltung der BSG das Schuldverhältnis eben gerade umgekehrt darzustellen. So hätte man mittlerweile “eine Forderung zur Rückzahlung der offenbar bis dahin zu viel gezahlten Beträge in Höhe von 9.119,88 ? zugestellt.”

Klingt ziemlich plausibel, fast als ob man in der eigenen Wohnung bei einer Prüfung der Betriebskostenabrechnung den Vermieter beim Zocken erwischt hätte. Doch was daraus ebenfalls folgen könnte, geht über dieses Beispiel weit hinaus. So schreibt die BSG heute zum weiteren Prozedere: “Auf Anraten der Rechtsbehörden wurde weiterhin Strafanzeige wegen Verdachts auf Betrug im Zusammenhang mit den offenbar manipulierten Abrechnungsunterlagen gestellt.”

Alles in allem also die Ouvertüre zum Tanz der Juristen unter verschärften Bedingungen einer Straftat. Während die BSG Chemie laut eigener Aussage Geld auf einem Anderkonto bereithält, um nach einer gerichtlichen Klärung der Vorwürfe unter Umständen noch Beträge nachzuzahlen, steht auf Seiten der SG LL ein nicht fertig gestellter Wildzaun und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Leipzig im Raum. Gegen eine drohende Abschaltung von Strom, Wasser und Telefon hat die BSG eine einstweilige Verfügung erlangt – das Licht bleibt also vorerst an. Bis die SG Leipzig Leutzsch den Worten auch Taten, sprich Belege für ihre weiteren Forderungen gegenüber der BSG Chemie folgen lässt.

Denn diese wird sie benötigen, um die einstweilige Verfügung gerichtlich vom Tisch zu bekommen und die eigene Lage ein wenig zu entspannen. Auf der anderen Seite des gleiches Tisches wartet jedenfalls der Betrugsvorwurf.

Die vollständige Mitteilung unter anderem auch zur Nachwuchsarbeit in Leutzsch als PDF zum download.

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