So langsam muss man sich Sorgen um die Handballer des SC DHfK machen. Vor der Minuskulisse von nur 1.048 Zuschauern verloren die Grün-Weißen am Dienstagabend gegen den Tabellenletzten SV Henstedt-Ulzburg mit 25:31 (15:11). Dabei geriet die zweite Halbzeit regelrecht zum Offenbarungseid - glatte 10 Tore ließen sich die Leipziger abnehmen. Trainer Uwe Jungandreas warnte vor schweren Zeiten.

Das letzte Tor in einem weitgehend trostlosen Spiel war symptomatisch. Noch einmal hatten die Gastgeber in einer leeren Arena Leipzig die Chance auf ein Tor und wieder leisteten sie sich einen Fehlpass. Statt Tor das Gegentor. Das 31. (!) In einem Heimspiel. Gegen einen Aufsteiger. Gegen eine Mannschaft, die bis dato nur einen Auswärtssieg verbuchen konnte. Gegen ein Team, das vor dem Spiel zwei Stunden im Stau stand (Vollsperrung auf der A9) und sich nur 20 Minuten warmmachen konnte. Erschreckend. Nicht umsonst warnte ein enttäuschter Trainer Uwe Jungandreas nach dem Spiel: “Wir müssen schnellstens zu den Grundtugenden zurückfinden, sonst gehen wir schweren Zeiten entgegen.”
Das Manko seines Teams, das wieder ohne Thomas Oehlrich, Eric Jacob (beide verletzt) und ohne den gesperrten Alexander Feld antreten musste, lässt sich schon bei einem flüchtigen Blick auf die Tabelle sehen: Minus 26 Tore weist das Torverhältnis auf. Auch gegen den weitgereisten Aufsteiger (350 Kilometer) kassierten die Gastgeber überdurchschnittlich viele Gegentore. Ein bedenklicher Wert. “Von der ersten Minute an fehlte uns wieder die Leidenschaft in der Abwehr”, bemängelte Uwe Jungandreas.

Doch noch sollte sich das nicht rächen. Nach elf ausgeglichenen Minuten führten die Gastgeber 7:4. Alles schien in Butter zu sein, auch wenn das Spiel nie eine große Leckerei der Handballkunst war und Henstedt-Ulzburg konstant am Rockzipfel der Heimmannschaft hängen blieb, erst kurz vor der Pause leicht abgeschüttelt werden konnte. Doch die vier Tore Vorsprung waren viel schneller aufgebraucht als die Fans in der Arena für möglich gehalten hätten. “Eigentlich wollten wir enger stehen und mit Emotionen verteidigen”, erklärte Jungandreas nach dem Spiel die Vorgabe für die 2. Hälfte. Es trat aber genau das Gegenteil ein. Nach 43 Minuten stand es 16:20. Die Gastgeber hatten ganze 10 Minuten und 25 Sekunden gebraucht, um ihren ersten Treffer in der Halbzeit zu erzielen. Dieser 9:1-Lauf der Gäste kippte das Spiel, die Führung blieb bis zum Ende in Gästehand. Auch, weil die Gastgeber in ihren Angriffsbemühungen zu nachlässig waren.

“Ich kann es mir selber nicht erklären”, blickte René Boese – mit neun Toren bester Torschütze – auf das gerade erlebte Desaster zurück. “Was in der zweiten Halbzeit passiert ist, hatte teilweise mit Handball nichts mehr zu tun.” Nichts anderes als ein Sieg hätte zur Debatte gestanden, dafür hätte man auch ein unschön anzusehendes Kampfspiel in Kauf genommen. Stattdessen war zu Beginn der zweiten Hälfte alles weg, was man sich in der Kabine vorgenommen hatte. “Wenn man zu Hause nicht mal gegen Henstedt gewinnt, dann haben wir noch ein schweres Jahr vor uns”, stimmt Boese in die warnenden Töne seines Trainers ein.

Es scheint offensichtlich: Der SC DHfK steckt in der ersten Krise seiner Zweitligazuhörigkeit und muss sich schnellstens fangen. Bis zum Jahresende stehen noch vier Spiele, drei davon gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte (Erlangen, Hildesheim, Rostock). Es ist an der Zeit, dass sich was dreht.
SC DHfK: Pulay (TH), Galia (TH) – Müller 1, Dietzmann 1, Emanuel 2, Streitenberger 1, Baumgärtel, Binder 3, Boese 8/2, Riehn 3, Prokopec 5, Telehuz, Göde 1.
SV Henstedt-Ulzburg: Noel (TH), Hampel (TH) – Hipler, Krügel, Pries 1, Kibat 6, Makowka 4, Kohnagel 1, Lang 3, Gersch 9/3, Lauenroth 5/1, Völzke, Thöneböhn 2, Liebe.

Schiedsrichter: Pawel Fratczak/ Paulo Ribeiro. Siebenmeter: DHfK 2/2, Henstedt-Ulzburg 6/4. Zwei-Minuten-Strafen: DHfK 3x, Henstedt-Ulzburg 2x. Zuschauer: 1.048 in der Arena Leipzig.
1. Bergischer HC (13 Spiele/ 22 Punkte/ +75 Tore)
:
10. HC Erlangen (13/ 13/ -4)
11. SC DHfK Leipzig (13/ 12/ – 27)
12. HG Saarlouis (14/ 12/ -26)
13. Eintr. Hildesheim (13/ 10/ -12)
14. ASV Hamm-Westf. (14/ 10/ -10)

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