In Frankreich ist es schon längst ein anerkannter Sport, in Deutschland ist Tischfußball gerade dabei eine Art Trendsport zu werden. Spielen kann im Prinzip jeder, vermehrt mittlerweile auch in Kneipen. Eine Leipziger Firma sorgt neuerdings dafür, dass auch im Freien - und ja - auch im Dunkeln gekickt werden kann - an unkaputtbaren Kickertischen.

Hanjörg Pfettscher könnte auch die nette Stimme aus den Baumarkt-Lautsprecher sein, die gerade die aktuelle Angeboten aus dem Prospekt vorträgt: Tragholme, unter Volllast höhenverstellbar, Beine einklappbar, feuerfest verzinkt, pulverbeschichtet, 160 Kilo schwer, Stangen aus Schweizer Federstahl… Nur die Bewerbung von Flutlichtmasten und eines besonderen Zählwerks passt da nicht so recht rein. Kein Wunder: Hanjörg Pfettscher und seine Freunde und Geschäftspartner Karsten Ackner und Justus Weber bauen keine Lade für Gehfaule oder Schwergewichtige, sie bauen Kickertische. Selbst. Mit Fluchtlicht. Aus Stahl. Outdoor, also für draußen. Wetterfest. Selten.
Es begann alles mit einer Geburtstagsfeier vor acht Jahren. Auf dem bereitgestellten Kickertisch konnte nur Rumpelfußball gespielt werden – den Herausforderungen nicht gewachsen und zudem nicht tauglich für eine Feier im Freien. Justus Weber und Karsten Ackner waren gefrustet und euphorisiert zugleich: Es muss doch auch möglich sein, einen Tischkicker für den Garten zu bauen. Ihr Glück: Gott hatte ihnen zwei rechte Hände gegeben, sie konnten ihre Idee selbst in die Hand nehmen und bauten mit Materialien aus ihrer Werkstatt nach Feierabend einfach selbst. Irgendwann hatten die Mitarbeiter des Titanick Theaters den ersten Kickertisch ihres Lebens fertig, nicht zu vergleichen mit den Modellen, die sie heutzutage bauen, aber schon damals mit Flutlicht.

Der Tisch mit dem Namen “Nummer Eins” kam gut an, wurde von Freunden und auch auf Benefizveranstaltungen einem mittlerweile achtjährigen Belastungstest unterzogen. Er steht immer noch. Dass es nicht bei einem Tisch blieb, sondern nur noch sieben andere die Werkstatt verlassen haben, ist einem pfiffigen Hannoveraner Gastwirt zu verdanken. “Mit ihm kam der Knackpunkt in der Entwicklung der Kickerschmiede max Hap”, erinnert sich Hanjörg Pfettscher, der in Wirklichkeit gelernter Bankkaufmann ist “der Wirt wollte einen Tisch für sein Restaurant haben, den wir ihm dann auch bauten.” 7.200 Euro netto kostet ein Tisch mit den eingangs erwähnten Vorzügen und Vorteilen. Kein Paar Socken, was man sich mal eben kauft. Aber wer kann schon sagen, er hat seinen Kickertisch mal in den Clara-Park oder einfach auf den Hof getragen und dort unter Flutlichtatmosphäre bis in die Nacht gekickert?
In der Leipziger Kicker-Kneipe Jet in der Arthur-Hoffmann-Straße steht Tisch “Nummer acht”, der Ball rollt über gemalte Erdbeeren und Bananen. Bei max hap gleicht kein Kicker dem anderen. Kneipier Michael Danielcik weiß die Qualität der Tische zu schätzen. “Es gibt auf dem Markt viele sogenannte ?Chinakracher’, also Tische, die billig produziert und verkauft werden, aber nichts aushalten. Auf den Kickertischen der Kickerschmiede läuft der Ball wie bei echten Turniertischen.” Danielcik, mitteldeutscher Vizemeister im Tischfußball, muss es wissen. Seit sechs Jahren trainiert er regelmäßig am Tischkicker, begann in einer Zeit, da Kickertische in Kneipen eher selten waren. “Im Café Cantona stand mal einer, aber der war nicht so gut.” Mittlerweile gibt es im Süden das Kicker’s Inn und eben seit Neuestem das Jet. “Und Eurosport2 hat im Januar mit der Übertragung der Weltmeisterschaften im Tischfußball hammermäßige Einschaltquoten erzielt, da wird es einen Schub geben”, ist sich Danielcik sicher.

Hanjörg Pfettscher und seine zwei Freunde wird es freuen. “Wir wollen mit unseren Kickern Leute vom Computer an den Tisch holen, denn dieser Sport hat neben Bewegung auch eine soziale Komponente: die Leute kommunizieren und interagieren miteinander. Das ist etwas zum Anfassen hier.” Deshalb auch der Name max hap, der weit davon entfernt ist, ein Personenname zu sein. “Es ist einfach eine Abkürzung für maximale Haptik”, passend zum Anspruch des Triumvirats, etwas zum Anfassen zu schaffen.

Derzeit ist es für alle drei nur ein Nebenjob, “aber langfristig wollen wir damit schon richtig Geld verdienen und es nicht mehr nur als Hobby betreiben.” Apropos Hobby: Fußballfan ist nur Pfettscher, der gebürtige Zwenkauer Ackner und Weber, geboren in Marburg, interessieren sich dagegen weniger für Bundesliga & Co. “Aber sie spielen wenigstens auch sehr gern und gut – Tischkicker.”

Info:
Wer keine 7.200 Euro netto ausgeben will, kann Tische auch für 140 Euro am Tag leihen und damit wild drauflos kickern, wo er will. “Von Nummer Eins gibt es Bilder, da schauen nur noch die Spielfiguren aus dem Schnee, aber wir können ihn immer noch benutzen.”

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