Dass sie zu ihren ersten Olympischen Spielen fahren darf, weiß Kanutin Tina Dietze seit ein paar Wochen. Gut gelaunt plauderte die gebürtige Leipzigerin über ihre Vorbereitung, die Erwartungen und Ziele für die Rennen auf dem Dorney Lake vor den Toren Londons.

In den beiden Bootsklassen K2 und K4 gab es zuletzt Weltcup-Erfolge, was heißt das für die Rennen auf dem Dorney Lake?
Die Erwartungen von außen sind natürlich hoch. Aber ich sage auch: Ich will die Goldmedaille und die Aussichten sind gar nicht schlecht. Vielleicht gibt es aber noch bei den Ungarinnen durch den deutlichen Rückstand in Duisburg oder den Polinnen Umbesetzungen. Mal schauen, wer uns da noch überrascht. Mit der Qualifikation ging für Franziska Weber und mich ein Traum in Erfüllung, es flossen ein paar Freudentränen in Poznan. Ein Sieg wäre schon eine schöne Belohnung für vier Jahre harten Trainings.

Der Deutsche Kanu Verband hat über die Rennstrecken bei vergangenen Spielen häufig zur Medaillenbilanz sehr ordentlich beigetragen. Auch daher kommt sicher ein bisschen Erwartungsdruck, überwiegt trotzdem die Vorfreude auf die erste Teilnahme?
Ja, ich freue mich riesig. Nicht nur auf die Wettkämpfe, auch auf die Atmosphäre im Olympischen Dorf. Ob die Schlussfeier so lustig wird, hängt auch von den Ergebnissen ab, aber entgehen lasse ich mir die nicht. Ein bisschen geschluckt habe ich, als Katrin Wagner Augustin sagte: “Der Vierer ist noch ungeschlagen, wir dürfen eigentlich in London nicht Zweite werden.”

Ist es leichter sich mit einer Bootspartnerin abzustimmen, als im K4 mit drei anderen Kanutinnen?
Das auf jeden Fall. Franziska und ich kennen uns schon lange, wenn sie vorne loslegt, ziehe ich fast automatisch mit. Und wenn wir mal einen kleinen Wackler haben, ist das schnell ausgeglichen. Bei vier Hintern im Boot ist das anders, auch wenn man mit vereinten Kräften schneller fährt. Die Feinabstimmung, bis alles im gleichen Rhythmus läuft, dauert ein wenig länger.
Nun sieht die Strecke recht offen gebaut und damit windanfällig aus, haben Sie da schon Erfahrungen sammeln können?
Beim vorolympischen Test 2011 sind wir schon dort gefahren. Der Wind kann schon ein Faktor sein, Boote die im Windschatten der Tribüne paddelten, hatten teilweise stärkere Zeiten. Andere mussten stärker gegen Wind von schräg vorne anpaddeln. Soweit ich weiß, versucht man das über eine Reduzierung auf acht Bahnen in den Griff zu kriegen. Je nach Wind bleibt dann die rechte oder linke Außenbahn frei.

Vor die Spiele in London hat der Europäische Verband noch die EM in Zagreb gesetzt. Wie gehen Sie diese Rennen an, die ja nicht der Saisonhöhepunkt sind?
Ich nehme kein Rennen auf die leichte Schulter. Auf Grund meines Ranglistenplatzes hätte ich auch schon ein Rennen zur Qualifikation für die Olympischen Spiele auslassen können und wäre trotzdem sicher dabei gewesen. Aber das ist nicht meine Art, es ist einfach wichtig, auch die Wettkämpfe mitzunehmen. Im Training kann man auch mal 500 Meter voll durchpaddeln, das ist aber ein Unterschied. Man hat keine Boote neben sich und auch der Druck der Konkurrenz fehlt.

Fahren Sie auch nicht-olympische Strecken oder liegt der Fokus klar auf den beiden Strecken, die auch in London angegangen werden?
Wir werden es vielleicht im K2 über die 200 Meter probieren. Erst wollte der Bundestrainer uns die 1.000 Meter fahren lassen, aber da haben wir abgewunken. Die lange Strecke ist taktisch ganz anders, da kann man nicht voll durchfahren. Auf 200 Metern kann man sich gut die nötige Schnelligkeit nach dem Start holen.

Dann wünschen wir viel Erfolg und weiter eine gute Vorbereitung!
Danke.

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