Nachdem das diesjährige Off Europa Festival im Mai kurzfristig verschoben werden musste, sind wir glücklich, nun einen Teil des Programms im Oktober nachholen zu können. In Leipzig und Chemnitz präsentieren wir vom 19. bis 24. Oktober 2020 ausgewählte Vorstellungen polnischer Künstlerinnen und Künstler.

Vor fast 30 Jahren gegründet ist das Festival für Zeitgenössische Darstellende Kunst eines der ältesten Theaterfestivals Sachsens. Off Europa widmet sich jedes Jahr einem anderen Land an der Grenze einer zentraleuropäischen Wahrnehmung und präsentiert Theater, Tanz, Film und Musik eine Woche lang in drei Städten. 2020 geht der Blick direkt nach Osten zu unserem Nachbarn Polen. In Dresden war eine Verschiebung terminlich leider nicht möglich.

Die eingeladenen Arbeiten bilden mit verschiedenen Themen, mit verschiedensten künstlerischen Mitteln eine Bandbreite von Leben und Lebensentwürfen ab, die ermöglichen, viel über das heutige Polen erfahren zu können. Die im Untertitel des Festivals angesprochene „Polnische Identität“ ist am Ehesten eine grundsätzliche Offenheit, mündend in eine Weltbefragung mit einem Blick, der nicht nur nach Westen gerichtet ist.

Der gerade jetzt die eigene Gesellschaft untersucht, hinsichtlich solch wichtiger Themen wie Freiheit und Selbstverwirklichung, Gleichberechtigung, Religion und – wichtiger noch – Teilhabe. Eine Neugier verbunden mit (Selbst-)Erkenntnis und Emanzipation.

Immerhin 12 Aufführungen erwarten Sie in zwei Städten und fünf verschiedenen Spielstätten. Dazu ein ganz besonderes Kinoprogramm in Leipzig und Chemnitz. Besonders freuen wir uns, den Klassiker Polska zu zeigen, in dem die Choreographin Agata Maszkiewicz fragt, ob eine Nation einen Körper haben kann.

Das Tanzstück The pure gold is seeping out of me untersucht das Thema Mutterschaft, weibliche Sehnsüchte treffen auf die eigene Unsicherheit, gesellschaftliche Dogmen und auf eine Realität körperlicher Qual.

Davor gibt die polnische Kritikerin Anna R. Burzyńska einem Vortrag Einblick in die polnische Theaterlandschaft.

Was mit einem Stück weltmusikalischen Erbes im minimalistischen Setting eines wenig theatralischen Galerieraumes (Galerie Borssenanger und Originalgrafik Thaler in Leipzig) passiert zeigt Rafał Dziemidok in Out of Season – Undancing Vivaldi.

Im Theater der Jungen Welt operiert Paweł Sakowicz mit Jumpcore an der gefährlichen Grenze von Kunst und Tod, während der in Polen umstrittene Karol Tymiński mit Begehren und Rauschhaftigkeit experimentiert.

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

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