Das Theater der Jungen Welt kehrt für einige Tage zurück ins Ariowitsch-Haus. So haben Zuschauer erneut die Möglichkeit, die Fabel "Der überaus starke Willibald" in dem jüdischen Kulturzentrum zu erleben, wo auch die Premiere stattfand. Die fruchtbare Kooperation zwischen TdJW und Ariowitsch-Haus, das vor zwei Jahren auch das Sommertheater beherbergte, wird damit fortgesetzt.

Das Stück, das hier erstmals als Puppentheater zu sehen ist, erzählt eine Parabel über den Aufstieg totalitärer Mächte und zeigt dabei Parallelen zu Diskussionen unserer Zeit auf: Ein Mäuserudel lebt fidel und zufrieden in einem liegengebliebenen Auto. Gibt es ein Problem, wird es ausführlich besprochen. Doch was ist, wenn eine Katze herumschleicht und schnelles Handeln lebenswichtig ist? In einem Moment der Verunsicherung putscht sich der überaus starke Willibald an die Macht. Er verspricht Sicherheit und Ordnung. Als unzufriedene Stimmen an das Mäuseohr des starken Führers dringen, erfindet er kurzerhand einen Sündenbock: Die Albino-Maus Lillimaus ist schuld an allem, was schiefgeht!

In der umgebauten Karosserie eines originalen Ford Anglia inszeniert Christian Georg Fuchs Aufstieg und Fall des angeberischen Mäuserichs Willibald – angelehnt an Hitlers Ernennung zum Reichskanzler 1933. Die Geschichte nach Willi Fährmanns Buchklassiker erschließt Motive und Themen der faschistischen Machtergreifung und öffnet sie für eine gegenwärtige Auseinandersetzung. “Der überaus starke Willibald” ist damit ein herausragendes Beispiel für kulturelle Bildung im Sinne von Toleranz und Weltoffenheit, die schon in jungen Jahren ansetzen muss.

Für Familien bietet sich besonders die Vorstellung am Samstag, den 14. November um 16 Uhr an, um sich gemeinsam auf das poetische, aber auch humorvolle Spiel der drei Spieler zu einem ernsten Thema einzulassen. Für uns der Theater-Tagestipp zum Wochenende.

DER ÜBERAUS STARKE WILLIBALD [6 plus]
Von Willi Fährmann | Textfassung: Irmgard Paulis und Jürgen Zielinski | Puppentheater |
Ariowitsch-Haus, Hinrichsenstraße 14, 04105 Leipzig

Regie: Christian Georg Fuchs | Ausstattung und Puppenbau: Christof von Büren | Dramaturgie: Lars Krüger
Mit: Nora-Lee Sanwald, Dirk Baum und Wilfried Reach

Aufführungen: Do, 12. November um 10 Uhr | Sa, 14. November um 16 Uhr

Karten für die Vorstellungen können unter 0341.486 60 16 oder auf http://www.tdjw.de reserviert werden.

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