Auf der Suche nach sicheren Sachwertanlagen in unruhigen Zeiten setzen viele vermögende Anleger auf Edelmetalle, wie Gold, Platin und Silber. Mit Osmium macht sich nun das achte, letzte und seltenste Edelmetall auf, den Edelmetallklassikern Konkurrenz zu machen. Wissenswertes über einen der letzten geheimnisvollen Stoffe unserer Welt.

In Zeiten von Kriegen und hohen Preisen bangen gerade etwas betuchtere Menschen um den Wert ihres Geldes. Die Sorgen sind nicht unberechtigt, wie die deutsche Wirtschaftsgeschichte zeigt. Gerade in solch bewegten Tagen ist seit jeher ein Rennen auf die Edelmetalle zu beobachten.

Folgerichtig schrammt der Preis für Gold im Winter 2023 an den historischen Höchstmarken – Gold ist nicht nur als hochwertiges Geschenk in Form von Ohrringen oder Halsketten für das Weihnachtsfest gefragt, sondern auch in Form von Barren, Münzen oder börsennotierten Rohstofffonds mit physischer Golddeckung.

Osmium rückt 200 Jahre nach seiner Entdeckung ins Rampenlicht

In den kommenden Jahren könnte Gold jedoch zunehmend Konkurrenz bekommen von einem anderen Edelmetall, das bis dato nur wenig Eingeweihten und Chemie-Kundigen ein Begriff war: Osmium. Im Jahr 1803 wurde das Platinmetall mit dem Elementsymbol „Os“ und der Ordnungszahl 76 entdeckt.

Doch erst jetzt startet das spröde, markant stahlblaue Metall in den Anlagemarkt. Im Gegensatz etwa zu Gold ist Osmium in kristalliner Form absolut formstabil. Es kann damit nicht mechanisch oder chemisch verändert werden. Das macht die Arbeit mit Osmium besonders herausfordernd – und einzigartig zugleich. Aufgrund seiner chemischen Eigenschaften kann Osmium nicht gefälscht werden.

Extrem selten

Jede Oberfläche des Osmiums mit ihrer eigenen kristallinen Struktur ist einzigartig und ähnelt dem menschlichen Fingerabdruck. Bereits bei der Größe von nur einem Quadratmillimeter beziffern Experten die Sicherheit von Osmium um 10.000-fach höher als bei einem menschlichen Fingerabdruck.

Osmium ist zudem absolut resistent gegen Korrosion, Strahlung oder Verfärbung. Auch wenn das Edelmetall bereits vor mehr als 220 Jahren entdeckt wurde, startet der weltweite Handel mit dem Metall erst jetzt und momentan wird es auf dem Parkett mit Argus Augen beobachtet. Ein Grund für den späten Handelsstart sind auch die schwierigen Produktionsbedingungen, aber auch das extrem seltene Vorkommen.

Osmium-Experte Ingo Wolf. Foto: Osmium-Institute

„Der Osmium-Markt könnte vermutlich in circa einem Jahrzehnt an Fahrt aufnehmen, denn bis dahin werden wesentliche Anteile des Rohosmiums ausgegangen sein“, sagt Ingo Wolf.

Er ist Direktor des Osmium-Instituts zur Inverkehrbringung und Zertifizierung für Osmium. Das Institut hat seinen Sitz im bayerischen Murnau am Staffelsee und wurde ins Leben gerufen, um einen einheitlichen Umgang beim Handel und bei der Verarbeitung von kristallinem Osmium als Schmuckmetall und Sachanlage auf Basis nachhaltiger Kriterien zu gewährleisten.

Experte Wolf: „Die Seltenheit ist ein Problem. Wir können noch rund mit 20 Tonnen Osmium rechnen, die zu fördern sein werden. Dabei fällt uns der Markt des durch Putin regierten Russlands gerade weg, da auch im Einkauf die Richtlinien des ESG gelten. Auch wir halten es für bedenklich, ein Regime in der Finanzierung eines Kriegs zu unterstützen, aus diesem Grund werden Osmium-Reserven aus Russland gerade nicht gekauft. Schätzungsweise betrifft das ein Fünftel der weltweiten Reserven des Metalls.“

Hinzu kommt: Längst nicht alle gelieferten Chargen an Osmium können tatsächlich genutzt werden, da sie in der Regel nicht den Anforderungen zur Kristallisation entsprechen. Die Qualitäten von 99,9 oder 99,99 Prozent mögen bei Metallen wie Gold oder Platin ausreichend sein. Das genügt bei Osmium dagegen nicht.

Wolf: „Die Waren, die gewonnen werden können, werden in der Schweiz kristallisiert und in Deutschland in den Formenschnitt gegeben. Dabei entstehen Sachanlagedisks, Sachanlagebarren und Inlays für Schmuckstücke. Diese Halbzeuge und Inlays werden dann auf den Nanometer herunter gescannt und in der Osmium-Weltdatenbank eingetragen. Damit kann kein gefälschtes Stück kristallinen Osmiums in den Markt gelangen, welches nicht entlarvt werden könnte.“

Asien gibt das Nachfrage-Tempo vor

Beim Einsatz von Osmium gibt es zwei zentrale Trends: Da ist erstens die Verwendung als Sachanlage und damit als Herausforderer zu klassischen Barren oder Münzen aus Gold. Wolf: „Das Wachstum in der Sachanlage springt gerade deutlich an, denn es kommen die Märkte China, Japan, Vietnam, Südkorea und weitere Staaten des Ostens hinzu“.

Kristalle aus 30 Metern noch mit bloßem Auge erkennbar

Apropos Funkeln, damit wären wir beim zweiten großen Verwendungsmarkt: der Schmuckindustrie. Osmium in kristalliner Form hat das Zeug dazu, zu dem Schmuck der High Society zu werden. Das liegt vor allem an der alles überragenden Strahlkraft, die die eines Diamanten in den Schatten stellt. Ingo Wolf: „Sie sehen die Kristalle des Osmiums mit bloßem Auge bereits aus einer Distanz von 30 Metern, wenn es direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Diese Fähigkeit hat es dem Diamanten, der das Licht bricht, voraus.“

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